
Fortsetzung des Interviews mit Ben Rückerl und Stefan Plötz…
Was sind die Ziele des Team Bananenflanke für die Kinder?
Stefan: An oberster Stelle steht das positive Selbstwertgefühl und der Spaß der Kinder. Das war eine unserer ersten Beobachtungen, dass dieser Effekt – wir nennen ihn Bananenflankeneffekt – erzielt werden konnte. Zudem ist uns die Persönlichkeitsentwicklung wichtig.
Ben: Es ist ganz normal, dass ein Kind, das in unseren Verein eintritt, beim ersten Aufeinandertreffen oft den ersten sportlichen Kontakt zu anderen Kindern mit Behinderung hat. Teilweise sind die Kids ja zuhause isoliert, gehen in ihre Schulklasse und wieder heim.
Stefan: Hinzu kommt Sozialkompetenz. Der soziale Kontakt kann durch den Fußball vereinfacht vermittelt werden. Kinder mit Behinderung kommen durch den Fußball viel einfacher ins Gespräch mit anderen. Ein weiteres Ziel ist die Förderung des Teamgedankens. Im Winter hatten wir beispielsweise ein Training in der Soccerhalle. Da waren einige Kinder, die sich untereinander nicht kannten. Zwei, drei, vier Kids sind aufs Feld gelaufen und haben angefangen zu kicken. Ohne, dass sie vorher miteinander geredet oder etwas irgendetwas hinterfragt haben. Auch das ist der Bananenflankeneffekt.
Was kann man sich unter der Bananenflankenliga vorstellen?
Ben: Im Prinzip läuft das nicht anders als bei einem „normalen“ Verein ab. Wir haben Trainingseinheiten und Spieltage. Die Liga in Regensburg besteht aus sechs Teams, die drei Spieltage austragen. „Spieltag“ bedeutet, dass es drei Veranstaltungen gibt, bei denen Punktspiele ausgetragen werden. Dadurch, dass wir im Street-Soccer-Court spielen und das meist ca. 2×8 Minuten, können pro Tag mehrere Punktspiele stattfinden. Am letzten Tag wird dann abgerechnet. Wer Erster ist, ist Bananenflankenligameister und bekommt den BFL-Teampokal überreicht. Was bei unserem Konzept noch speziell dazugehört, ist z. B. ein Medientag. Wir wollen die Bananenflankenbotschaft dadurch nach außen tragen. Die Kinder unterzeichnen ihre Profiverträge im Presseraum der Continental Arena. Am Saisonende gibt’s inzwischen einen Championsday. An diesem Tag fahren die Spieler/-innen im Autokorso durch Regensburg, essen anschließend Burger und feiern in einer Disko. Dazu werden auch alle Sponsoren eingeladen. Der Abend steht unter dem Motto: „Kommt alle her und feiert mit!“.
Was hat es mit dem Round Table auf sich?
Stefan: Ein Round Table ist ein Club für Männer unter 40. Wer eintritt, hilft bei Sozialprojekten mit. Der Club besteht aus zwanzig, dreißig Leuten vor Ort. Diese suchen sich dann je ein soziales Projekt aus, das sie unterstützen. In Regensburg wurde unser Verein, Team Bananenflanke e.V., vor drei Jahren ausgewählt und unterstützt. Das läuft folgendermaßen ab: Der Club erwirtschaftet durch verschiedene Aktionen Gelder und spendet diese dann an unseren Verein. Darüber hinaus packen die Mitglieder auch bei der einen oder anderen unserer Aktionen mit an.
Wie ist es dazu gekommen, dass nun quer durch Deutschland Bananenflankenligen eingeführt werden?
Stefan: In Deutschland gibt es insgesamt 220 Tische und ein sogenanntes NSP, nationales Serviceprojekt. Das bedeutet, dass ein soziales Projekt ausgewählt wird, mit dem Ziel, es großflächig in Deutschland zu verbreiten. Hierfür haben wir uns beworben und wurden ausgewählt. Seit Sommer 2015 läuft das ganze nun. Wir haben gemeinsam einen Leitfaden entworfen, der an alle Tische herangetragen wurde. Jede Stadt konnte das Projekt dann selbst durchführen oder etwas dafür spenden. Viele Städte haben inzwischen eine Bananenflankenliga eingeführt. Wir beide fahren jetzt quer durch Deutschland und sind dort bei den Elternabenden und Kick-Off-Veranstaltungen dabei. Jede Stadt hat einen eigenen e.V. gegründet. Konzeptionelle Inhalte werden zu etwa neunzig Prozent von uns aus Regensburg übernommen, der Rest hängt vom jeweiligen Ort ab. In Berlin sind die Entfernungen zum Beispiel viel größer als in Regensburg. Insgesamt wurde in rund fünfzehn Städten ein Verein gegründet.
Ben: Wir waren bei jedem Tisch dabei.
Welche Schwierigkeiten gab es bisher?
Stefan: Wir hatten den ersten Spieltag am Neupfarrplatz geplant und noch nie zuvor einen mobilen Soccer-Court aufgestellt. Das war eine der Anfangsschwierigkeiten. Mittlerweile haben wir ein sehr starkes Netzwerk aufgebaut, wo wir in verschiedenen Bereichen Hilfe bekommen.
Ben: Wir haben anfangs alles gemacht: den Court aufgebaut, als Schiedsrichter fungiert, Kinder betreut. Die vergangenen Jahre waren ultrakrass und auch hart, aber die Geschichte treibt uns an. Wir haben eine Vision und dafür tun wir alles. Im Endeffekt brauchen wir auch noch eine Bananenflanken Senior League, schließlich werden die Kids auch älter.
Inwiefern haben sich eure Aufgaben inzwischen verändert?
Ben: Zunächst haben zwanzig Kinder mitgespielt. Vor allem unter den Eltern spricht sich unser Projekt rasend schnell herum. Inzwischen ist die Nachfrage ultrakrass. Wir mussten leider auch schon Abstriche machen. Vor allem, was die Eltern betrifft, die von Anfang an dabei waren. Aus dem sportlichen Bereich haben wir uns inzwischen zurückgezogen. Hier gibt es lizenzierte Trainer und Betreuungspersonal für die Mannschaften. Das Team Bananenflanke ist nicht nur Stefan Plötz und Ben Rückerl. Wir können nicht bei allen Trainingseinheiten dabei sein, das ist zeitlich nicht möglich. Aber natürlich schauen wir immer wieder vorbei. Man muss aber auch verstehen, warum wir oft nicht da sind. In dem Moment, in dem hier trainiert wird, sind wir beispielsweise in Dortmund, Hamburg, Berlin oder bei einem Sponsor.
Wenn Träume wahr werden…

Was war euer schönster Moment mit dem Team Bananenflanke?
Beide: Der goldene Stern. Nicht nur der Sieg an sich, sondern der ganze Wettbewerb. Die Fahrt mit den Kindern nach Berlin.
Stefan: Wir haben im April 2014 einen Elternabend wegen des Wettbewerbs gemacht und hatten zu dem Zeitpunkt noch kein einziges Kind dafür begeistern können. Ein halbes Jahr später waren wir schon innerhalb Bayerns Erster. Das ist schon irre, wie nahe alles zusammenliegt.
Ben: Unsere Herzenswunscherfüllungen waren auch superschön. Als wir Lukas Schmid seinen Traum erfüllt haben, Per Mertesacker zu treffen. Lukas kannte ich schon sehr lange und das war wirklich ein wunderbares Erlebnis für uns alle.
Wer unterstützt euren Verein?
Ben: Tobias Schweinsteiger ist als Botschafter der Bananenflankenliga goldwert für uns. Eine riesen Unterstützung von Anfang an hatten wir durch den SSV Jahn. Aus dem aktuellen Regionalligakader helfen uns vor allem Markus Ziereis, Thomas Kurz und Sebastian Nachreiner. Sie haben Patenschaften für die Mannschaften übernommen. Ansonsten unterstützen uns Mario Neunaber, Ronny Philp, Philipp Ziereis und Jim-Patrick Müller sehr aktiv.
Gibt es eine Anekdote, die euch in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Stefan: Ich hab mal im Soccer-Court den Spielleiter gemacht. Es gab während des Spiels natürlich immer wieder Unterbrechungen. Ein Kind ist in jeder Unterbrechung zu mir gekommen und hat gefragt: „Freistoß, Freistoß, Elfmeter, Elfmeter?“. Ich meinte darauf: „Ja, wenn ich pfeife“. Dann habe ich auf Grund einer Aktion gepfiffen, die kein Elfmeter war. Das Kind kam und meinte: „Elfmeter, Elfmeter“. Dann hab ich halt Elfmeter gegeben. So etwas gäb’s beim „normalen“ Fußball nicht.
Stefan: Mario Neunaber (Ex-Jahnspieler; Anm. von Lisa Schatz) hat mehrere Jahre hintereinander einen Fußballtenniscup organisiert. Als er schon in Essen gespielt hat, haben wir das Turnier durchgeführt. Einen Tag nach dem Cup rief mich der Hausmeister an und meinte, dass wir unsere Markierungen nicht weggemacht hätten. Wir sind also zur Halle gefahren und haben festgestellt, dass die Markierungen (braune Signalbänder) sich richtig festgefressen hatten. Letztendlich saßen wir dann sechs Stunden lang bis 1 Uhr in der Früh in der Halle und haben das Zeug weggeschrubbt…
Welche Aufgaben habt ihr im Rahmen des Vereins?
Ben: Wir schreiben Berichte, betreiben die sozialen Medien, fahren durchs ganze Land, nehmen Sponsorentermine wahr. Zudem organisieren wir ein Benefizspiel und sind im Bananenkistl (vereinseigene Kreativwerkstatt) aktiv. Außerdem haben wir eine GmbH gegründet. Das schöne dabei ist, dass es eine soziale GmbH ist. Das bedeutet, dass von jedem verkauften Produkt (z. B. das Buch „Manni Ballnane und das Team Bananenflanke“; Anm. von Lisa Schatz) ein Teil des Erlöses in den e.V. geht
Gibt es noch etwas, das ihr loswerden wollt?
Ben: Wir beiden kennen uns jetzt seit acht Jahren. Es ist nicht normal, dass so eine krasse Geschichte die Freundschaft übersteht. Manchmal denke ich, ich werde bekloppt durch so viel Arbeit. Aber wir kennen uns in und auswendig, auch privat. Das Team Bananenflanke ist einfach unser Baby, unsere Geschichte. Ich muss schon nochmal hervorheben, dass das alles unglaublich ist.
Vielen Dank für das Interview.
Beide: Bitte, sehr gern.
-> Weitere Informationen zum Team Bananenflanke e.V. findet ihr hier: