Fußballbuch-Update Nr. 13: Von Madi Pry zu Talia DellaPeruta

Liebe Leserinnen und Leser! / Ciao a tutti!

Es ist unglaublich… Das Fußballbuch hat rund 7.100 km zurückgelegt und den Nordatlantik überquert. Es wurde von Madi Pry an Talia DellaPeruta weitergegeben, die es von Chapel Hill, North Carolina, nach Mailand, Italien, gebracht hat.

Talia hat sich die Zeit genommen, kurz zu erzählen, wie sie zum Fußball gekommen ist und was eines ihrer schönsten und denkwürdigsten Erlebnisse im Fußball war….

Was ich hier mit großem Respekt anmerken möchte: Ich war sehr beeindruckt, dass Talia mir das Interview nur wenige Stunden vor dem Endspiel der CONCACAF-Frauen-U20-Meisterschaft gegeben hat (das übrigens durch einen von ihr verwandelten Elfmeter gewonnen wurde letztlich 2:0 gegen Mexiko). Ich glaube nicht, dass das selbstverständlich ist. Trotzdem hat sie sich Zeit genommen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch auch wenn das Spiel zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Interviews schon eine Weile her ist zum Titel an Talia und ihr Team! Und an alle, die hier mitlesen: Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und Verfolgen der Reise des Buches!

Eure

Lisa Blue

P.S.: Bitte beachtet, dass das Interview den Stand vom 12.3. widergibt. Danke.

Hallo Talia, zunächst einmal vielen Dank, dass du dir vor eurem Finale Zeit für das Interview nimmst.

Danke, ja, wir sind super aufgeregt.

Fangen wir direkt an… Was hat Madi dir gesagt, was du in das Buch schreiben sollst bzw. warum hast du dich entschieden, an unserem Projekt teilzunehmen?

Ja, sie hat mir erzählt, dass dieses Buch an verschiedene Menschen in unterschiedlichen Ländern weitergegeben wurde, und das finde ich einfach supercool. Ich wollte ein Teil davon sein, weil ich denke, dass Fußball eine universelle Sprache ist, und wenn man nicht dieselbe Sprache spricht, dann können wir doch alle dadurch, dass wir das Spiel lieben, miteinander in Verbindung stehen. Ich halte das für eine wirklich coole Idee und möchte ein Teil davon sein. Ich freue mich darauf, weitere Geschichten in dem Buch zu lesen und auch meine eigenen Erfahrungen und das, was das Spiel mir gegeben hat, einzubringen. Ich finde es einfach eine wirklich coole Idee, die du dir ausgedacht hast, um viele Geschichten von Leuten aus der ganzen Welt darüber zu erzählen, wie das Spiel sie beeinflusst hat oder was sie daran lieben.

Könntest du bitte kurz etwas über sich selbst erzählen? Wie bist du zum Fußball gekommen, warum magst du ihn?

Ich habe mit drei Jahren angefangen, Fußball zu spielen. Mein Vater hat mich dazu gebracht, und das ist etwas, was er und ich zusammen gemacht haben. Ich habe es also genossen, Zeit mit ihm zu verbringen, und er hat mich im Garten trainiert, seit ich drei Jahre alt war. Ich habe es einfach geliebt. Ich lernte sehr schnell. Ich bin sehr wettbewerbsorientiert und mag es, mich zu messen und hart zu arbeiten, und ich liebe die technische Seite des Spiels, also habe ich viel geübt.

Ich spiele für die Universität von North Carolina. Ich bin im zweiten Studienjahr und gehöre auch zur U20-Jugendnationalmannschaft der USA. Mit dieser Mannschaft qualifizieren wir uns gerade. 

Du spielst also für Chapel Hill, richtig? Und jetzt machst du ein Auslandssemester in Italien oder wie funktioniert das? Madi Pry hat mir darüber geschrieben…

Ja, meine Assistenztrainerin ist eine wirklich gute Freundin der Cheftrainerin des AC Mailand-Teams. Sie hat also mit ihr gesprochen und meinte: „Hey, ich habe zwei Spielerinnen, die gerne im Ausland spielen und dort aufs College gehen würden. Hättest du etwas dagegen? Ich könnte sie für ein Semester zu dir schicken, während sie studieren…“ Ich habe also in Mailand an der Universität von Katalonien studiert und für die erste Mannschaft von Mailand gespielt.

