Benefizspiel in Schwarzenfeld

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Die erste Auflage von „TEAM BANANENFLANKE meets FRIENDS“ war ein Tag mit vielen tollen Begegnungen. Das Spiel in Schwarzenfeld soll – wie im vergangenen Jahr in Vilzing – ein „voller Erfolg“ (Stefan Plötz) werden. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Guter Zweck. Am Samstag, 11. Juni, spielt eine Mannschaft Prominenter um 15 Uhr für das Team Bananenflanke gegen den 1. FC Schwarzenfeld. Das Team um Mario Neunaber, Tobias Schweinsteiger, Tobias Rau, Michael Hofmann & Co. tritt unter der Leitung von Ex-Nationalspieler Hans Dorfner in Schwarzenfeld an. Sämtliche Einnahmen kommen dem Verein Team Bananenflanke e.V.  zu Gute.

 

Wie aus einem „Ich ruf da einfach mal an“ ein Benefizspiel wurde

Die Veranstaltungsreihe „Team Bananenflanke meets friends“ geht in die zweite Runde. Im vergangenen Jahr trat ein Team, bestehend aus zahlreichen Ex-Profis, gegen die DJK Vilzing an. In diesem Jahr findet das Benefizspiel für die BFL-Profis im oberpfälzischen Schwarzenfeld statt. Wie es dazu gekommen ist? Bernhard Heinisch, Spieler des 1. FC Schwarzenfeld, hatte die Idee. Er hat längere Zeit als Co-Trainer der U19 beim SSV Jahn gearbeitet. Dabei hatte er mitbekommen, dass nach seinem Training das Team Bananenflanke den Platz belegte. Da er durch die Medien bereits einiges über den Verein gehört hatte und „sehr beeindruckt von dem Engagement von Ben Rückerl und Stefan Plötz war“, nahm er über seinen guten Freund Tobias Schweinsteiger Kontakt zu den beiden auf. „Ich wollte das Projekt unbedingt unterstützen und dachte, ich ruf da einfach mal an“. Aus seiner Idee, mit seinem Verein ein Benefizspiel auszurichten, wird am kommenden Samstag Wirklichkeit.

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Ex-Profi Mario Neunaber stellte in diesem Jahr wieder das Prominententeam zusammen. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Nicht nur Bernhard Heinisch, sondern auch Mario Neunaber freut sich sehr auf die Partie und auf die „leuchtenden Kinderaugen“. Er hat die Spieler des Prominententeams kontaktiert, alles koordiniert und schließlich die Mannschaft zusammengestellt. Neunaber bleibt bescheiden und meint: „Das, was ich mache, ist wirklich nur ein geringer Teil im Gegensatz zu dem, was Ben und Stefan alles leisten“. Ben Rückerl spielt den Pass zurück und betont: „Mario gebührt Respekt und Anerkennung für die Zusammenstellung des diesjährigen Kaders. Er ist einer, der sich nicht gerne ins Rampenlicht stellt. Wir möchten uns dennoch auf diesem Wege nochmal ganz herzlich dafür bei ihm bedanken, dass wir wieder eine supertolle Truppe zusammenbekommen haben“.

 

„Begegnungen schaffen und Barrieren abbauen“ im Rahmenprogramm

Natürlich hat sich das Organisationsteam auch rund um das Spiel so einiges ausgedacht. Vor dem Spiel  wird es die Möglichkeit geben, bei einer Autogrammstunde mit den Profis Wolfgang Hesl (Arminia Bielefeld) und Patrick Erras (1. FC Nürnberg) ins Gespräch zu kommen. Da beide aus der Region stammen, freuen sie sich sicherlich über den Austausch mit Fans aus der Heimat. In der Halbzeitpause wird sich eine Tanzgruppe des 1. FC Schwarzenfeld präsentieren. Nach dem Spiel werden die Spieler des Prominententeams zusammen im VIP-Bereich essen. Dieser wird laut Rückerl jedoch für alle offen sein, weil es „darum geht, Barrieren abzubauen, Begegnungen zu schaffen, die Kinderherzen höher springen zu lassen sowie Normalität zu schaffen“. Des Weiteren betont der Mitorganisator, dass Wert darauf gelegt werde, dass die Fußballfans an diesem Tag Kontakt zu den Profis haben können. Damit sich „alle (Ex-)Profis wie zuhause fühlen, möchten wir sie zurück zu den  zu den Wurzeln bringen. Das heißt, dass es Blasmusik und Bratwurstsemmeln (Hochdeutsch: Brötchen; Anm. von Lisa Schatz) geben wird. Alles wird relativ geerdet sein, weil wir denken, dass dieses ,Back to the roots‘ auch toll für die Spieler ist in dem Sinne, dass sie an ihre Anfänge im Fußball erinnert werden“. Darüber hinaus werden alle Fußballbegeisterten die Möglichkeit haben, gemeinsam die EM-Spiele zu gucken. Ein Teil der Spieler wird sich schließlich noch in den Regensburger Club Gatsby aufmachen, um dort den Abend ausklingen zu lassen.

