Teil II des Interviews mit Sebastian Hille

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DSC-Fans lächeln bei einer Legendentour mit Sebastian Hille in die Kameras. Foto: DSC Arminia

Inwieweit reden die Jungs aus der Mannschaft mit dir über die verschiedenen Perspektiven?

Wir sprechen schon darüber. Manchmal gibt es dann Späße von ein paar Spielern, die meinen: „Oh, du hast aber schnell vergessen, dass du Spieler warst“, wenn es Kontroversen gibt. Ich denke, dass es ganz gut angekommen ist, dass ich diesen Job übernommen habe. Aber ich will nochmal betonen, dass Katrin ihren Job wirklich klasse gemacht hat. Da konnte jeder jederzeit anrufen, auch heute noch. Ich kann sie immer noch anrufen, wenn ich Fragen habe. Sie ist immer ein Teil von uns. Für das Team ist es ganz gut, dass ich schon bekannt bin. Wenn ein Externer gekommen wäre, hätten sich die Jungs erst wieder an jemand Neues gewöhnen müssen. Von daher denke ich, dass das eine ganz gute Lösung war.

Welche waren deine schönsten Momente während deiner Zeit als Spieler beim DSC? Was war dein bislang tollstes Erlebnis als Teammanager?

Als Spieler waren die Erfolge für mich am schönsten. Jetzt nicht nur die Saison, in der ich das Aufstiegstor geschossen habe, sondern auch die Saison zuvor. Als ich verpflichtet worden bin, waren wir auf dem 20. Platz. Das Spiel gegen Darmstadt haben wir 1:5 verloren, ich habe zwar ein Tor geschossen, aber es lief damals nicht gut. Und dann diese Entwicklung mitzumachen. Dass wir dann erstmal den Klassenerhalt geschafft haben, war sehr wichtig. Danach haben wir eine so geile Saison durchgespielt. Ich werde diese mannschaftliche Geschlossenheit nie vergessen. Das ist das, was uns bis heute auszeichnet. Dass wir gewisse Säulen in der Mannschaft hatten und haben, die das Team geführt haben bzw. führen. Der Aufstieg 2013 war auch ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde.

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Am 11. Mai 2013 schoss Sebastian Hille den DSC Arminia Bielefeld mit seinem Treffer zum 1:0 gegen den VfL Osnabrück in die 2. Bundesliga. Foto: DSC Arminia

Was negativ war, war die Relegation 2015. Aber die Reaktionen der Fans waren beeindruckend. Die Unterstützung der Fans nahm nicht ab, sondern immer mehr zu. Wir haben das im Mai beim Arminis Sommerfest gesehen. In diesem Jahr waren wieder mehr Menschen da als im Vorjahr. Es ist geil, dass Arminia gerade eine stetige Entwicklung durchlebt. Ich finde es gut und sehr interessant und freue mich, ein Teil davon zu sein. Natürlich hätte ich mir das Erlebnis mit der Relegation gerne erspart, aber das waren eben auch Erfahrungen. Ich hatte nach dem Spiel in Darmstadt 150 Nachrichten auf dem Handy, nach dem Rückspiel in Bielefeld waren es zwei. Es war trotzdem beeindruckend, wie der Verein zusammengehalten hat. Wir haben es wieder gutgemacht und sind aufgestiegen. Auch der Aufstieg 2015 war für mich auf eine gewisse Art und Weise schön, auch wenn ich nicht mehr so viele Spielanteile hatte. Ich hatte letztendlich einen emotionalen Abschied, der mir wirklich sehr ans Herz gegangen ist, weil mir mitunter viele Fans in den sozialen Netzwerken geschrieben haben. Das machen sie heute noch. Kürzlich habe ich eine Nachricht mit einer Erinnerung an das vergangene Jahr erhalten. Es ist schön, wenn ich merke, dass die Menschen das anerkannt haben, was ich hier geleistet habe.

Was macht deines Erachtens die Fans von Arminia Bielefeld – im Vergleich zu anderen Vereinen – aus?

Ich finde es toll, dass die Fans – gerade, weil sie schon so viel Mist mitgemacht haben – dem Verein immer die Treue gehalten haben. Der Großteil der Fans ist immer positiv aufgetreten. Auch, als wir eine Negativphase in der zweiten Liga hatten, haben wir Gespräche mit den Fans geführt. Da bestand immer eine enge Bindung und das finde ich bei unseren Anhängern beeindruckend. Wenn ich an die Choreo beim letzten Spiel der vergangenen Saison denke. Oder an das DFB-Pokalspiel 2015, als wir 0:4 gegen den VfL Wolfsburg verloren haben und trotzdem alle dastanden und gefeiert und die Hymne gesungen haben. Ich weiß noch genau, wie ich da unten am Spielfeldrand stand und Gänsehaut hatte. Natürlich gibt es so etwas auch bei anderen Vereinen, aber trotzdem ist es hier nochmal etwas besonderes. Es ist schon sehr cool, dass es hier so innig ist.

Wie stark hast du dich als Spieler mit dem Hintergrund der Fanszene auseinandergesetzt?

