Start des Projekts: „Ein Fußballbuch reist um die Welt“

An alle Fußballbegeisterten!

Endlich ist es soweit: Ich darf verkünden, dass heute eines der wohl verrücktesten Fußballprojekte offiziell an den Start ging. Monatelang haben wir darauf hingearbeitet und JETZT hieß es „Anpfiff“! Aber alles der Reihe nach…

Liebe Fußballfans!

Was haben Urs Meier und meine Wenigkeit gemeinsam? Richtig, die Liebe zum Fußball. Und seit heute ein wirklich verrücktes Fußballprojekt für einen guten Zweck, das now – ab sofort – maintenant – an den Start geht…Und NUR dann zustande kommt, wenn ALLE Beteiligten an einem Strang ziehen!

 

Entstehung der Projektidee

Es war kurz vor meinem Umzug 2016. Ich hatte meinem besten Freund mein Freundschaftsalbum in die Hand gedrückt und ihn gebeten, hineinzuschreiben. „Das wäre eine schöne Erinnerung“, meinte ich. Kurze Zeit später fiel mein Blick auf ein Kinderbuch von Dietmar Brück und Ulla Klopp, in welchem ein Fußball durch verschiedene Kontinente reist. Es machte „Bääääm“ in meinem Kopf. Ich dachte an meinen leider inzwischen verstorbenen Fußballpaten Wolfgang Schlosser, der folgende Aussage lebte: „Fußball verbindet Menschen“. Diese drei Komponenten verknüpfte ich und prompt entstand die Idee, ein Fußballbuch um die Welt zu schicken. Leer, nur mit ein paar Fairness- bzw. „Spielregeln“ vorne drin. Und das für einen guten Zweck: Das Buch sollte – sobald die letzte Seite geschrieben ist – zu mir zurückgesandt werden und dann von Unternehmen oder Vereinen gegen eine Spende für den guten Zweck ausgeliehen werden dürfen. Die Auswahl der Unternehmen etc. und die Auswahl, an welche guten Zwecke die Spenden gehen sollten, sollte durch eine Jury erfolgen, bestehend aus dem Ex-FIFA-Schiedsrichter Urs Meier, dem Sportjournalisten Armin Wolf und mir. „Ob das gut geht? Ist das möglich oder zu verrückt?“. Diese und noch mehr Fragen schossen mir durch den Kopf. Dann dachte ich an die früheren Worte meines Fußballpaten: „Man muss sich einfach trauen. Wenn man eine Idee hat, muss man sie verwirklichen“. Und so begann eine verrückte Geschichte nach der anderen, die nun schließlich zum Start des Projekts führte…

 

Urs Meiers Zusage und die Gestaltung des Buchumschlags

Johanna Busch und Felix Schneider
Johanna Busch und Felix Schneider malten ehrenamtlich die Bilder für die Vorder- und Rückseite des Buches. Foto: Werner Müller

Ich erzählte Urs Meier von meiner Idee. Er zeigte sich sofort begeistert und sagte gleich seine Unterstützung zu. In den kommenden Wochen und Monaten tüftelte ich, wie das Buch am besten aussehen könnte. Nach erfolgloser Suche in diversen Schreibwarenläden (sogar im Ausland…) entschied ich mich dazu, ein neues Buch binden zu lassen. Tack. Erledigt. Es ging weiter… Da das Buch für Internationalität und Vielfalt – mit Fußballbezug – stehen sollte, war klar: Die Vorder- und Rückseite sollen gestaltet werden. Da sich meine künstlerische Begabung auf Strichmännchen beschränkt, brauchte ich dringendst Unterstützung. Nach kurzer Überlegung kontaktierte ich meinen früheren Lehrer, Werner Müller. Schnell waren Johanna Busch und Felix Schneider von der  Albert-Schweitzer-Realschule Regensburg mit an Bord. Ich beschrieb kurz, worum es ging und wie das Ganze grob aussehen könnte. Sie selbst hatten letztendlich gestalterische Freiheit. Ich wollte mich überraschen lassen und das wurde ich definitiv! „Wow! Super, klasse“, stieß ich vor Begeisterung vor dem Lehrerzimmer hervor.