Das ist großartig. Welche Erfahrungen hast du international gemacht? Du hast gesagt, dass du im Moment beim U20-Frauen-Turnier spielst, das in Santo Domingo ausgetragen wird. Kannst du ein bisschen von den letzten Tagen erzählen? Hast du Freundschaften mit Spielerinnen aus anderen Mannschaften, Nationen geschlossen? Vielleicht auch in den letzten Jahren?

Ja, ich war tatsächlich Teil der U14-, U15-, U17- und U20-Nationalmannschaft. In den letzten fünf Jahren war ich in der Nationalmannschaft und bin mit ihr in über 10, 15 Länder gereist, und so habe ich in verschiedenen Ländern definitiv viele Freundinnen aus anderen Teams gefunden. Ich habe einige Freunde auf Haiti, in Kanada, Mexiko und Puerto Rico.

Hast du schon etwas in das Buch geschrieben? Oder überlegst du noch, was du schreiben könntest?

Ich habe versucht darüber nachzudenken, was ich schreiben möchte, weil ich so viele Geschichten erzählen möchte und wie sehr der Fußball mich und so viele Menschen beeinflusst hat. Aber ich denke, ich schreibe über die verschiedenen Länder, in denen ich gewesen bin, die verschiedenen Kulturen, die ich kennen gelernt habe, wie Fußball uns alle zusammenbringt und wie wir ihn alle lieben. Und ich denke, ich werde auch ein bisschen über diese Erfahrung mit dem U20-Team schreiben, je nachdem, wie es heute läuft. Insgesamt war es ein sehr, sehr gutes Turnier für mich. 

Dann eine ganz andere Frage. Du weißt ja, dass Megan Rapinoe und ihre Mannschaftskameradinnen das Ziel der gleichen Bezahlung der Männer und Frauen durch den US-Verband erreicht haben und dass sie so hart dafür gekämpft haben. Wenn du etwas im Frauenfußball, international oder in den USA, ändern könntest, was wäre das?

Ich würde sagen, auf jeden Fall mehr Mittel für den Frauenfußball und damit vielleicht auch mehr Profiteams in den USA. Man hat begonnen, ein paar mehr WNSL-Teams [Women’s National Soccer League; Anm. von LS] zu gründen, das ist die Profiliga für Frauen in Amerika. Aber ich denke: Mehr Teams in den großen Städten würden dazu beitragen, jüngere Mädchen zu fördern, damit sie später einmal auf dieser professionellen Ebene spielen können.

Weißt du schon, in welchem Bereich du später einmal arbeiten willst? Es ist noch ziemlich früh, um ehrlich zu sein, aber willst du nach deiner Karriere im Fußball bleiben? Was denkst du im Moment?

Ich meine, es war schon immer mein Ziel, professionell zu spielen und Teil der US-Frauen-Nationalmannschaft zu sein. Ich spiele also noch viel länger Fußball. Ich möchte auf jeden Fall auch im Ausland Fußball spielen, deshalb freue ich mich sehr über diese zusätzliche Erfahrung, in Italien zu spielen. Und ich habe auch schon ein paar Wochen in Deutschland gekickt. Ich möchte auf jeden Fall im Nationalteam bleiben und in die A-Nationalmannschaft kommen. 

Kannst du dir vorstellen, später einmal Trainerin zu werden?

Ich glaube, als ich jünger war, in den Jahren vor Heather O’Reilly, hätte ich „nein“ gesagt. Aber jetzt möchte ich auf jeden Fall Assistenztrainerin oder Cheftrainerin am College werden. Wie Heather O’Reilly. Sie ist ein Vorbild für mich. Ich glaube, sie hat mich echt beeinflusst, sie war meine Trainerin. Ich möchte die Mädchen wirklich motivieren und eine Art Vorbild sein und ihnen dabei helfen, ihre sportlichen Fähigkeiten zu entwickeln.

Was fasziniert dich am meisten am Fußball? Er ist wie eine Sprache für alle. Magst du es auch, wirklich ein Team zu sein, dich weiterzuentwickeln, oder was gefällt dir am meisten am Spiel selbst?

Ich mag es, wie viel man über sich selbst und andere lernen kann. So wie man in einem Team arbeitet. Man entwickelt viele Führungsqualitäten wie Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Kreativität, wie man in jeder Umgebung man selbst sein kann. Das sind einige Dinge, die ich wirklich während meiner Zeit im Fußball gelernt habe und die ich immer noch zu verbessern versuche.