Wir hatten immer wieder die Möglichkeit, uns mit den Fans auszutauschen. Wenn wir uns mit einem Fanclub getroffen haben oder bei einzelnen Aktionen mit Fans in Kontakt gekommen sind, haben wir schon immer gemerkt, wie sehr diese Menschen an dem Verein hängen und dass sie dafür leben. Als Spieler kann man sich das ja nicht exakt vorstellen, wie sehr sich die Leute auf einen Verein versteifen und wie sehr sie an ihm hängen. Trotzdem ist es meines Erachtens sehr wichtig für die Spieler, zu wissen, wie die Fans denken. Man spielt eben auch für einen Verein und für das, was alles an einem Verein hängt, welche Personen, welche Gruppen – es ist extrem wichtig für die Spieler, sich dessen bewusst zu sein.

Inwieweit beschäftigt sich ein Fußballprofi mit der Geschichte seines Vereins?

Ich habe mich schon damit beschäftigt. Über das, was in den 50er und 60er Jahren passiert ist, weiß ich ehrlich gesagt weniger. Die Zeit, in der ich noch ein Kind war, in der ein Armin Eck sehr bekannt war und ein Thomas von Heesen, Fritz Walter und Thomas Stratos, beschäftigt mich eher. Dadurch, dass ich einige von ihnen ab und an treffe, setze ich mich automatisch mit der Vergangenheit des Clubs auseinander. Auch mit Kolle (Martin Kollenberg; Anm. von Lisa Schatz) habe ich öfter darüber gesprochen, wie früher alles abgelaufen ist. Und dann merken wir, dass sich wieder etwas entwickelt hat. Natürlich gab es damals Rückschläge durch den Bundesligaabstieg. Auf jeden Fall setzt man sich immer wieder mit der Vereinsgeschichte auseinander und das sollte wirklich jeder Spieler machen. Er sollte schon wissen, für welchen Verein er spielt und was dort tatsächlich abgeht. Das halte ich für äußerst wichtig.

Ich würde gerne mal auf die 150 bzw. 2 Nachrichten zurückkommen. Inwieweit hat sich dein Team in deiner Zeit als DSC-Profi mit dem Themenbereich der Sportpsychologie auseinandergesetzt? Ihr hattet ja mit Efthimios Kompodietas einen Kinesiologen und Bewegungstrainer im Team. Inwiefern habt ihr euch außerhalb des Trainings mit ihm mit mentalen Aspekten auseinandergesetzt?

Das war sehr individuell. Wir haben auch damals, als wir in der Dritten Liga auf Tabellenplatz 20 waren, mit einem Sportpsychologen zusammengearbeitet. Er konnte einem Hilfestellungen geben. Es bleibt aber individuell. Jeder muss seinen Weg finden, mit seinen Problemen umzugehen. Wenn ein Spieler dabei Hilfe braucht, dann bekommt er diese auch. Dann ist der Verein auch da und kann helfen. Ich für meinen Teil fand es zunächst wichtig, in der Situation Abstand zu gewinnen und erstmal mein Leben weiterzuleben. Es war ja nur etwas Sportliches und nichts Gesundheitliches. Ich habe mit meinen Freunden, meiner Familie und meiner Frau darüber gesprochen. Ich glaube, dass viele andere genauso verfahren sind. Natürlich spricht der ein oder andere Spieler auch mit einem Sportpsychologen, mit dem er zusammenarbeitet. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Spieler in der Beziehung in einen Austausch gehen und mit Menschen über ihre Probleme sprechen. Es kann nie schaden, sich von jemandem externen Rat einzuholen, also von jemandem, der emotional ungebunden ist. Wenn wir merken, dass ein Spieler Hilfe braucht, bekommt er sie.

Wie hat sich deines Empfindens nach der Druck auf die Spieler in den vergangenen Jahren verändert?

Er ist höher geworden. Der Druck, der beispielsweise von den Medien ausgeht, ist schon extrem hoch. Viele Spieler sagen zwar, dass sie das nicht richtig tangiert, aber wenn ein Spieler etwas über sich hört oder liest, dann belastet ihn das natürlich. Ich habe ab und zu etwas gelesen, aber manchmal hab ich mir auch gedacht, dass ich jetzt wirklich keine Zeitung aufschlage. Man wird immer grundsätzlich mit allem konfrontiert. Es ist schon mehr geworden in der Vergangenheit. Gerade in der zweiten Bundesliga nimmt das Ganze noch einmal zu und die sozialen Netzwerke beschleunigen die Informationsflut.

Nervt dich das?

Wenn ich zehn Nachrichten erhalte, in denen alle nur nach einem Trikot fragen, dann schon. Vor kurzem hat mir jemand geschrieben, dass ich sein Lieblingsspieler sei und eine ganz tolle Saison gespielt hätte. Da dachte ich mir: „Ja, gut, wenn ich sein Lieblingsspieler wäre, dann wüsste er, dass ich gar nicht mehr spiele“. Ich lese jede Nachricht, die ich da bekomme, und versuche meist, sie zu beantworten. Aber auf manche kann ich einfach nicht eingehen.

 

Quergefragt

Wie gut sind deine ehemaligen Kollegen auf ihre Zukunft nach der Karriere als Fußballprofis vorbereitet?

Ich glaube, dass unsere Mannschaft in der Hinsicht sehr gut vorbereitet ist. Manuel Hornig macht sein Lehramtsstudium, Stephan Salger kümmert sich schon jetzt darum, wie es nach der Karriere weitergeht. Marco Hober hat mit mir einmal über die Thematik gesprochen und auf meine Empfehlung hin ein Fernstudium begonnen. Meines Erachtens ist es von großer Bedeutung, sich damit auseinanderzusetzen, wie es nach der Karriere weitergeht.

Dann ein anderes Thema. Arminia Bielefeld macht vieles im sozialen Bereich. Inwieweit bekommst du das mit?

Wir hatten kürzlich eine Integrations-Europameisterschaft in Herford, wo ich mit Andreas Voglsammer vorbeigeschaut habe. Aber auch die Besuche vor Weihnachten im Krankenhaus sehe ich als wichtig an, weil sie den Fußballprofi an sich wieder erden und auf den Boden der Tatsachen bringen. Da wird einem einmal mehr bewusst, dass es eben mehr als Fußball gibt. Gern erinnere ich mich an die regelmäßigen Treffen mit den Gruppen aus Bethel, die immer im Trainingslager dabei sind. Das war jedes Mal ziemlich witzig und cool.

Welche Menschen sind deiner Meinung nach am Spieltag die wichtigsten im Stadion?

Zum einen sind das die Spieler und Trainer, ohne die das Spiel nicht gespielt wird. Aber auch die Sicherheitskräfte. Es muss einfach gewährleistet sein, dass es die Organisation drumherum reibungslos verläuft. Letztendlich sind aber die Spieler hauptverantwortlich für die Stimmung. Sie sind hauptverantwortlich für den Erfolg. Denn nur von dem Erfolg der Mannschaft lebt der Verein. Deswegen sind die Spieler die Wichtigsten an einem Spieltag.

Wie wichtig ist Querdenken in deinem Beruf?

Es ist von großer Bedeutung. Wenn ich jetzt an meine Zeit als Co-Trainer der U19 zurückdenke – da habe ich oft mal als Kumpel mit den Spielern geredet. Viele von ihnen haben sich schon Gedanken darüber gemacht, wie es weitergehen würde, wenn sie sich verletzen würden oder wenn sie irgendwann ihre Karriere beenden. Ich habe ihnen geraten, immer an einem Plan B zu arbeiten. Zu einigen von ihnen habe ich jetzt noch Kontakt, spreche mit ihnen darüber und versuche ihnen Hilfestellungen zu geben. In meiner Funktion als Teammanager mache ich mir auch Gedanken darüber, inwiefern wir Teambuilding-Maßnahmen ins Trainingslager einfließen lassen können. Auch eine Gelegenheit querzudenken.

Welche Ziele hast du beruflich und privat?

Beruflich möchte ich einfach alles an Erfahrungen mitnehmen. Ich will noch viel dazulernen, die Dinge aufsaugen, noch erfolgreicher werden, und als Teil des Clubs weiterhin am Aufbau einer besseren Zukunft mitwirken. In privater Hinsicht freue ich mich über die gemeinsame Zeit mit meinem ersten Kind, das kürzlich gesund zur Welt gekommen ist. Das ist wichtiger als alles andere.

Vielen, vielen Dank, Sebastian.

Gerne.

Persönlichkeitsentwicklung im Profifußball. KOMPASS Mentoring macht’s möglich.

Kordic und Paschke
Sharon Paschke (li.) und Martin Kordic (re.) sind als als Sportmentoren tätig. Foto: KOMPASS Mentoring

Sportmentoring. „Was um alles in der Welt ist das?“ werden sich jetzt wohl viele von euch denken. So ging’s mir auch, als ich auf den Begriff gestoßen bin. Martin Kordic, einer der beiden Geschäftsführer von KOMPASS Mentoring konnte mir im Interview dieses in Deutschland noch relativ unbekannten Berufsfeldes weiterhelfen. Zusammen mit Sharon Paschke arbeitet er als Sportmentor und betreut u. a. die Fußballprofis Marcel Risse und Lewis Holtby. Martin Kordic weiß, was den Leistungssportlern wichtig ist und inwiefern ihnen das Sportmentoring beim Erreichen ihrer Ziele helfen kann.

KOMPASS Mentoring begleitet Menschen, die eine Orientierungshilfe möchten. Hierbei liegt der Hauptfokus auf der Identifizierung von verdeckten Potenzialen und Stärken ihrer Kunden. Dies betrifft eine Vielzahl von Bereichen und hat die jeweilige Persönlichkeitsentwicklung zum Ziel. Das Team von KOMPASS Mentoring begleitet Profisportler, Einzelpersonen und Unternehmer, Mitarbeiter sowie Interessengruppen verschiedener Art.

Eine kurze Information an alle Leser(-innen): Der Begriff „Mentor“ steht für einen Betreuer, als „Mentee“ wird die zu betreuende Person bezeichnet.

 

KICK OFF FÜR EIN NEUES BERUFSFELD

Herr Kordic, wie ist Ihre Idee entstanden, als Sportmentor zu arbeiten? Wann sind Sie diesbezüglich mit Ihrem Kollegen Sharon Paschke ins Gespräch gekommen?

Für unseren Start als Sportmentoren gab es zwei Impulsgeber. Zum einen haben wir einen Förderer und Freund, der in diesem Bereich schon – eher rudimentär – tätig war. Dieser hatte begonnen, ein Netzwerk mit einigen Profisportlern aufzubauen. Seine Idee ging eher in den sozialpädagogischen Bereich hinein. Er war einer der beiden Initiatoren, die uns auf die Idee gebracht haben. Der zweite war mein Cousin, der schon in jungen Jahren professionell Basketball in der NBA spielte. Seinen Weg habe ich damals begleitet. Ich habe ihn nicht als Mentor unterstützt. Als Familienmitglied habe ich seine Laufbahn im Profisport mitverfolgt und gesehen, was das Leben als Profisportler bedeutet. Die Idee entwickelte sich somit über einen längeren Zeitraum.

Was ist der ursprüngliche Gedanke eines Mentors?

Der Sportmentor ist ein Wegbegleiter, der bei seiner Unterstützung den Fokus auf die Stärken, die Ressourcen, die Persönlichkeit und die Menschlichkeit legt. Ich habe eine klare Abgrenzung vom Mentor zum Coach. Das heißt, ich kann einem Profifußballer nicht sagen, wie er besser Fußball spielen kann. Ich kann es nicht besser als er. Ich als Mentor kann als Vorbild und Ansprechpartner fungieren. Mit einem Sportmentor an der Seite erhöht sich die Chance, dass sich emotionale Störfaktoren reduzieren und sich Konzentration und Produktivität steigern und auch völlig neue Leistungsebenen zu erreichen. Höchstleistung auf Abruf bereitstellen, Wettkampfblockaden abbauen, Entspannung und Regeneration beschleunigen.

Was hat Sie daran glauben lassen, dass Sie im Feld des Sportmentorings erfolgreich sein können? Vor allem in einer Sportwelt, in der das Leistungsprinzip an vorderster Stelle steht?

Für den Erfolg im Sportmentoring sind zwei Dinge fundamental: die Beziehung zwischen dem Mentor und dem Mentee, zudem das Wissens des Mentors, dass seine Methode funktioniert. Ich stelle die Bedürfnisse des Kunden vor meine eigenen. Ich bin davon überzeugt, dass dies ein wichtiger Bestandteil für Erfolg ist. Losgelöst davon, ob es hierbei um ein Unternehmen oder die Begleitung eines Sportlers geht. Das ist sozusagen unser Weltbild, das sich auf den Sport übertragen hat. Profifußballer werden in der Öffentlichkeit oft als eine Art Lichtgestalt wahrgenommen – ein „Messias des Fußballs“. Für unsere Arbeit ist der Blick auf den Menschen als solches wichtig. Seine Persönlichkeit, seine Stärken, seine Potenziale. Was kann ihn fördern, was hemmt seine Persönlichkeitsentwicklung. Wie kann er alles aus sich herausholen, was in ihm angelegt ist. Das ist der grundsätzliche Ansatz unserer Arbeit bei KOMPASS Mentoring. Den übertragen wir 1:1 auf den Sportbereich.

 

ZU DEN AUFGABEN EINES SPORTMENTORS

Wie würden Sie Ihren Arbeitsalltag beschreiben?

Der Arbeitsalltag als Sportmentor im Fußball richtet sich sehr nach den Spielplänen. Die telefonische Begleitung der Mentees erfolgt vor und nach den jeweiligen Spielen. Der Zeitumfang liegt hier jeweils bei ein bis zwei Stunden. Persönliche Treffen finden in der Regel mindestens einmal im Monat statt. Hier arbeiten wir ein bis zwei Tage sehr intensiv. Zu allen weiteren Themenbereichen, die unsere Begleitung umfasst, sind wir zudem in Kontakt über Telefon und sonstigen digitalen Medien und weiteren persönlichen Treffen.

Welche Themen stehen bei den von Ihnen betreuten Sportlern im Vordergrund?

Das Schwerpunktthema in der Begleitung von Fußballprofis ist die Leistung bzw. Fokussierung auf dem Platz. Es geht um Mentaltraining, um standardisierte Abläufe. Wie kann man emotionale Störfaktoren reduzieren, Konzentration und Produktivität steigern und auch völlig neue Leistungsebenen erreichen. Daneben stehen persönliche Themen im Vordergrund.

 

EIN (NOCH) UNBEKANNTES FELD MIT GROßEM POTENTIAL

Weshalb ist das Sportmentoring in Deutschland Ihres Erachtens noch so unbekannt? Denken Sie, dass die Vereine in naher Zukunft mehr auf Sportmentoren bauen? Bitte begründen Sie Ihre Antwort.

Grundsätzlich sind wir in Deutschland sehr leistungsorientiert. Es ist zu beobachten, dass man nun vermehrt die Steigerung von Leistung in Verbindung mit Persönlichkeitsentwicklung bringt. Im privaten Bereich wie auch im beruflichen Umfeld. Dies zeigt sich auch im Sportbereich. Hier sind die USA ein Vorreiter. Beispielsweise sind dort Mentaltrainer im Sportbereich schon lange ein Standard und genießen hohes Ansehen. Dies ist hierzulande noch nicht der Fall. Ich bin sicher, dass Vereine diese Komponente vermehrt ausbauen, da hier ein enormes Potenzial zur Leistungssteigerung liegt. Und für den Bereich der Persönlichkeitsentwicklung gibt es dann die Sportmentoren.

 

ÜBER DAS QUERDENKEN VON MENTOR UND MENTEE

Wie wichtig ist Querdenken in Ihrem Beruf?

Sehr wichtig. Verschiedene Perspektiven einzunehmen und Dinge zu hinterfragen, das sind zwei Faktoren, die einen Mentor auszeichnen. Mal in den Hubschrauber zu steigen und eine Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, die eigene Erfahrung einfließen zu lassen und zu hinterfragen, wozu gewisse Situationen oder Herausforderungen dienen, die mir das Leben stellt und nicht nur den Problemfokus zu haben, sondern zu überlegen, wie man eine Lösung findet. Grundsätzlich habe ich als Mentor die Aufgabe, dem Mentee andere Perspektiven aufzuzeigen und ihm so zu helfen aus dieser einen Perspektive, die man manchmal nur hat, herauszukommen. Von daher würde ich sagen, dass Querdenken für mich essentiell ist.

In Sharon Paschkes Buch wird beschrieben, dass Profis auch „normale Alltagssituationen“ kennen lernen sollen. Er führt beispielhaft an, dass ein Mentor mit seinem Mentee acht Stunden lang Schrauben in einer Werkzeugfabrik sortieren könnte. Am Abend könne der Mentee dann den Tageslohn (hier 75 Euro) erhalten und damit für eine vierköpfige Familie für ein Abendessen einkaufen. Wie reagieren Ihre Mentees auf „Aktionen“ dieser Art?

Die Spieler nehmen das sehr ernst. Das sind die Situationen, die uns meines Erachtens auch auszeichnen. Dass man sagt: „Stopp. Anhalten und wahrnehmen“, nach dem Motto: „Was passiert hier gerade?“. Durch solche Aktionen sollen die Spieler die „Basis“ kennen lernen. Es geht hier um Demut, Dankbarkeit und Wertschätzung ihrer Situation. Das sind meiner Meinung nach die Punkte, welche Menschen – Profisportler eventuell extremer – sehr schnell aus dem Fokus verlieren. Dass sie sich beispielsweise alle Probleme der Welt aufladen und keine Dankbarkeit dafür empfinden, dass sie einen gesunden Körper haben. Es ist wichtig, einfach mal zu stoppen, sich zu fragen, was im eigenen Leben gerade los ist und wofür man gerade dankbar sein kann. Ich glaube, dass dieser Perspektivenwechsel im Sport auch sehr wichtig ist. Für Leistungssportler ist es von Bedeutung, dass sie immer wieder von jemandem daran erinnert werden, den Blickwinkel zu ändern. Aber ich glaube auch, dass das grundsätzlich für uns alle sehr, sehr wichtig ist.

 

GRUNDSÄTZE EINER GUTEN ZUSAMMENARBEIT

Was ist Ihnen bei der Zusammenarbeit mit Ihren Mentees aus dem Leistungssportbereich am wichtigsten? Welche Aspekte bilden das Grundgerüst einer guten und erfolgreichen Zusammenarbeit?

In dieser Beziehung ist das Vertrauen am wichtigsten. Dass die Sportler uns alles anvertrauen können, was anliegt und was sie beschäftigt. Das ist auch die zwingende Voraussetzung, dass die Zusammenarbeit überhaupt funktioniert. Diese hundertprozentige Vertrautheit und Verschwiegenheit ist der Hauptfaktor, das Hauptkriterium für eine erfolgreiche Kooperation. Ich weiß, dass das ein Satz ist, der sehr inflationär benutzt wird, den viele Firmen auf ihre Fahne schreiben. Aber bei uns ist dieser essentiell wichtig.

 

ZUM BERUFSEINSTIEG

Wenn sich eine(-r) der Leser(-innen) jetzt für Ihren Beruf interessiert, wie kann sie bzw. er sich am besten auf den Beruf als Sportmentor/-in vorbereiten?

Ich denke, dass beispielsweise ein Fernstudium zum Sport- und Mentaltrainer, das gerade einer, der von uns betreuten Spieler absolviert hat, einen guten Einstieg bietet. Allerdings gibt es keinen klassischen Einstieg. Kenntnisse im Bereich Mentaltraining oder auch Sozialpädagogik bzw. Supervision machen den Einstieg auch leichter. Hinzu kommt natürlich die Lebenserfahrung, die man in verschiedenen Feldern gesammelt hat.

Vielen Dank für das Interview, Herr Kordic.

Vielen Dank.

 

-> Mehr Informationen zum Sportmentoring sind hier zu finden.

Ronny Philp. Sein Malocherverein, Mentaltraining und soziales Engagement.

Foto: 1. FC Heidenheim 1846 e. V.
Foto: 1. FC Heidenheim 1846 e. V.

Morgen (13.30 Uhr) tritt der DSC Arminia Bielefeld beim 1. FC Heidenheim an. Dort steht seit August 2015 Ex-Jahnspieler Ronny Philp unter Vertrag. Da es in diesem Blog hauptsächlich ums Querdenken geht, wollte ich von ihm weniger zum morgigen Spiel wissen. Vielmehr hat mich interessiert, weshalb es ihm in Heidenheim so gut gefällt, was ihn dazu motiviert, sich sozial so stark zu engagieren und was er von Mentaltraining hält. Aber lest am besten selbst…

Ronny, du bist jetzt seit rund einem halben Jahr in Heidenheim. Wie hast du dich eingelebt?

Ich habe mich ganz gut eingelebt. Wir haben am Rande von Heidenheim ein schönes Haus gefunden und da fühlen wir uns sehr wohl. Hier ist es sehr ruhig und beschaulich. Wir haben einen kleinen Sohn, deshalb passt das sehr gut.

Wie wurdest du vom Team aufgenommen? War es einfach für dich, dich einzuleben oder bist du der Meinung, dass die schwäbische Mentalität doch ein bisschen anders ist als die bayerische?

Nein. Die Mannschaft hier ist vom ersten bis zum letzten Spieler top, das muss man echt sagen. Und auch bei den Neuzugängen, die jetzt im Winter gekommen sind, ging das sehr schnell. Die Jungs sind menschlich alle super. Manche Spieler kannte ich auch noch vom gegeneinander spielen aus Regensburger Zeiten (z. B. Marc Schnatterer und Tim Göhlert; Anm. von Lisa Schatz) und von daher gab es da überhaupt keine Probleme.

Inwieweit bist du mit deiner bisherigen Saisonleistung und mit deinen Einsatzzeiten zufrieden?

Ich habe letztendlich in dieser Saison mehr gespielt als in den letzten drei Jahren zusammen. Das ist natürlich positiv. Aber ich weiß, dass ich noch bei Weitem nicht auf dem Niveau bin, auf dem ich mal war. Es gibt natürlich mehrere Faktoren. Ich habe diese Saison nicht immer 90 Minuten gespielt, aber ich habe eine gute Konkurrenz auf der Position, das muss man auch sehen. Ich genieße jede Minute, die ich spielen darf. Vor allem, nachdem ich in Augsburg nicht so zum Zug gekommen bin, wie ich es mir damals gewünscht habe. Auf Grund von Nationalspieler Paul Verhaegh, der auch jede Woche seine Leistung gebracht hat, war es da auch schwer zu spielen. Trotzdem habe ich viel in Augsburg gelernt. Heidenheim wollte mich im Sommer unbedingt haben und ich bin einfach dankbar dafür, dass ich hier auch so oft spielen durfte bzw. darf. Wenn du wirklich zwei, drei Jahre lang fast immer auf der Bank oder auf der Tribüne gesessen bist, dann ist das schon eine Umstellung. Dann muss man sich auch wieder daran gewöhnen, dass man jede Woche spielt.

Wenn du auf die Zeit beim SSV Jahn und beim FC Augsburg zurückblickst: Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen der Dritten Liga und der Bundesliga? Inwiefern hat dir deine Zeit beim FC Augsburg etwas für deine sportliche und persönliche Entwicklung gebracht?

Der Schritt von Regensburg zu Augsburg war enorm. Sehr enorm sogar. Sowohl, was die Infrastruktur im Verein angeht, also das Stadion, die Zuschauer, das Umfeld, als auch das Sportliche. Das war schon ein krasser Unterschied. Auch insofern, dass die Qualität von jedem einzelnen Spieler in der Bundesliga deutlich besser ist und dass viel mehr Tempo drin ist. In der Dritten und auch in der 2. Liga gibt es schon viele Zweikämpfe. In der Bundesliga ist es meistens so, dass so schnell gespielt wird, dass man gar nicht in die Zweikämpfe reinkommt. Und zu den Offensivspielern, zur Ballannahme, zu den Dribblings und zum Tempo, das war schon ein deutlicher Unterschied zwischen der Dritten Liga und der Bundesliga. Den Schritt würde ich jederzeit wieder tun. Klar ist es ein großer Sprung, aber wann hat man schon mal das Angebot, von der Dritten Liga in die Bundesliga zu wechseln? Es gibt nicht viele Spieler, die das tun können. Deswegen bereue ich es nicht und hätte es jederzeit wieder gemacht. Die Erlebnisse, jedes einzelne Bundesligaspiel – auch, wenn es am Ende nur vierzehn waren – das waren Highlights und die werde ich auch nie wieder vergessen.

 

DER 1. FC HEIDENHEIM – EIN VEREIN DER MALOCHER

Zurück zum 1. FC Heidenheim. Welche Ziele habt ihr mit dem 1. FCH? Was ist das offizielle Ziel der Saison?

Man muss die Kirche schon im Dorf lassen. Der Verein ist jetzt das zweite Jahr in der 2. Liga und hier wächst etwas. Hier hat sich auch richtig, richtig viel getan in den letzten Jahren und es entwickelt sich auch immer weiter. Im Moment wird eine neue Geschäftsstelle gebaut und wir bekommen neue Plätze. Da tut sich sehr viel. Aber, wie gesagt, wir sind jetzt das zweite Jahr in der 2. Bundesliga und wir sind kein RB Leipzig, der da einfach durchmarschieren will. Wir sind letztes Jahr Achter geworden. Jetzt sind wir Elfter, von der Punkteausbeute so ziemlich gleich wie letztes Jahr. Wenn wir das dieses Jahr wiederholen können, dann wäre das auch ein riesen Erfolg in der zweiten Liga. Erstmal heißt es das jetzt zu stabilisieren und dann werden wir sehen, wohin es geht. Aber jetzt zu sagen 1. Bundesliga, also dafür ist es viel zu früh. Wir wollen zuerst die Liga halten, sicher im Mittelfeld, sodass wir alle eine ruhige Saison haben.

Was gefällt dir am Verein 1. FCH? Gibt es etwas, das die Fanszene, das Umfeld, besonders auszeichnet?

Im Verein ist es sehr ruhig, sehr familiär. Ich vergleiche es hier immer mit Regensburg. Der 1. FC Heidenheim ist nur auf einem höheren Niveau. Es ist alles viel moderner und noch ein bisschen neuer und größer. Aber von der familiären Stimmung her ist es ähnlich, man kennt jeden aus der Geschäftsstelle. Man ist einfach auch nah an den Mitarbeitern dran, auch an den Fans, und das ist schon schön. Die Medienpräsenz ist auch eher geringer. Das finde ich angenehmer als Spieler, weil man hier ruhig arbeiten kann. Wir haben einen Trainer, der hier seit acht oder neun Jahren Trainer ist und bis 2020 einen Vertrag hat. Das ist nicht wie bei anderen Vereinen, die zwei-, dreimal im Jahr den Trainer wechseln. Hier ist schon Konstanz drin und es macht auch Spaß. Klar, Heidenheim steht für die zwei großen Sponsoren, Voith und Hartmann. Aber ansonsten ist der 1. FCH schon interessant für die Fans und für die Stadt und das merkt man auch. Überall hängen Plakate und man sieht die Leute in der Stadt oft mit Heidenheimsachen herumlaufen. Das zeigt, dass der Verein in der Stadt viel Wertschätzung genießt und das Stadion ist jede Woche auch noch zu 90% voll. Das merkt man schon, dass die Stadt – auch, wenn sie jetzt nicht so groß ist – für den Verein lebt. Auf jeden Fall.

Wie gefällt dir die Stadt an sich?

Auf jeden Fall. Es ist wirklich ruhig und nett und überschaubar. Ansonsten kann ich jetzt nicht viel zur Innenstadt oder zum Partyleben sagen. Ich habe hier jetzt mein Familienleben am Rande von Heidenheim und genieße das zurzeit.

Dann zum Verein selbst und zur Mentalität im Verein. Mit Frank Schmidt hat sich der 1. FCH innerhalb von sechs Jahren von der Oberliga Baden-Württemberg in die 2. Bundesliga hochgerackert. Dabei ist der Kern des Teams gleich geblieben. Hast du das Gefühl, dass du das merkst, dass sich viele der Jungs und der Trainer schon sehr lange kennen und so viel zusammen erlebt haben oder ist das wie in jeder anderen Mannschaft auch?

Nein. Man merkt hier schon, dass der Verein oder auch der Trainer auf die Spieler baut. Oder eine Mannschaft hat, die immer jeden Tag 100 Prozent im Training gibt, die immer an ihre Grenzen geht und nur so kommt man auch weiter. Wenn man jeden Tag wirklich an die Grenzen geht, auf jeden Fall immer das Maximum rausholt und immer mehr erreichen will als das, was man hat. Und das lebt der Trainer vor, das muss man echt sagen. Und was man noch sagen muss: Es kommt nicht von irgendwoher, wenn man von der Landesliga oder Oberliga in den paar Jahren hoch in die zweite Liga kommt und im ersten Jahr gleich den achten Platz erreicht. Die Mentalität hier ist schon: Malocher. Jeder, egal, ob es der Spieler auf dem Platz ist, ob das der Trainer ist oder die Mitarbeiter der Geschäftsstelle, jeder macht da seinen Job zu 100 Prozent und das fordert der Verein auch. Und wenn das jeder macht, dann kommt auch das dabei heraus, was in den letzten Jahren hier entstanden ist. Wie gesagt, es ist schon so, dass die Mentalität hier dafür steht, dass harte Arbeit auch belohnt wird. Meistens.

 

 SPORTPSYCHOLOGIE, MENTALTRAINING UND DRUCK IM PROFIFUßBALL

Jetzt würde ich gerne auf einen speziellen Themenbereich eingehen, Sportpsychologie. Arbeitet ihr mit einem Sportpsychologen zusammen?

Nein, also offiziell nicht. Das habe ich aber auch mal in Fürth erlebt, dass ein Sportpsychologe fest angestellt war. Ansonsten ist es jedem Spieler selbst überlassen, ob er privat zum Sportpsychologen geht oder nicht. Aber von Vereinsseite aus ist jetzt keiner offiziell angestellt.

Was hältst du persönlich von Mentaltraining und Ähnlichem? Findest du, dass das wichtig ist und etwas bringt oder sagst du, „nee, das ist überflüssig“?

Ich halte sehr, sehr viel davon. Klar ist jeder Spieler anders. Jeder Spieler geht mit Situationen, mit Druck anders um. Aber es ist schon so, dass sehr viel im Sport – oder auch anderswo – im Kopf entschieden wird. Es gibt Spieler, die gehen mit Druck extrem um, manchen ist es komplett egal, die gehen rein, spielen vor 80.000 Zuschauern, das ist denen egal und sie spielen einfach befreit auch. Es gibt auch den anderen Teil, Spieler, die sich selbst unter Druck setzen. Ich selbst finde es wichtig, weil es für mich einfach auch dazugehört wie gute Ernährung oder ein privater Physiotherapeut. Aber das muss letztendlich jeder selbst entscheiden, ob er das machen will.

Wo liegt deines Erachtens bei euch Profis der größte Druck? Findest du, dass er eher aus der Öffentlichkeit heraus entsteht oder machen eher die Medien Druck? Oder ist der interne Konkurrenzdruck sehr groß?

In Bezug auf die Medien ist es bei jedem Spieler anders. Der eine liest vielleicht mehr Zeitung, der andere liest gar keine Zeitung, den interessiert das gar nicht. Der eine liest die Kicker-Noten, der andere liest sie nicht. Der eine nimmt es ernster, was der Trainer sagt, der andere nimmt es vielleicht nicht so ernst. Letztendlich sind es meines Erachtens viele kleine Faktoren. Schon die Medien. Bezüglich Trainer ist es vielleicht die Tabellensituation. Ich habe es in meinem letzten Halbjahr in Fürth erlebt, wie es ist, wenn du vor dem Abstieg stehst und es heißt, die Mitarbeiter werden bei Abstieg gekündigt. Dann ist es ja schon auch eine Drucksituation, die du dir selbst machst. Das ist dann auch nicht so cool. Deshalb kann ich sagen, von den Medien, vom Trainer etc., es ist von allem ein bisschen was. Manche Spieler machen sich gar keinen Druck, denen ist es nicht egal, aber sie lassen es nicht an sich herankommen, sie spielen die ganze Zeit auf. Aber ich finde, dass wir von verschiedenen Seiten Druck haben. Den meisten macht man sich immer selbst.

Bist du der Ansicht, dass sich der Druck in den vergangenen Jahren verstärkt hat?

Ja. Was ich jetzt so mitbekommen habe, ist, dass man inzwischen immer mehr Fälle hat: jetzt als Beispiele Robert Enke, oder Andreas Biermann von St. Pauli. Dass man immer wieder Fälle beobachtet hat, bei denen Depressionen entstanden sind, die sogar zum Selbstmord geführt haben. Es ist schon so, dass der Fußball immer schneller wird und dass er sehr populär ist. Ja, und überall in der Zeitung und im Fernsehen. Fußball siehst du immer, du kannst 24 Stunden etwas über Fußball lesen und hören. Es geht schon in die Richtung, dass der Druck immer größer wird. Wie vielleicht andere Leute sagen, verdienen wir genug Geld. Aber letztendlich sind wir auch nur Menschen. Aber, wie gesagt, der eine geht krasser damit um, der andere lässt das nicht so an sich heran. Da ist jeder Spieler individuell. Deswegen bin ich der Meinung, wenn ein Spieler die Hilfe braucht, dann soll er sie beanspruchen und wenn es jemandem ganz egal ist und er es ganz ausschalten und abschalten kann, dann braucht er sie halt nicht. Aber die Tendenz ist auch so. Jetzt fällt mir gerade noch ein Beispiel ein: Rafati, der Schiedsrichter. Dass es immer mehr Menschen, immer mehr Fälle gibt, die nicht mit den Drucksituationen umgehen können. Ich meine, letztendlich ist es auch nur Fußball. Klar, für viele ist es Lebensexistenz, das ist mir schon klar. Aber letztendlich ist es nur Fußball. Es gibt auch wichtigere Sachen als das, das muss man sich schon vor Augen halten.

 

SOZIALES ENGAGEMENT

Nun noch einmal ein Themenwechsel. Wenn ich an deine Zeit als Spieler beim SSV Jahn Regensburg denke, war dir soziales Engagement immer sehr wichtig. Vor allem Fans mit Behinderungen, begleitet von Ben Rückerl und Stefan Plötz (inzwischen beide Gründer des „Team Bananenflanke“), wurden von dir stark unterstützt. Inwiefern bist du derzeit sozial engagiert? Was motiviert dich dazu und was hat dich dazu motiviert?

Beim Team Bananenflanke bin ich immer noch mit dabei, gemeinsam mit Philipp Ziereis vom FC St. Pauli, Tobi Schweinsteiger, der jetzt U17-Co-Trainer beim FC Bayern ist und Jimi Müller, der bei Dynamo Dresden spielt. Die Jungs haben wir zu Regensburger Zeiten kennengelernt und was die da entwickelt haben, ist der Wahnsinn. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich dieses Projekt unterstütze, weil es Leute mit einer Behinderung nicht so einfach haben, diese Leute aber trotzdem kämpfen und alles dafür tun, dass sie ein schönes Leben haben. Und ich als Profifußballer habe eine Vorbildfunktion. Ich will das unterstützen mit allem, was ich habe. Das, was Ben und Stefan da aufgebaut haben, ist allen Respekt wert. Wenn die Jungs meine Hilfe brauchen oder wenn ich ihnen mit Trikots eine Freude machen kann, dann helfe ich gerne. Oder wenn sie zum Spiel kommen und zuschauen wollen, dann stelle ich natürlich auch Karten zur Verfügung. Dann bin ich dabei und unterstütze das natürlich.

 

QUERGEFRAGT

Nun noch drei Entscheidungsfragen an dich…

Kaffee oder Tee? Tee.

Süßes oder Herzhaftes? Süßes.

Big City Life oder Landleben? Big City Life.

 

Zum Schluss bitte ich dich, folgende Sätze zu vervollständigen:

Mein Motto lautet… When you feel like quitting think about why you started.

Auf eine einsame Insel nehme ich folgende drei Menschen/Dinge mit… Meinen Sohn, meine Frau und meinen Hund.

Urlaub mache ich am liebsten in… Im Süden. Am liebsten irgendwo am Meer.

Wenn ich an Arminia Bielefeld denke, denke ich…an die Alm.

Das Spiel am Sonntag gegen den DSC Arminia Bielefeld endet…2:0 für uns.

 

Vielen Dank für das Interview.

Danke, kein Problem.