 

Von den Spielregeln bis zur Übersetzung

Der nächste Punkt stand auf dem Plan: Spielregeln formulieren. Damit das Projekt überhaupt eine Chance hat, sollte auf den ersten Seiten des Fußballbuches erstmal erklärt werden, worum es geht und was erlaubt ist und was nicht. Schlussendlich soll ein Buch entstehen, in welches Fans, Ehrenamtliche, Schiedsrichter, Trainer/-innen, Spieler/-innen, Sportwissenschaftler/-innen, Sportjournalist(-inn)en, Fanprojekt-MitarbeiterInnen, SportpsychologInnen, Zeugwarte, Geschäftsführer von Profi- und Amateurvereinen aus den unterschiedlichsten Ligen und Ländern hineingeschrieben haben (maximal zwei pro Verein). Jede/-r Schreibende sollte das Buch maximal drei Wochen lang behalten und soll es dann an jemanden, dem sie/er vertraut, weitergeben (oder weitersenden). Entstehen soll ein kreatives Buch, in das hineingeklebt, gezeichnet, gemalt und geschrieben werden darf. Davon, wie es schlussendlich aussehen wird, soll vorher NICHTS feststehen. Ich bitte die Schreibenden hiermit (bzw. in den Spielregeln), mich kurz zu kontaktieren, sodass ich euch auf meinem Blog darüber informieren kann, wo sich das Buch gerade in etwa befindet (Geschichten hierzu sowie Fotos sind auch gerne gesehen). Zudem möchte ich sie hiermit bitten, mir per E-Mail eine Kopie/ein Bild/einen Scan in hoher Auflösung von den fertigen Seiten zu senden, sodass wir abgesichert sind, falls beim Versand etc. etwas schiefgehen würde. Notfalls könnten wir so die Seiten drucken und ich könnte sie nochmal zu einem neuen Buch binden lassen.

Nach ein paar Stunden stand der „Leitfaden“. Nun musste ich mir noch Menschen ins Team holen, die am besten Muttersprachler waren und die Spielregeln auf Spanisch, Französisch und Englisch übersetzen konnten. Schließlich fand ich schnell ganz tolle Unterstützer: Carolina J. Mondi, Philippe Matic Arnauld des Lions und Jürgen Schreiner. Von Anfang an stand die Botschaft des Buches fest: „FUßBALL VERBINDET MENSCHEN“. Die zentrale Frage lautet: „Schaffen WIR alle es GEMEINSAM, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, das den TEAMgeist im Fußball international WIDERSPIEGELT?“. Im April war das Buch startbereit, ich fuhr nach Augsburg und übergab es dort Urs Meier. Wir beschlossen, das Projekt während der WM „anzupfeifen“, da uns dies als geeigneter Zeitpunkt erschien (wir möchten mit dem Buch Zeichen setzen…!).

 

Urs Meier und Lisa Schatz_Buchübergabe in Augsburg
Im April war es soweit: In Augsburg habe ich Urs Meier das Fußballbuch übergeben, das nun um die Welt reisen soll. Wir hoffen, dass es klappt und sind gespannt! Foto: Lisa Schatz

Schirmherrschaft durch Urs Meier

Damit das Projekt etwas bekannter wird und dessen Hintergrundgedanke und Botschaft noch stärker transportiert werden, wollte ich mir noch einen Unterstützer ins Boot holen, der meines Erachtens für die Werte des Fußballbuchs und für die Grundwerte des Fußballs steht. Und wer würde da besser passen als der ehemalige FIFA-Spitzenreferee Urs Meier? Wie erwähnt sagte er umgehend zu.

DANKE AN ALLE HELFER/-INNEN!!!“

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal herzlich bei den beiden Künstlern, beim Übersetzerteam, bei Werner Müller, Urs Meier und Armin Wolf und allen Koordinator(-inn)en für ihre großartige Unterstützung bedanken!

 

JETZT GEHT’S LOS!“

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Urs Meier übergab das Fußballbuch heute an Ex-Profi Gernot Rohr. Foto: Urs Meier; bearbeitet von Lisa Schatz

Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter gab heute um 15:45 Uhr den offiziellen Anpfiff für das internationale Projekt, indem er das Fußballbuch in Baden-Baden an Gernot Rohr übergab. Ich hoffe, dass alle, die das Buch erhalten, an einem Strang ziehen, verantwortungsvoll damit umgehen, es zuverlässig weitergeben, mir das Geschriebene etc. zur Absicherung als Kopie senden, und uns auf dem Laufenden halten, wo es sich in etwa befindet und welche Geschichten sie evtl. auf Grund des Buches erlebt haben…NUR DANN, WENN ALLE ZUSAMMENARBEITEN, KANN DIE IDEE KOMPLETT UMGESETZT WERDEN!!! Lasst uns zeigen, dass eine solche TEAMWORK heutzutage noch möglich ist, und das international!

Ein Fußballbuch geht um die Welt_Bild_Buchrückseite
Die Rückseite des Fußballbuchs. Ein wunderschönes Bild von Johanna Busch. Foto: Lisa Schatz

Lasst uns das bitte gemeinsam anpacken, denn FUßBALL VERBINDET MENSCHEN! Meiner Meinung nach können wir auch damit gerade in dieser Zeit ZEICHEN SETZEN.

Erwähnen möchte ich noch, dass jede/-r, die/der bislang am Buchprojekt beteiligt war, dies zu 100% EHRENAMTlich gemacht hat.

Für den Fußball!

Lisa Schatz

Im Anschluss findet ihr mein Kurzinterview mit Urs Meier über das Fußballbuchprojekt.

 

Herr Meier, warum haben Sie sofort „ja“ zur Unterstützung des Projekts gesagt?

Urs Meier mit dem Fußballbuch (4)
Schirmherr Urs Meier mit seinem Eintrag im Fußballbuch. Foto: Urs Meier

Ich bin von dem Projekt unglaublich überzeugt – es verbindet im Fußball unglaublich. Dann ist es auch noch für einen guten Zweck. Vor allem ist es einfach ein spannendes Projekt – wo geht es durch? Also, durch die Welt. Ich finde das mega spannend. Das ist genau das, was Fußball im Prinzip ausmacht: Dieses Weltumspannende, dieses zum Teil auch nicht Vorhersehbare, Vorhersagbare, Vorherschaubare. Und das verkörpert das Buch eigentlich genau.

Was müsste passieren, dass Sie sagen: Jetzt ist das Projekt erfolgreich verlaufen?

Wenn das Buch dich als Initiatorin erreicht hat, wenn es alle möglichen Spieler erreicht hat, und dann einfach gefüllt ist, wieder zurück in deinen Händen ist und dann für einen sehr guten Zweck ausgeliehen wird und da auch noch richtig Geld reinfließt. Das alles eigentlich. Dann ist das Projekt auch genau so abgelaufen, wie wir alle uns das gewünscht und vorgestellt haben.

Warum haben Sie „trotz der Verrücktheit des Projekts“ zugesagt?

Weil ich verrückte Ideen schon immer, a priori, gut finde. Schlussendlich war für mich sonnenklar: Da will ich dabei sein, dieses Projekt will ich unterstützen. Zudem ist es ja von dir und du bist ja eine junge Frau, die das voller Leidenschaft und Enthusiasmus für den Fußball macht. Und wenn man das nicht unterstützt, dann weiß ich auch nicht…

Was bedeutet das Fußballbuchprojekt für Sie – vielleicht auch nochmal, wenn Sie es in Verbindung mit Ihrer Karriere sehen?

Ich denke, dass wir genau diese Verbindung zu Idolen und zum aktuellen Fußball schaffen. Eine Verbindung schaffen zum aktuellen Fußball, das hört ja auch nicht auf. Der Fußball entwickelt sich zwar, aber nicht alles – ob das jetzt Schiedsrichter, Trainer oder Studierende sind – die haben ja alle irgendwo, die sind ja alle im Werk Fußball drinnen und das verbindet ja auch. Das ist einfach spannend. Das ist der Fußball, das ist das Leben, und da einfach einen Teil dazu beizutragen – das find ich toll.

                                                                            Wofür steht das Buch Ihrer Meinung nach?

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Die Vorderseite des Fußballbuchs, gemalt von Felix Schneider. Foto: Lisa Schatz

Es sollte für das stehen, wofür der Fußball steht: Für Offenheit, in allen Bereichen des Lebens – gegenüber anderen Kulturen, anderen Hautfarben, Religionen. Es sollte für FairPlay und für das Andersdenken stehen – dass man eben auch die Schwachen, die das Glück nicht haben, dieses wunderbare Hobby ausüben zu können, dass man die nicht vergisst, dass man sie auch unterstützt mit dieser Aktion. Dafür steht das Buch.

Vielen Dank für das Interview, Herr Meier.

Bitte, sehr gerne.

Celia Šašić: Ex-Profi, Mutter, Studentin und sozial engagierte Frau

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Celia Šašić (Mitte; damals 1. FFC Frankfurt) lässt Milla Fischer vom VfL Wolfsburg hinter sich. Foto: imago

Sie spielte für Bad Neuenahr und für den 1. FFC Frankfurt, gewann den DFB-Pokal, die Champions-League sowie die Olympische Bronzemedaille: Celia Šašić. Doch was sich leicht liest, war harte Arbeit. Als weiblicher Fußballprofi war es für sie selbstverständlich, neben ihrer sportliche Karriere zu arbeiten – oder, wie sie sagt: „Ich wollte eine Ausbildung machen und nebenbei noch Fußball spielen“. Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation hat Europas Fußballerin des Jahres 2015 ein Studium der Kulturwissenschaft begonnen, das sie demnächst abschließen möchte. Bevor sie jedoch ihre Bachelorarbeit anmeldet, ist sie rund um die Uhr für ihre kleine Tochter Mila da. Im Interview erzählt Celia Šašić, warum sie sich für ein Studium entschieden hat, weshalb sie sich sozial so stark engagiert und was sie fußballbegeisterten Mädchen mit auf den Weg geben möchte…

Frau Šašić, zunächst zwei Fragen zu Ihnen und Ihrem Kind. Wie geht es Ihnen und Ihrer Tochter und wie genießen Sie den Alltag?

Uns geht’s wunderbar und der Alltag ist vollkommen anders als zuvor, aber sehr sehr schön und mit sehr viel Spaß verbunden. Es ist einfach ein ganz anderes Leben, wunderschön.

Wächst Mila mehrsprachig auf?

Ja, ich spreche deutsch und französisch mit ihr und mein Mann spricht kroatisch und deutsch mit ihr.

 

Ausbildung, Studium und Fußball

Nun zu Ihrem Werdegang. Sie haben parallel zu Ihrer Karriere als Fußballspielerin eine Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation absolviert und ein Studium der Kulturwissenschaft begonnen. Wie bekommt man das alles unter einen Hut?

In erster Linie war es wichtig, einen sportlerfreundlichen Arbeitgeber zu haben. Auch in der Uni war es bedeutend, Unterstützung zu erhalten: Zum Beispiel, dass ich die Prüfungen an anderen Terminen nachschreiben konnte. Als in meiner Ausbildungszeit größere Turniere anstanden, habe ich ohne Probleme frei bekommen. Man muss schon auch im Vorfeld mit dem Arbeitgeber klären, ob das alles so machbar ist oder nicht. Man braucht jemanden, der einen unterstützt, weil das sonst so in der Form nicht möglich wäre.

Wie sind Sie darauf gekommen, eine Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation zu absolvieren?

In der Schulzeit wissen viele nicht: Was soll ich machen, in welche Richtung soll es gehen? Ich habe mich immer für Marketing interessiert und wollte wissen, wie es in dem Bereich ist. Bei Lotto Rheinland-Pfalz, das damals Sponsor in Bad Neuenahr war, habe ich dann die Chance bekommen, diese Ausbildung zu machen. Diese habe ich dankend angenommen, um einen Einblick in dieses Berufsfeld zu erhalten und zu schauen, was das wirklich ist.

Nach Ihrer Ausbildung haben Sie ein Studium der Kulturwissenschaft begonnen. Was genau hat Sie dazu motiviert?

Ich habe mich für den Studiengang entschieden, weil er mich wirklich vom Thema her interessiert hat. Vom Inhalt her wollte ich meinen Horizont erweitern. Ich habe das Studium nicht begonnen, um dann einen bestimmten Beruf zu ergreifen, sondern es war wirklich für mich für meinen Kopf, für meinen Geist, für mein Interesse.

Wie gefällt Ihnen das Studium und welche Inhalte haben Ihnen besonders viel Spaß gemacht?

Mir gefällt das Studium sehr gut, weil es für mich ein Ausgleich zum Fußball war. Mir fehlt jetzt nur noch die Abschlussarbeit. Für mich war das Inhaltliche, vor allem der Themenbereich „antike Philosophie“, am spannendsten. Ansonsten finde ich es gut, dass das Studium sehr breitgefächert ist. Auf eine gewisse Art und Weise gehört ja alles zur Kultur. Da war alles mit dabei: Medienwissenschaft, Ethnologie, Philosophie.

Sie sprechen mehrere Sprachen. Waren diese im Studium wichtig?

Das meiste war auf Deutsch. Ab und an gab es mal Texte auf Englisch, aber man musste keine zwei, drei Sprachen sprechen, um dort voranzukommen.

Worüber werden Sie voraussichtlich Ihre Bachelorarbeit schreiben? In einem Interview hatten Sie mal erwähnt, Platon aufgreifen zu wollen.

Ich habe mir in den vergangenen Wochen keine Gedanken darüber gemacht, weil ich erstmal mit meinem Kind ausgelastet bin. Aber das Thema hat mich sehr stark interessiert und deshalb werde ich es auch in der Abschlussarbeit thematisieren, denk ich mal.

 

„Wenn man verletzt ist, unterstützt einen niemand“

Dann zum Thema „Plan B – Karriere neben bzw. nach dem Profifußball“. Wie unterscheidet sich in der Hinsicht der Männerfußball vom Frauenfußball? Meiner Meinung nach zollt es höchsten Respekt, was die weiblichen Profis leisten, was Sie geleistet haben. Ohne Ausbildung oder Studium neben dem Job geht es bei den meisten gar nicht. Vielleicht können Sie ein bisschen beschreiben, was Sie von den Männern mitbekommen? Ob diese für „ein Leben nach dem Profifußball“ planen oder das komplett außer Acht lassen?

Grundsätzlich ist es schon schwierig. Im Frauenfußball sind nicht alle Profis, sag ich mal so. Klar, wenn man für die Nationalmannschaft und auch in einem „richtigen Verein“ spielt, dann kann man auch schon so viel verdienen, dass man sozusagen „Profi“ ist. Aber trotzdem muss man – oder ich sage mal – sollte man eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium haben oder zumindest beginnen, weil man nicht weiß, wie lange die Karriere im Fußball dauert. Wenn man verletzt ist, dann unterstützt einen niemand. Was klar ist, ist, dass man nach der Karriere nicht so ausgesorgt hat wie es bei einigen Männern der Fall ist.

Wird man von den Vereinen speziell gefördert? Sagen die Trainerinnen und Trainer auch mal, dass man Wert auf eine Ausbildung oder ein Studium legen soll oder ist es völlig legitim für die Spielerinnen, dass sie dahingehend etwas tun?

Das unterscheidet sich natürlich von Verein zu Verein, da werden die Schwerpunkte sehr unterschiedlich gesetzt. Irgendwie ist es im Frauenfußball selbstverständlich, eine Ausbildung zu absolvieren oder zu studieren, da es noch nicht so lange den weiblichen wirklichen Profifußball gibt. Also, als ich mit dem Fußball spielen angefangen habe: Ich weiß nicht, wie viele bzw. wenige damals nur vom Fußball gelebt haben. Da gab es sehr, sehr wenige, – wenn überhaupt. Die haben alle nebenbei noch gearbeitet. Da wurde eben nach der Arbeit noch trainiert. Man hat gespielt und ist praktisch vom Spiel heraus wieder zur Arbeit gegangen. Das war selbstverständlich. Jetzt ist es so, dass die jungen Mädels direkt von der Schule in dieses „Profi sein“ hineinkommen. Aber grundsätzlich ist es, ich sag mal in der „Szene“, selbstverständlich, weil jede weiß: Ohne Ausbildung oder Studium geht’s nicht. Man steht sonst blöd da, wenn man verletzt ist, aufhören muss und die Karriere beendet ist, ohne sagen zu können: „So, jetzt hab ich so viel verdient, das hat sich gelohnt“.

Ist Ihnen das noch einmal mehr bewusst geworden, als Sie auf Grund eines Schienbeinbruchs ein Jahr lang pausieren mussten? Redet man dann mehr mit den Kolleginnen über die Thematik „Plan B“?

Für mich war es eine Selbstverständlichkeit zu arbeiten, deswegen hat mich die Verletzung nicht bestärkt zu arbeiten. Für mich war das ganz normal: Ok, ich mache meine Ausbildung und dann mein Studium. Es war nicht so, dass ich gesagt hätte, ich müsse nebenher noch etwas Vernünftiges machen, sondern es war so, dass ich mir dachte: Ich mache eine Ausbildung und spiele nebenbei noch Fußball. Ich konnte so gut Fußball spielen, dass es zu meinem Beruf geworden ist, aber ich habe mich nicht für den Beruf Fußballprofi entschieden. Es hat sich einfach so entwickelt.

Jetzt möchte ich einen großen Sprung machen. Sie sind seit mittlerweile über zehn Jahren DFB-Integrationsbotschafterin. Welche Aufgaben haben Sie als solche?

Vor allem versuche ich Mädchen zu motivieren, Fußball zu spielen. Ich mache ganz viel Vielfältiges. Berichten, unterrichten, in die vielen verschiedenen Verein zu gehen und vielleicht auch zu Schulen zu fahren und sie dazu zu motivieren, die Projekte weiterzumachen, die sie gestartet haben. Auch die Integrationspreisverleihung gehört zu meinem Aufgabengebiet. Im Moment habe ich nichts auf der Agenda stehen. Ich werde immer wieder angefragt und muss derzeit gucken, wie es sich mit meiner Tochter vereinbaren lässt. Ich denke mal, dass da auch in Zukunft noch viel passiert.

 

Celia Šašićs soziales Engagement

Sie setzen sich auch für die Theo-Zwanziger-Stiftung und das Projekt „Girls for Hope“ ein. Was genau steckt dahinter?

Grundsätzlich habe ich viele Projekte unterstützt: Gerade für Projekte für Kinder bin ich immer sehr leicht zu haben, weil ich Kinder einfach sehr gerne hab. Deshalb habe ich mich in vielerlei Hinsicht für solche eingesetzt. Meine Einsätze gehen nie über einen längeren Zeitraum, sondern sind immer projektbezogen.

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Celia Šašić spielte über zehn Jahre für die deutsche Nationalmannschaft. Foto: DFB

Dann zur Nationalmannschaft. Haben Sie noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Teamkameradinnen?
Ich habe noch Kontakt zu einigen Spielerinnen, wir haben ja viel Zeit miteinander verbracht. Ich verfolge das Ganze noch vom Fernsehen aus und freue mich, wie es bei dem Team gerade läuft.

 

„Ich würde gerne im Sportbereich bleiben“

Sie hatten in einem Interview angeführt, dass Sie sich auch vorstellen könnten, als Managerin im Frauenfußball zu arbeiten, um das Ganze besser strukturieren zu können. Ist das mittelfristig Ihr Ziel oder sagen Sie, Sie konzentrieren sich jetzt erstmal auf die gemeinsame Zeit mit Ihrem Kind und schauen spontan, was kommt?

Aktuell kümmere ich mich um das Kind. Ich kann mir vorstellen, danach irgendwo hineinzuschnuppern. Ich habe mein Leben lang Fußball gespielt und hatte dadurch nie Zeit, Praktika zu machen, um herauszufinden, was für mich in Frage kommt. Zunächst möchte ich etwas ausprobieren und gucken, in welche Richtung es für mich in Zukunft gehen soll. Ich würde gerne im Sportbereich bleiben. Ob es dann in einer Managerposition ist oder in irgendeiner anderen Art mit Fußball zu tun hat, wäre schön, da ich dann in dem Bereich arbeiten könnte, den ich gerne mag.

Könnten Sie sich auch vorstellen, als Trainerin tätig zu sein?

Das, was ich mir im Moment nicht unbedingt vorstellen kann, ist es, Trainerin im Seniorenbereich zu sein. Aber ausschließen, dass sich das in den nächsten Jahren ändert, würde ich es nicht. Was ich mir schon eher vorstellen könnte ist, als Trainerin im Kinder- und Jugendbereich zu arbeiten. Ich weiß nicht, ob sich das in zwei, drei Jahren ändert. Grundsätzlich möchte ich mich erstmal ein wenig ausprobieren.

Haben Sie in Ihrer aktiven Profizeit einen Hype wahrgenommen, dass nach der WM 2003 oder 2007 deutlich mehr Mädchen und Frauen Fußball spielen wollten?

Von dem Zeitpunkt, als ich angefangen habe in der Bundesliga zu spielen bis heute, hat sich der Frauenfußball sehr rasant entwickelt. Es kam schnell vom Hobby- zum Profitum. Auch die Präsenz und die Wahrnehmung der Nationalmannschaft hat sich deutlich gesteigert. Natürlich ist man nicht dort, wo der Männerfußball ist. Das wird der Frauenfußball auch nie sein. Natürlich ist auch noch Luft nach oben. Aber, wenn man die Zeitspanne betrachtet, ist diese Entwicklung schon enorm. Da ist auf jeden Fall einiges passiert.

Nehmen wir mal an, Sie würden in zwei, drei Jahren Managerin eines Frauenfußballteams werden. Welche wären die ersten Punkte, die Sie ändern und verbessern wollen würden?

Es kommt natürlich auf den Verein an, in dem man arbeitet. Darauf, welche Bedingungen man dort vorfindet. Es wäre schon wichtig, Strukturen zu schaffen, die im Männerfußball einfach gegeben sind, im Frauenfußball aber in einigen Vereinen noch nicht existieren.

Was würden Sie jungen Spielerinnen mit auf den Weg geben, wenn Sie in die Nationalmannschaft möchten? Welche Charaktereigenschaften sollten Sie mitbringen?

Man sollte das ganze machen, weil es einem sehr, sehr viel Spaß macht. Ganz egal, wie schwer und wie hart es ist: Man sollte versuchen, besser zu werden. Es ist außerdem immer sehr wichtig zu wissen, was man für ein Glück hat, wenn man in der Nationalmannschaft spielen kann. Die Mädchen sollten einfach ihr Ziel verfolgen, ohne dass sie dabei den Weg vergessen. Sie sollten immer daran denken, dass Fußball ein Mannschaftssport ist. Man kommt nicht voran, wenn man die anderen nicht im Team hat!

Vielen Dank für das Interview, Frau Šašić.

Bitte, gerne.

Einwurf_Freundschaftsspiel: ESV Neuaubing – SpVgg Unterhaching

Fußball Fair Bindet
Plakat zum Spiel des ESV Neuaubing gegen die SpVgg Unterhaching. Foto: ESV Neuaubing

Freundschaftspartie in München. Am Dienstag, 5. Juli 2016, tritt die Integrationsmannschaft des ESV Neuaubing (s. Artikel vom 13.3.2016; Anm. von Lisa Schatz) um 20.15 Uhr zu einem Freundschaftsspiel gegen die SpVgg Unterhaching an. Gespielt wird in der Papinstraße 22 (Anfahrtsbeschriebung siehe hier; Anm. von Lisa Schatz).

Das Spiel des Teams aus der C-Klasse wird im Rahmen des Programmmottos „Integration durch Sport“ auf Sport1 übertragen. Schon um 18.00 Uhr trifft der FC Sternstunden, deren Teammitglieder aus den Bereichen Kunst, Kultur, Sport und Medien kommen, auf die Traditionsmannschaft der SpVgg Unterhaching.

Auch in den Halbzeitpausen bekommen die ZuschauerInnen einiges zu sehen. So werden die Freestyle-Akrobaten von Ruby Move und das Munich Welcome Theatre der Münchener Kammerspiele für Unterhaltung sorgen.