Ich habe auch mit Anson [Dorrance; Trainer; Anm. von LS] von Chapel Hill gesprochen und ich war sehr beeindruckt von den Möglichkeiten dort. Würdest du sagen, dass es für Frauen am besten ist, in den USA Fußball zu spielen, weil es dort College-Teams gibt? Ihr habt großartige Einrichtungen. Die USA sind sehr weit mit ihren Möglichkeiten, und ich denke, dass die USA in einigen Bereichen in der Entwicklung viel weiter sind. Sie tun so viel für euch oder ist das ein falscher Eindruck von mir?

Nein, nein, du hast völlig recht. Das Spiel wächst in Amerika, was im Frauenbereich wirklich toll ist. Das heißt, es werden Frauen-Profiteams gegründet, die vielen Spielerinnen helfen, die nächste Stufe zu erreichen. Denn wir haben viele Talente in Amerika. Wir müssen sie nur weiter fördern und ihnen einen Ort bieten, zu dem sie kommen können.

Wie ist es hinsichtlich des Respekts? Ich glaube, es gibt auch Männerteams an den Colleges. Respektieren sie sich gegenseitig oder sagen sie so etwas wie „Oh, die Frauen…“ und so weiter – denn ich glaube, ihr seid viel weiter als wir hier in Deutschland. Wenn man sich die erste deutsche Liga anschaut, die 1. Bundesliga, dann sagen sie – natürlich nicht alle, aber ich habe es oft gehört –  so etwas wie: „Oh, Frauenfußball…, hm, …naja, …“ Es ist schon ein bisschen crazy hier, um ehrlich zu sein. Sie müssen wirklich für ihre Rechte oder für den Respekt kämpfen.

Ich glaube, in den USA ist das nicht so. In Deutschland haben die Männerteams die Frauenteams nicht so sehr respektiert, als ich dort gespielt habe. Aber in den USA respektiert die Männermannschaft das Frauenteam.

Gibt es einen besonderen Moment in deiner Karriere, der dir am besten gefallen hat? Du hast viele Turniere erlebt und wegen des Fußballs viele Menschen aus der ganzen Welt getroffen. Gibt es eine besondere Geschichte, an die du dich erinnerst und von der du sagen würdest: „Oh, das war wirklich, wirklich besonders und großartig“?

Das ist wirklich schwierig. Vielleicht würde ich sagen, als ich bei den U15-Qualifikationsturnieren der CONCACAF war. Wir waren dort bei einem Turnier und alle Mannschaften waren auf demselben Platz. Meine Mannschaft hat sich mit der Mannschaft von Trinidad und Tobago unterhalten und Spaß gehabt. Sie wollten mit uns mitmachen. Also haben wir alle zusammen getanzt, bevor wir gegeneinander gespielt haben. Das war etwas ganz Besonderes.

Ein anderes Mal waren wir, glaube ich, in Südkorea. Wir wohnten in der gleichen Einrichtung wie die südkoreanische Nationalmannschaft. Sie hatten einen Tischtennisraum und wir haben ein großes Turnier mit den Südkoreanerinnen veranstaltet, um zu sehen, wie wir mithalten können. Es hat sehr viel Spaß gemacht, sich mit ihnen in einer anderen Sportart zu messen.

Aber sie sind wirklich gut im Tischtennis, oder?

Sie waren sehr gut, sie haben uns natürlich geschlagen.

Habt ihr bei der aktuellen Meisterschaft in der Dominikanischen Republik auch ein besonderes Erlebnis rund um den Fußball oder eine besondere Begegnung mit einem Menschen gehabt?

Ja, wir haben in unserem zweiten Spiel gegen Puerto Rico gespielt. Da kam ein Mädchen zu mir und sagte: „Hey, ich finde, du bist eine tolle Spielerin…. Wäre es für dich in Ordnung, wenn wir ein gemeinsames Foto machen?“ Sie spielt in Puerto Rico. Das war wirklich, wirklich cool.

So süß.

Natürlich gab sie mir auch eines ihrer Trainingsshirts und lächelte…

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich wollte nicht so viel mit dir reden, weil du heute das Finale hast.

Sehr gerne.

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