 

Große Vorfreude im Organisations- und Promiteam

Rückerl selbst blickt mit tierischer Vorfreude „auf das Spiel in Schwarzenfeld, weil ich zum einen viele Leute vom vergangenen Benefizspiel wieder treffe. Zum anderen kommen neue Spieler dazu, die alle eines gemeinsam haben: Sie spielen für die gute Sache und kassieren dabei kein Geld. Die Jungs wollen wirklich den Kindern helfen und dabei eine Message weitergeben“. Stefan Plötz, Vorstand des Vereins Team Bananenflanke e.V., findet es klasse, dass die BFL-Profis den „persönlichen Kontakt zu Fußballprofis herstellen können, die für sie mit ihrem Teamnamen Fußball spielen“. Er fügt hinzu, dass die BFL-Profis an diesem Tag „einlaufen dürfen und daraus viel für ihr Selbstwertgefühl gewinnen werden. Zudem werden sie an dem Tag im Mittelpunkt stehen und können sich in der Gesellschaft anerkannt und angenommen fühlen“.

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Tobias Schweinsteiger blickt voller Vorfreude auf das Spiel in Schwarzenfeld. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Ex-Profi Tobias Schweinsteiger, Botschafter des Vereins Team Bananenflanke e.V., findet es „überragend, dass den Kindern das Gefühl gegeben wird, etwas Besonderes zu sein und dass sie sich wie kleine Fußballprofis fühlen können. Auch das ganze Drumherum ist top professionell“. Am meisten freut er sich darauf, den „Kids ein Lachen ins Gesicht zaubern zu können und darauf, dass wir mit einem coolen Fußballspiel die Zuschauer unterhalten werden“. Mit den positiven Erinnerungen an die letzten Jahre hebt er hervor, dass er sich bei den Events des Vereins „immer wie Zuhause und familiär aufgehoben fühlt“ und dass es ihm „immer riesig Spaß macht, die Jungs und Mädels zu treffen. Es ist schön, Botschafter eines solchen Vereins zu sein, der sich so toll entwickelt hat“. Als solcher hat er auch noch eine direkte Botschafter an alle Leser*innen dieses Artikels…

„An alle Fußballfans: Kommt nach Schwarzenfeld! Ihr werdet einen unvergesslichen Tag erleben, ihr werdet Freude in den Gesichtern der Zuschauer sehen. Es wird einfach ein toller Tag mit vielen Erlebnissen und für einige wird er unvergesslich!“

 

 Wo Entfernung keine Rolle spielt und der Fußball keine Grenzen kennt

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„Begegnungen schaffen“, so lautet eines der Ziele für das Benefizspiel in Schwarzenfeld. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Neben Schweinsteiger hat Tobias Rau, ehemaliger Profi beim DSC Arminia Bielefeld, trotz der weiten Strecke von Ostwestfalen nach Schwarzenfeld „spontan zugesagt“. Er habe „jetzt ein Jahr lang an einer Förderschule für körperlich und geistig behinderte Kinder gearbeitet“. Die Arbeit fand er wirklich „schön. Da geht einem das Herz auf – gerade in Verbindung mit Sport, wenn man sieht, wie die Schülerinnen und Schüler aufblühen, obwohl sie große Lasten zu schleppen haben. Deshalb war meine Entscheidung sofort klar. Das Team Bananenflanke kenne ich bisher nur aus Erzählungen. Ich habe viel positives darüber gehört und freue mich deshalb umso mehr, das Team Bananenflanke kennenzulernen, das alles hautnah mitzuerleben, Fußball zu spielen und alte Weggefährten zu treffen“. Michael Hofmann hingegen unterstützt das soziale Projekt schon seit langer Zeit. Er war „von Anfang an mit dabei und fasziniert davon, was da in Regensburg auf die Beine gestellt wurde. Ich hatte während meiner Profikarriere sehr viel Freizeit und fand es sehr wichtig und schön, mich darin auch für dieses wirklich tolle Projekt einzusetzen. Man bekommt so viel zurück und ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Kinder lachen sehe“.

Doch nicht nur Ex-Profis kicken in der Promielf für den guten Zweck. Auch Stefan Dömsödi, Fußballfan, und vielen als „Trommler von Illertissen“ bekannt, setzt sich für die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung ein. „Für mich ist das Spiel etwas sehr besonderes, weil ich als kleines Licht bei den Großen mitspielen darf“, sagt er und gibt zu, „schon ein bisschen aufgeregt“ zu sein. Aber natürlich ist er auch „sehr stolz, dass ich beim Benefizspiel mitwirken darf“. Für ihn ist der Einsatz „eine Herzensangelegenheit und absolut wichtig, weil ich das Ganze für eine wirklich gute Sache halte“.

 

„Dieses Benefizspiel ist keine Selbstverständlichkeit“

Stefan Plötz war von der Einladung des 1. FC Schwarzenfeld begeistert, weil es „nicht selbstverständlich ist, dass ein Verein einfach mal so ein Benefizspiel ausrichtet“. Er selbst „werde ein ganz tolles Gemeinschaftsgefühl mitnehmen – in dem Sinne, wenn ich darauf zurückblicke, wie wir angefangen haben. Die Kinder und Profis werden von Anfang an super miteinander harmonieren. Es ist schon unglaublich, dass jetzt Profis für unsere Sache spielen“. Er ist sich sicher: „Wer den Fußball liebt, der kommt am Samstag nach Schwarzenfeld“. Wer noch darüber nachdenkt, sich das Spiel anzusehen, dem gibt er folgende Worte mit auf dem Weg:

„Kommt alle nach Schwarzenfeld, feiert mit uns ein Fußballspiel der besonderen Art und lasst uns einfach gemeinsam zeigen, dass der Fußball keine Grenzen kennt!“

-> Wer den Tag live miterleben möchte und nicht weiß, wie er zum Sportpark des 1. FC Schwarzenfeld kommt, der findet hier einen Routenplaner.

Fußball grenzenlos: Das Team Bananenflanke

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Ben Rückerl (li.) und Stefan Plötz (re.) sind die Macher des Vereins Team Bananenflanke e.V.. Alles, was sie in diesem Rahmen aufgebaut haben und machen, ist ehrenamtlich. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Regensburg. Stefan Plötz und Ben Rückerl haben ein einzigartiges Projekt auf die Beine gestellt, mit dem sie 2014 den Goldenen Stern des Sports gewonnen haben. Eine Geschichte über die Verbindung zwischen den beiden fußballbegeisterten Heilerziehungspflegern, einer Banane und Kindern und Jugendlichen mit Behinderung…

 

Die Entstehung des Vereins Team Bananenflanke e.V.

Plötz und Rückerl lernten sich durch ihre Arbeit in einer Regensburger Einrichtung kennen. Als sie einem Kind mit Behinderung ein Interview mit Ex-Jahnprofi Jürgen Schmid ermöglichen wollten, entstand die Idee, eine Pressekonferenz für Kinder und Jugendliche mit Behinderung zu organisieren. Diese lief sehr gut, weshalb weitere Aktionen dieser Art folgten. Schließlich entstand bei den beiden Engagierten der Gedanke, einen Fußballverein für junge Menschen mit Behinderung zu gründen. Auf der Suche nach einem geeigneten Namen fanden sie den Vorschlag „Bananenflanke“ am passendsten. Schließlich „läuft ja im Leben auch nicht immer alles geradlinig“, so Plötz. Seit August 2012 heißt der Verein nun „Team Bananenflanke e.V.“. Hier stehen das positive Selbstwertgefühl und der Spaß der Kinder im Vordergrund. Unter dem Motto „Fußball kennt keine Grenzen“ kommen die Kids beim Training mit anderen Kindern mit Behinderung ins Gespräch, anstatt in ihren Einrichtungen abgekapselt zu werden.

 

National am Wachsen: Die Bananenflankenliga

Doch eine Mannschaft war den beiden Fußballverrückten nicht genug. Denn bei ihrer Arbeit hatten sie mitbekommen, dass die Kinder und Jugendlichen mit Behinderung einen Wettkampf wollten – und das mit ihresgleichen. Also starteten Plötz und Rückerl in Regensburg die Bananenflankenliga. Hier spielen sechs Teams an drei Spieltagen um die Meisterschaft. Gekickt wird auf einem mobilen SoccerCourt. Da Fußball keine Grenzen kennt, ist jede*r Zuschauer*in Willkommen. Die beiden Macher legen Wert darauf, dass die Spielerinnen und Spieler nicht von der Öffentlichkeit abgeschirmt werden. Am Medientag unterzeichnen die Kinder und Jugendlichen deshalb ihre Profiverträge im Presseraum der Continental Arena (der SSV Jahn kooperiert mit dem Team Bananenflanke; siehe unten). Am Ende der Saison findet ein Championsday statt, an welchem die Fußballerinnen und Fußballer im Autocorso durch die Innenstadt fahren und anschließend gemeinsam mit dem Trainer- und Betreuerteam sowie den Sponsoren feiern.

Was in Regensburg auf die Beine gestellt wurde, hat sich schnell herumgesprochen. 2014 hat der Team Bananenflanke e.V. den goldenen Stern des Sports gewonnen – und so auch die mediale Aufmerksamkeit der ganzen Nation. Diese erhält das Projekt nun abermals verstärkt, da es durch den Round Table Deutschland (siehe Interview mit Ben Rückerl und Stefan Plötz) ausgewählt und nun von verschiedenen Städten in ganz Deutschland gefördert bzw. dort in ähnlicher Form aufgebaut wird. Das bedeutet, dass es nun landesweit um die fünfzehn Vereine gibt, die sich „Team Bananenflanke“ nennen – mit dem Zusatz „Berlin“ oder „Lübeck“ etc.. Da Plötz und Rückerl die Ideen nicht ausgehen, besteht auch der (Noch-)Traum einer bundesweiten Bananenflankenliga…

 

Kooperation mit Fußballprofis

Was für die Profis der Bananenflankenliga besonders ist: Jedes Team hat einen Profifußballer als Paten. In diesem Rahmen kooperiert das Team Bananenflanke mit dem SSV Jahn. Jahnprofi Markus Ziereis, Paten-Neuzugang, ist begeistert von dem Projekt: „Für die Kids ist das natürlich eine tolle Sache.“ Er ergänzt: „Die Kinder sollen in der bestmöglichen Umgebung aufwachsen. Sie sind ja auch ganz normale Kinder, so, wie ich es früher war und wie es alle anderen Kinder sind. Das ist auch der Hauptgedanke. Das Team Bananenflanke schafft die Voraussetzungen dafür, dass sich die Kinder auch normal fühlen.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen…

 

Stimmen

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Luisa Waltner (li.) engagiert sich ehrenamtlich beim Team Bananenflanke e.V.. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Luisa Waltner (sie selbst ist Volunteer beim Team Bananenflanke, ihr Bruder Niki ist BFL-Profi) über Nikis Entwicklung als Bananenflanker: „Wir sind seit 2014 dabei. Der Nicki hat Trisomie 21. Er hat bei uns im Dorf angefangen Fußball zu spielen, das ging aber gar nicht, weil er nicht so viel Kraft hatte wie die anderen Kinder. Beim Team Bananenflanke spielt er mit Kindern zusammen, die er von der Schule her kennt. Durch den Verein ist er reifer geworden und er hat dadurch gelernt, dass es nur Miteinander geht. Dass man nicht nur aufs Tor ballert und hofft zu treffen, sondern, dass es ums Zuspielen geht.“

 

Evi Glaser (ihr Sohn Florian ist BFL-Profi) über die Kontaktaufnahme zu Ben Rückerl und Stefan Plötz sowie über Florians Start im Team Bananenflanke: „Das war überhaupt kein Problem, nachdem Ben und Stefan so unkompliziert auf die Jungs zugehen und er ja sehr, sehr viele Kinder schon von der Schule her kannte und ich viele Eltern aus der Elternrunde Down-Syndrom. Florian freut sich immer riesig, wenn er seine Freunde trifft.“

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Thomas Kurz (li.) und Philipp Ziereis (re.) unterstützen das Team Bananenflanke. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Thomas Kurz (Profi des SSV Jahn Regensburg) über Stefan Plötz und Ben Rückerl: „Ben und Stefan sind mit Herzblut dabei, sie wissen genau was sie machen und das kommt einfach verdammt gut an. Ich find’s super, mit welchem Engagement und Eifer sie das machen und die Leute wirklich immer wieder aufs Neue überraschen. Das ist einfach eine gute Geschichte und ich denke, das sind einfach die zwei richtigen für dieses Projekt.“

Thomas Kurz über das Projekt: „Ben und Stefan kenne ich seit 2011. Ich war von Anfang an begeistert davon, was die beiden auf die Beine stellen. Zum einen sehe ich beim Training, wie viel Spaß die Kids haben und zum anderen auch, wenn wir Aktionen wie zum Beispiel Stadionführungen für sie machen.“

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BFL-Spieler Korbinian Körbl freut sich über den Gewinn des BFL-Teampokals. Foto: Herbert Körbl

Herbert Körbl (Vater von BFL-Profi Korbinian) über den Verein: „Ich sage ‚Hut ab‘ zu dem, was Stefan und Ben da aufgebaut haben. Wir sind wie eine Familie. Es ist sensationell, wie sich Korbinian durch das Team Bananenflanke weiterentwickelt hat. Vorher war er sehr schüchtern, das hat sich inzwischen geändert. Einmal durfte er im Jahnstadion auf den Rasen, das war für ihn eine riesen Sache. Neben dem Fußball sind wir auch immer sehr gerne im Bananenkistl (vereinseigene Kreativwerkstatt).“

Markus Ziereis über das Team Bananenflanke: „Das ist natürlich schon beeindruckend. Ben und Stefan hatten die Idee und haben das einfach alles durchgezogen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viel Zeit die beiden in das Projekt investieren. Es ist klasse, wie sie sich weiterentwickeln, wie gut sie organisiert sind und wie sie das Projekt und den Grundgedanken mittlerweile in ganz Deutschland verbreiten.“

-> Im Interview geben Rückerl und Plötz einen genaueren Einblick über das Projekt…

  • Das Kurzinterview könnt ihr hier lesen.
  • Wer sich genauer für die Hintergründe des Team Bananenflanke e.V. interessiert, findet das ausführliche Interview (Teil I) unter diesem Link.

-> Hier findet ihr genauere Informationen zum Team Bananenflanke e.V.:

Kurzinterview mit den Machern des Team Bananenflanke e.V.

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Stefan Plötz (1. v. li.), Ben Rückerl (1. v. re.) und BFL-Profi Tobias Kessel freuen sich über den Goldenen Stern des Sports. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Fußballwelt. 2012 haben Stefan Plötz und Ben Rückerl den Verein Team Bananenflanke e.V. gegründet. Der Club wurde speziell für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung geschaffen. Inzwischen gibt es sogar eine Bananenflankenliga, die in der internationalen Presse Aufmerksamkeit erlangte. Ich habe die beiden Macher getroffen und mit ihnen über die Entstehung ihrer Idee, ihr Konzept und ein paar Anekdoten gesprochen…

Ben und Stefan, wie habt ihr euch kennen gelernt?

Ben Rückerl: Wir sind beide staatlich anerkannte Heilerziehungspfleger und haben uns durch die Arbeit in einer Regensburger Einrichtung  kennen gelernt. Wir haben uns sofort verstanden, weil Stefan einen Clubschal getragen hat und ich auch Nürnbergfan bin. Da wusste ich gleich: Das ist mein „Bruder im Geiste“.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, das Team Bananenflanke zu gründen?

Stefan Plötz: Ben hatte einen jungen Erwachsenen in der Wohngruppe, Lukas, der Hobby-Journalismus betrieben hat. Er ist immer auf Amateurfußballplätze gefahren, hat sich die Spiele angeschaut, Fotos gemacht und kleinere Berichte geschrieben. Ende des Monats hat er immer eine kleine Zeitung herausgebracht, ein geheftetes DIN-A4-Blatt. Da stand zu jedem Spiel ein Zehnzeiler drin. Er selbst hatte Zerebralparese (Bewegungsstörung) und tat sich deshalb schwer beim Schreiben und Sprechen. Uns hat er auch mal interviewt. Als wir ihn gefragt haben, was er gerne mal werden möchte, hat er uns erzählt, dass er gerne Journalist geworden wäre, aber das nicht ginge. Lukas hat angemerkt, dass er gern mal einen Profi interviewen würde. Bald entstand die Idee, eine Pressekonferenz mit Jahnspielern und Kindern und Jugendlichen mit Behinderung zu organisieren. Der Vereinsname „Team Bananenflanke e.V.“ entstand bei einem Vorbereitungstreffen mit den Kindern. Die Pressekonferenz ist super gelaufen. Sowohl die Jugendlichen als auch die Spieler hatten vorher bedenken. Die Heranwachsenden wussten nicht, was auf sie zukommt, weil es ihre erste PK war. Die Spieler konnten vorher nicht einschätzen, wie die Kinder reagieren, wenn sie sie auf ihre Behinderungen ansprechen. Doch die Berührungsängste waren schnell verflogen und Begegnungen auf Augenhöhe sind entstanden. Das ist auch das, was das Team Bananenflanke auszeichnet.

Ben: Wir haben die Pressekonferenz von außen beobachtet. Es war ein ganz toller Moment, als wir gesehen haben, wie sich die Grenzen vermischen und zugleich war es der Kick-Off bzw. die Geburtsstunde des Team Bananenflanke (21.3.2011). Uns war und ist es wichtig, langsam und gesund zu wachsen.

Stefan: Nach der Aktion haben wir erstmal einige Monate gar nichts gemacht. Im Herbst 2011 sind wir mit den Kindern mit Behinderung zu einem U21-Spiel nach Ingolstadt gefahren – mit Presseausweisen. Zur PK am 21.3.11 und zum Ausflug nach Ingolstadt gab es Zeitungsartikel von Claus Wotruba. Diese waren und sind unser wertvollstes Gut.

Stefan: Von März 2011 bis August 2012, als wir dann ein Verein geworden sind, gab es drei Eckpfeiler. Die erste Aktion war die Pressekonferenz, die zweite die Fahrt nach Ingolstadt und als drittes gab es eine Charity-Aktion, bei der ein Trikot von Tobias und Bastian Schweinsteiger der Haupterlös war. Nach letzterer Aktion haben wir gemerkt, dass wir das eigenständig schaffen können. Wir wollten uns dort verwirklichen.

 

Vereinsmotto: „Fußball kennt keine Grenzen“

Wie haben die Eltern zu Beginn auf eure Idee reagiert?

Stefan: Anfangs waren die Eltern skeptisch, ob die Kinder das können. Das Problem ist folgendes: Ein Kind mit einer geistigen Behinderung kommt meist nicht richtig aus einer Einrichtung heraus. Es hat dort seinen Physiotherapeuten, seinen Arzt, seine Lehrer und Psychologen und ist immer an diese eine Einrichtung gebunden. Sogar die Freizeitangebote werden zum Teil von der Einrichtung organisiert. Das ist ja alles toll, aber dadurch ist das Kind immer in den selben Mauern und wird nach außen in gewisser Weise abgekapselt.

Wie habt ihr die Eltern von eurem Konzept überzeugt?

Stefan: Wir haben unsere Idee auf einem Elternabend beim Jahnwirt am Kaulbachweg vorgestellt und haben sie durch unseren Enthusiasmus eingefangen. Unser Konzept mussten wir dann zunächst ein bisschen zurückschrauben, weil wir uns für das erste Jahr zu viel vorgenommen hatten. Inzwischen konnten wir alles umsetzen, was wir damals geplant hatten.

 

„30 Stunden Ehrenamt pro Woche – MINIMUM“

Wie viele Stunden pro Woche arbeitet ihr ehrenamtlich?

Ben: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Wochen, da arbeiten wir 70:30, Banane zu normaler Arbeit. Man muss im Hinterkopf behalten: Wir müssen ja auch leben.

Stefan: Wenn man von einem normalen Arbeitnehmer ausgeht, dann arbeitet der 40 Wochenstunden. Vor kurzem hab ich zum Beispiel um 23 Uhr gesagt, ich höre jetzt auf, weil es nix mehr bringt. Das wäre ins Uferlose hineingegangen.

Ben: Man switcht ständig hin- und her, mindestens fünfmal am Tag. An den Wochenenden haben wir so gut wie nie frei.

Stefan: Insgesamt sind es mindestens dreißig Stunden, die wir beide jeweils pro Woche für das Team Bananenflanke ehrenamtlich arbeiten.

 

Normalität schaffen. Durch Normalität.

Ben: Was uns von anderen unterscheidet, ist eben unser Konzept. Das zielt eben nicht auf Inklusion, beim Team Bananenflanke sollen eben nicht Behinderte und Nicht-Behinderte zusammen Fußball spielen. Unser Grundgedanke ist, die Kinder, mit der Beeinträchtigung oder Behinderung, die sie haben, in die Gesellschaft zu bringen. Und dann findet Inklusion statt. Da hat es schon einige Kritiker gegeben. Aber wir kommen aus dem Bereich. Wir haben das extra deswegen so gemacht, weil wir das wussten. Als wir in einer Einrichtung Fußballturniere organisiert haben, gab es fünf Teams und bei der Siegerehrung dann fünf Sieger. Wenn der eine 100 Tore geschossen hat und der andere minus 80, dann ist das schon ein riesen Unterschied. Dennoch werden beide Sieger genannt. Wir wollen einen ehrlichen Wettkampf: Man muss lernen, mit Niederlagen umzugehen. Auch die behinderten Kinder müssen damit umgehen. Irgendwann sind die Eltern, ist die Oma weg, die sie jetzt noch in einen Wattebausch packen. Irgendwann werden sie mit Niederlagen konfrontiert, genauso wie du und ich, und auf einmal sind sie dann völlig vor den Kopf gestoßen, damit umzugehen. In dem Umfeld, das wir aufgebaut haben, lernen sie durch den Trainer und das pädagogische Betreuungspersonal, mit Niederlagen umzugehen. Natürlich weinen sie manchmal, aber solche Emotionen sind im Sport ja völlig normal.

Stefan: Im Prinzip schafft man Normalität durch Normalität.

Ben: Im schulischen Bereich ist das was anderes, wenn Kinder mit und Kinder ohne Behinderung zusammen sind. Aber im sportlichen Bereich wollen die Kinder mit Behinderung einen Wettkampf und zwar mit ihresgleichen. Wir sagen nicht, dass es falsch ist, was andere machen. Aber wir gehen eben den Weg, den wir für richtig halten. Jeder, der etwas im Inklusionsbereich macht, ist super.

Was sind die Ziele des Team Bananenflanke für die Kinder?

Stefan: An oberster Stelle steht das positive Selbstwertgefühl und der Spaß der Kinder. Das war eine unserer ersten Beobachtungen, dass dieser Effekt – wir nennen ihn Bananenflankeneffekt – erzielt werden konnte. Zudem ist uns die Persönlichkeitsentwicklung wichtig. Hinzu kommt Sozialkompetenz. Der soziale Kontakt kann durch den Fußball vereinfacht vermittelt werden. Kinder mit Behinderung kommen durch den Fußball viel einfacher ins Gespräch mit anderen. Ein weiteres Ziel ist die Förderung des Teamgedankens.

Was kann man sich unter der Bananenflankenliga vorstellen?

Ben: Im Prinzip läuft das nicht anders als bei einem „normalen“ Verein ab. Wir haben Trainingseinheiten und Spieltage. Die Liga in Regensburg besteht aus sechs Teams, die drei Spieltage austragen. „Spieltag“ bedeutet, dass es drei Veranstaltungen gibt, bei denen Punktspiele ausgetragen werden. Dadurch, dass wir im Street-Soccer-Court spielen und das meist ca. 2×8 Minuten, können pro Tag mehrere Punktspiele stattfinden. Am letzten Tag wird dann abgerechnet. Wer Erster ist, ist Bananenflankenligameister und bekommt den BFL-Teampokal überreicht.

Was hat es mit dem Round Table auf sich?

Stefan: Ein Round Table ist ein Club für Männer unter 40. Wer eintritt, hilft bei Sozialprojekten mit. Der Club besteht aus zwanzig, dreißig Leuten vor Ort. Diese suchen sich dann je ein soziales Projekt aus, das sie unterstützen. In Regensburg wurde unser Verein, Team Bananenflanke e.V., vor drei Jahren ausgewählt und unterstützt. Das läuft folgendermaßen ab: Der Club erwirtschaftet durch verschiedene Aktionen Gelder und spendet diese dann an unseren Verein. Darüber hinaus packen die Mitglieder auch bei der einen oder anderen unserer Aktionen mit an.

Wie ist es dazu gekommen, dass nun quer durch Deutschland Bananenflankenligen eingeführt werden?

In Deutschland gibt es insgesamt 220 Tische und ein sogenanntes NSP, nationales Serviceprojekt. Das bedeutet, dass ein soziales Projekt ausgewählt wird, mit dem Ziel, es großflächig in Deutschland zu verbreiten. Hierfür haben wir uns beworben und wurden ausgewählt. Seit Sommer 2015 läuft das ganze nun. Wir haben gemeinsam einen Leitfaden entworfen, der an alle Tische herangetragen wurde. Jede Stadt konnte das Projekt dann selbst durchführen oder etwas dafür spenden. Viele Städte haben inzwischen eine Bananenflankenliga eingeführt. Wir beide fahren jetzt quer durch Deutschland und sind dort bei den Elternabenden und Kick-Off-Veranstaltungen dabei. Jede Stadt hat einen eigenen e.V. gegründet. Konzeptionelle Inhalte werden zu etwa neunzig Prozent von uns aus Regensburg übernommen, der Rest hängt vom jeweiligen Ort ab. In Berlin sind die Entfernungen zum Beispiel viel größer als in Regensburg. Insgesamt wurde in rund fünfzehn Städten ein Verein gegründet.

Was war euer schönster Moment mit dem Team Bananenflanke?

Beide: Der goldene Stern. Nicht nur der Sieg an sich, sondern der ganze Wettbewerb. Die Fahrt mit den Kindern nach Berlin.

Stefan: Wir haben im April 2014 einen Elternabend wegen des Wettbewerbs gemacht und hatten zu dem Zeitpunkt noch kein einziges Kind dafür begeistern können. Ein halbes Jahr später waren wir schon innerhalb Bayerns Erster. Das ist schon irre, wie nahe alles zusammenliegt.

Ben: Unsere Herzenswunscherfüllungen waren auch superschön. Als wir Lukas Schmid seinen Traum erfüllt haben, Per Mertesacker zu treffen. Lukas kannte ich schon sehr lange und das war wirklich ein wunderbares Erlebnis für uns alle.

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Tobias Schweinsteiger (li.) und BFL-Profi Florian Sperlich (re.) jubeln. Foto: Team Bananenflanke e.V.

Wer unterstützt euren Verein?

Ben: Tobias Schweinsteiger ist als Botschafter der Bananenflankenliga goldwert für uns. Eine riesen Unterstützung von Anfang an hatten wir durch den SSV Jahn. Aus dem aktuellen Regionalligakader helfen uns vor allem Markus Ziereis, Thomas Kurz und Sebastian Nachreiner. Sie haben Patenschaften für die Mannschaften übernommen. Ansonsten unterstützen uns Mario Neunaber, Ronny Philp, Philipp Ziereis und Jim-Patrick Müller sehr aktiv.

Vielen Dank für das Interview.

Beide: Bitte, sehr gern.

 

Ihr wollt noch mehr über das Team Bananenflanke erfahren?

Dann lest am besten das ausführliche Interview (zunächst Teil I) oder schaut auf den Seiten des Vereins Team Bananenflanke e.V. vorbei: