Interview mit Kim Krämer und Uli Hofmann vom FC Bayern-Fanclub Rollwagerl 93 e.V.

In der aktuellen Ausgabe des BBAG-Magazins habe ich einen Artikel über den Rollwagerl 93 e.V. veröffentlicht. Da die Themen „behindertenfreundliche Stadionausstattung“ und „Tickets für Fans mit Behinderung“ sehr bedeutend und vielseitig sind, habe ich mich entschieden, noch ein ausführliches Interview mit dem aktuellen und ehemaligen Fanclub-Vorsitzenden Kim Krämer und Uli Hofmann zu führen. Im Folgenden erfahrt ihr also noch mehr über den Rollwagerl 93 e.V….

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Kim Krämer (l.) und Uli Hofmann sprachen mit mir über den Rollwagerl 93 e.V. und darüber, was andere Bundesligisten bzgl. ihrer behindertengerechten Stadioneinrichtung noch verbessern können. Foto: Lisa Schatz

Lisa Schatz: Servus Kim und Uli, in eurem zweiten Zuhause, der Allianz Arena. Bitte beschreibt zunächst einmal euren Fanclub. Was zeichnet den Rollwagerl 93 e.V. aus?

Kim Krämer: Unser Fanclub ist wie eine Familie. Man ist mittendrin statt nur dabei. Bei uns ist es so: Wenn jemand etwas machen will, dann versuchen wir, denjenigen ins Boot zu holen. Ersen Tekin, unser TV-Melder, wollte etwas machen. Wir haben also eine Seite auf unserem Internetauftritt installiert, auf der er eingeben kann, wann und wo die Spiele des FC Bayern bzw. deren Zusammenfassungen übertragen werden. Zudem sind wir einer der zwei größten Behinderten-Fußballfanclubs in Europa. Der MUDSA (Manchester United Disabled Supporters‘ Association) hat aktuell (Stand: 10.02.2019) auch ca. 900 Mitglieder.

Uli Hofmann: Der Rollwagerl 93 e.V. ist eine wichtige Ergänzung in der Fanszene und für den FC Bayern an sich, weil die Damen und Herren dort nicht wissen können, worauf es ankommt. Wenn irgendetwas gemacht werden muss, was die Rollstuhlfahrer betrifft, kannst du fragen, wen du willst beim FC Bayern: Jeder verweist mittlerweile auf uns. Da halten sie sich komplett raus. Das ist ein guter Vertrauensbeweis.

Lisa Schatz: Könntest du bitte ein konkretes Beispiel nennen, um das den Leser*innen genauer zu verdeutlichen, Uli?

Uli Hofmann: Bis hin zum Klopapier haben wir uns um alles gekümmert. Diese Haltebügel links und rechts an den Behindertentoiletten mit dem angebauten Klorollenhalter haben den Vorteil, dass sie mit einer einzigen Hand bedient werden können, ohne dass das Papier herunterfällt und wegrollt. Diese Klorollenhalter wurden angebracht, da manche Menschen mit Behinderung Einschränkungen in der Fingerfunktion haben. Zwischendurch wurden große „Turborollen“ verwendet, wie sie auf den Standard-Toiletten üblich sind. Diese zeichnen sich jedoch durch einen großen Durchmesser und passen nicht auf diese speziellen Klorollenhalter. Diese Rollen kann man auf den gängigen Toiletten hernehmen, nicht aber auf den Behindertentoiletten. Die zuständigen Bediensteten haben anfangs gefühlte sieben Kilometer abgerollt, bis die jeweilige Rolle zunächst darauf passte. Das nutzte aber nichts, weil die inliegende Papprolle einen größeren Durchmesser hatte als die Steckvorrichtung. Somit konnten die Menschen mit der entsprechenden Einschränkung das Klopapier nicht einhändig abrollen. Außerdem fiel die Rolle mangels Halt ständig auf den Boden. Wir haben dann erfolgreich das Gespräch mit den Entscheidungsträgern gesucht. Heute wird nur noch geeignetes Klopapier (d.h. Standard-Rollen) dafür verwendet.

Lisa Schatz: Wie ist es mit den anderen Stadien?

Kim Krämer: Mit der „Toilette für alle“ sind in Deutschland nur die Allianz Arena, die Wirsol Rhein-Neckar-Arena und die Mercedes-Benz Arena ausgestattet. Wichtig für uns ist natürlich auch die Sicht aufs Spielfeld und die Anzahl der Plätze. In Hoffenheim beispielsweise wäre eigentlich alles in Ordnung, aber dort sitzen Menschen direkt vor dir. Sie stehen oft auf und dann sieht man nichts mehr. Ein großes Problem ist zudem: Wenn bei Auswärtsfahrten die zehn-Prozent-Regel gilt, dann stünden uns in Hoffenheim nur vier Tickets zu. Deshalb müssen wir immer mit dem jeweiligen Behindertenfanbeauftragten sprechen, ob man nicht noch Tickets dazu nehmen kann. Es wäre schließlich schwierig, eine Fahrt mit einem Reisebus zu machen, und nur vier oder fünf Rollifahrer mitnehmen zu können. Da ist Berlin natürlich erste Sahne. Im dortigen Olympiastadion sind alle Rollstuhlfahrerplätze im Block der Gastmannschaft. Das heißt, da bekommt Bayern dann an die 30. Berlin ist für uns also immer ganz toll. Dorthin haben wir schon Fahrten mit zwei Reisebussen gemacht. Die Planung ist immer enorm aufwendig für vier Tage. Auch finanziell, wo wir inzwischen ein super Netzwerk zu Sponsoren und zum Sozialreferat aufgebaut haben. Der FC Bayern und die Allianz Arena sowie der AUDI-Fanclub FC Bayern und Rehability sponsern uns. Zudem zahlt unser langjährigster und größter Unterstützer Raimond Aumann auch noch einen Bus. In einen Bus passen zehn bis elf Rollifahrer, je nachdem, wie er ausgestattet ist.

Uli Hofmann: In Bezug auf die Sicht aufs Feld sind wir in München wirklich Vorreiter.

Wenn man nach Dortmund blickt: Dort wurde immer wieder nachgerüstet. Zum Beispiel für die WM 2006. Damals wurden neue VIP-Zonen und eine neue Ebene für die Presseplätze errichtet. Aber für Rollstuhlfahrer ist immer alles gleich geblieben. Das Stadion hat 81.000 Sitzplätze, davon sind 72 Rolliplätze. Das sind weniger als 0,1 Prozent. Ein Armutszeugnis.

Oder auch Schalke. Das Stadion in Gelsenkirchen ist noch relativ neu. Darin sieht ein Rollifahrer aber nichts, wenn die Fans vor ihm aufspringen. Es herrscht nach wie vor sehr viel Nachholbedarf, egal, wohin man blickt.

Lisa Schatz: Wie sieht es mit Hoffenheim aus?

Uli Hofmann:. Dort ist die Situation ähnlich wie in Berlin. Obwohl Dietmar Hopp sozial engagiert ist und auch eine Stiftung hat, wurde beim Neubau des Stadions einiges versäumt: Man sieht auch hier nichts vom Spielgeschehen, wenn die Zuschauer vor einem kollektiv aufspringen! Bei unserer ersten Auswärtsfahrt dorthin habe ich nichts vom Tor gesehen. Wenn da ein Tor gefallen ist, und die Fans vor mir aufgesprungen sind, habe ich nur den Jubel gehört. Ich war total frustriert. Beim nächsten Mal hat deren Behindertenbeauftragter persönlich mit den Fans in der Reihe vor uns Kontakt aufgenommen und sie gebeten, sitzen zu bleiben, damit wir etwas sehen. Das hat sehr gut funktioniert.

Lisa Schatz: Lasst uns zu eurem Fanclub kommen. Wer kann bei euch Mitglied werden und wie funktioniert das?

Kim Krämer: Bei uns kann jeder Mitglied werden, inzwischen sogar online. Man kann eine Online-Maske ausfüllen und ist dann direkt im System registriert. Im Anschluss erhält man eine Benachrichtigung per E-Mail.

Lisa Schatz: Nun zu eurem Ticketingsystem. Wie wurden die Tickets früher vergeben und wie hat sich das Ganze entwickelt?

Kim Krämer: Unser Fanclub wurde ja auf Grund der schlechten Kartenverteilung gegründet. Das erste Ticketingsystem von Peter Czogalla war rein telefonisch. Das war eine Katastrophe für seine Frau, weil das Telefon den ganzen Tag klingelte. 2005 hat Uli Hofmann den Vereinsvorsitz und das Ticketing übernommen. Er hat eingeführt, dass die Bestellung der Tickets nur noch per Anrufbeantworter, Fax, E-Mail und Post läuft. Ich habe das Ganze dann 2008 fortgeführt. Zunächst habe ich nichts verändert,  dann jedoch an einem Konzept gearbeitet, dass wir online und automatisiert Tickets anbieten können. Das steht jetzt. Wir sind nun der erste Fanclub eines Bundesligisten, der Online-Ticketing speziell für Menschen mit Behinderung anbietet. Auch keiner der Bundesligavereine selbst macht dies.

Lisa Schatz: Wie läuft euer Online-Ticketing im Detail ab?

Kim Krämer: Die Bestellfrist startet einen Monat vor dem Spieltag und endet zwei Wochen vor dem Spieltag. In diesen zwei Wochen kann man sich online bewerben.  Wer Mitglied ist, muss einfach auf unsere Ticketingseite gehen, dort seinen Namen und seine Mitgliedsnummer eingeben. Wenn man seine Bestellung abgeschickt hat, erhält man direkt im Browser eine Nachricht: „Ihre Auftragsnummer ist XY. Sie werden rechtzeitig informiert“. Der Kunde sitzt am PC, schickt seine Bewerbung ab, und wir haben zeitgleich die Anfrage als Kundenauftrag im System. In dem Ticketingsystem „add on“ von SAP Business One, das 5.500 € gekostet hat, sind alle Heimspiele verzeichnet mit jeweils 50 Tickets auf der Ost- und auf der Westseite in der Allianz Arena. Ich kann diese dann zuweisen und sehe direkt, ob jemand die letzten drei Heimspiele schon gesehen hat, oder zwei davon. Umso mehr jemand von den vergangenen drei Heimspielen gesehen hat, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass derjenige eine Absage für das folgende bekommt. Hat man im vergangenen Spiel eine Absage erhalten, ist es in der Regel so, dass man für das darauf folgende Spiel wieder eine Zusage bekommt. Es sei denn, es geht auf das Ende des Jahres zu, und Dortmund und Real Madrid spielen beispielsweise hintereinander in der Allianz Arena. Die Karten für diese Gegner sind sehr gefragt. Dann kann es passieren, dass jemand zwei Absagen hintereinander erhält. Das System wird sehr gut angenommen: Aktuell kommen noch ca. fünf Bestellungen pro Spiel per E-Mail, der Rest macht alles online.

Lisa Schatz: Wie viele Anfragen habt ihr in etwa pro Spiel vorliegen und wie viele Plätze könnt ihr vergeben?

Kim Krämer: Wir sind immer ausgebucht. Sollten einmal nicht alle Tickets an unsere Mitglieder vergeben worden sein, so stehen wir mit Einrichtungen in Kontakt, von deren Seite Interesse besteht, und an die wir die Tickets dann verteilen. Insgesamt gibt es in der Allianz Arena 227 Plätze für Menschen mit Behinderung. Davon hat der Rollwagerl-Fanclub 100. Den Rest verwaltet der FC Bayern.

Lisa Schatz: Unternehmt ihr auch Fahrten zu Auswärtsspielen?

Kim Krämer: Wir versuchen immer, wenn es finanziell machbar ist, mehrtägige Auswärtsfahrten zu machen und im Rahmen der Reisen ein Kulturprogramm anzubieten. Das ist uns sehr wichtig: Nicht nur Fußball, sondern auch Kultur. Wir haben Mitglieder, die im Heim wohnen, in der Lebenshilfe. Für sie sind die Fahrten von großer Bedeutung, um aus ihrem Alltag und der Isolation herauszukommen, und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Auf den Fahrten können sie sich gemeinsam freuen und auch zusammen trauern. Das ist zudem ein prägender Punkt hinsichtlich unserer Gemeinnützigkeit. Allein durch die Vergabe von Heimspieltickets wird man nicht gemeinnützig, sondern wegen solchen Auswärtsfahrten.

Lisa Schatz: Wo wart ihr bislang und wie lief das Ganze ab?

Kim Krämer: Unsere erste inklusive Auswärtsfahrt haben wir nach Hoffenheim gemacht. Zuvor hatte ich eine Schulung zum Thema „Kompetent für Inklusion“ begonnen und wir hatten den Auftrag, eine Projektarbeit zu machen. Hier entstand die Idee. Wir hatten schon Erfahrung mit Auswärtsfahrten, aber noch nicht mit inklusiven. Bei dieser Fahrt hatten wir Gehörlose dabei und eine syrische Familie – ein ganz schwerer Fall – mit Folter. Für die Gehörlosen hatten wir eine Dolmetscherin, die immer abends zu unserer Gesprächsrunde ins Hotel kam. Wir waren auch im Technikmuseum in Sinsheim und hatten zudem ein Treffen mit dem integrativen Fanclub der TSG Hoffenheim im alten Dietmar-Hopp-Stadion. Daran haben auch Raimond Aumann und zwei Profis von Hoffenheim teilgenommen. Seitdem machen wir ausnahmslos inklusive Auswärtsfahrten. Unser nächstes Ziel ist Düsseldorf.

Lisa Schatz: Wie viele Auswärtsfahrten macht ihr pro Saison?

Kim Krämer: In der Regel zwei. Auf Grund der Softwareeinführung haben wir jetzt zwei Jahre hintereinander jeweils nur eine gemacht und eine Tagesfahrt. Die Tagesfahrten sind immer abhängig von Stuttgart und Nürnberg. Wenn die nicht in der Liga sind, können wir keine Tagesfahrten machen.

Lisa Schatz: Welche Schwierigkeiten oder Hürden sind bisher hinsichtlich eurer Auswärtsfahrten aufgetreten?

Kim Krämer: Bei uns ist immer alles ins Detail geplant. Während den Fahrten ist meist alles in Ordnung. Jedoch gestaltet sich die Planung als schwierig: Man muss sich direkt an dem Tag, an dem der Spielplan herauskommt, die Spiele heraussuchen, zu denen man auswärts fahren will. Dann wird gleich das Hotel angefragt. Damit ist der Großteil erledigt. Anschließend werden die Einladungen verschickt, die Rückmeldungen ausgewertet und die jeweiligen Zu- und Absagen versandt. Daraufhin werden das Essen bzw. die Restaurants organisiert oder reserviert. Im Anschluss stelle ich das Programm zusammen. Was auch wichtig ist: Zu prüfen, ob an dem Spieltag eine Messe in der Stadt stattfindet. Wichtig sind vor allem auch unsere 20 bis 25 ehrenamtlichen Helfer, die uns auch bei den Auswärtsfahrten, beim Einkaufen und Brötchen schmieren für die Busfahrt usw. unterstützen.

Lisa Schatz: Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem FC Bayern, wie sieht die Unterstützung durch den Bundesligisten aus?

Kim Krämer: Vor dem Bau der Allianz Arena wurden wir auf unsere Nachfrage hin zu einem runden Tisch eingeladen. Damals haben wir gemeinsam mit Peter Czogalla, Uli Hofmann und Jürgen Muth, dem Geschäftsführer der Allianz Arena, eine Begehung gemacht. Wir haben die Plätze begutachtet und Tipps gegeben, dass man hier doch investieren sollte und darauf achtet, dass die Rollis freie Sicht aufs Spielfeld haben, auch wenn die Fans vor ihnen aufstehen.

Bezüglich der Sicht ist Folgendes zu sagen: Auf unserer Seite im Westen befinden sich die Presseplätze. Die Journalisten stehen sowieso nicht auf, da gibt es kein Problem. Aber im Osten wurden zwei Sitzplatzreihen herausgebaut und ein L-Block gebildet. Das heißt: Wenn die Fans in der Reihe vor den Rollifahrern aufstehen, sind deren Köpfe auf Höhe der Füße der Rollifahrer. Ohne diese Maßnahme gäbe es dort zwei Reihen mehr: Das sind auf 10 Jahre gerechnet Einnahmen in der Höhe von ca. 10 Millionen Euro, auf die der FC Bayern verzichtet, damit die Rollstuhlfahrer freie Sicht haben.

Bezüglich unserer Auswärtsfahrten haben wir mit dem FC Bayern vereinbart, dass wir immer das volle Kontingent an Rolli-Tickets bekommen, dazu 4 Tickets zusätzlich für Begleitpersonen. Das klappt seit Jahren sehr gut.

Lisa Schatz: Gibt es noch eine Geschichte, die du erzählen möchtest, Kim?

Kim Krämer: Unser Mitglied Martin Bauer habe ich auf der Auswärtsfahrt nach Hannover kennen gelernt. Wir waren zweimal in einer Autobahnraststätte beim Pause machen – auf der Hin- und auf der Rückfahrt, in der gleichen wie Martin. Wir sind ins Gespräch gekommen. Eine Woche später kam Martin in den Rollwagerl Shop und wurde Mitglied. Er unterstützt uns finanziell, unseren Soli. Das ist bei uns sozusagen das „Sozialticket“. Denjenigen, die sich keine Tickets bzw. Auswärtsfahrten leisten können, werden die Fahrten und Karten durch unseren sog. Solitopf ermöglicht. Normalerweise liegt der Eigenanteil an Auswärtsfahrten bei 80 € – Fahrt, Ticket für das jeweilige Spiel und Übernachtungskosten inbegriffen. Martin unterstützt uns immer und hinterlegt auch ArenaCards, damit sich die Mitglieder, die es sich sonst nicht leisten können, auch hier etwas zu essen und zu trinken kaufen können. Bei uns ist das Sozialticket ein fester Bestandteil. Maximal dreißig Mitglieder nehmen es in Anspruch. Auch dreißig Tickets werden aus dem Solitopf bezahlt. Zudem gibt es ermäßigte Beiträge für die Mitgliedschaft. Diese Gruppe zahlt den halben Preis, um Mitglied zu sein. Früher waren die Auswärtsfahrten „Jugendherberge und McDonalds“, ohne Kultur. Jetzt übernachten wir in barrierefreien Hotels und haben ein Kulturprogramm. Uns war es wichtig, das alles zu verbessern. Die Sponsoren sollen auch sehen, dass wir eine gute Arbeit leisten. Das hat irgendwann eine Eigendynamik entwickelt. Uns ist Zuverlässigkeit absolut wichtig.

Lisa Schatz: Vielen Dank, dass ihr euch so viel Zeit für das Interview genommen habt.

Kim Krämer und Uli Hofmann: Natürlich gerne.

Weitere Informationen für einen barrierefreien Stadionbesuch sind – auch in leichter Sprache und mit Hörservice – unter https://www.barrierefrei-ins-stadion.de/ zu finden.

Vollblutarmine Wendelin Bohrenkämper

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Wendelin Bohrenkämper arbeitet als ehrenamtlicher Pressebetreuer auf der Alm. Foto: Schatz

Ehrenamt. Ich betrete den Eingangsbereich vor dem Presseraum auf der Alm. Er begrüßt mich mit einem freundlichen „Hallo, Lisa, schön dich zu sehen“ und lächelt. Gute Laune. Trotz einer gerade verlorenen Partie der Arminen. In mehr als zwei Jahren habe ich ihn stets freundlich erlebt: Wendelin Bohrenkämper. Er arbeitet als ehrenamtlicher Pressebetreuer für den DSC Arminia Bielefeld. Seit über fünfzehn Jahren. Ich habe ihn mir als Gesprächspartner ausgesucht, weil er meines Erachtens zu den wichtigsten Menschen für den Verein gehört. Sein professioneller Umgang mit den JournalistInnen trägt zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre im Presseraum bei. Er repräsentiert den Verein und sorgt für ein positives DSC-Image wie kaum ein anderer. Unabhängig vom Bekanntheitsgrad. Denn: Welcher Spieler hat mehr als fünfzehn Jahre für Arminia gespielt? Welcher Vereinsverantwortliche arbeitet schon so lange und mit so viel Herzblut für diesen Verein wie dieser Mann? Anpfiff für ein Interview mit einem Vollblutarminen und „Respekt“ vor seiner Leistung!

Herr Bohrenkämper, wie lange arbeiten Sie inzwischen ehrenamtlich für den DSC Arminia Bielefeld?

Ganz genau kann ich es nicht sagen, aber so fünfzehn Jahre kommen schon ganz gut hin. Das fing damals mitten in der Saison an. Ich bin eigentlich für jemanden eingesprungen, der ausgeschieden ist.

Wie sind Sie zu Ihrer Tätigkeit als ehrenamtlicher Pressebetreuer gekommen?

Der ehemalige Mannschaftsbetreuer Udo Gessler hat mich darauf angesprochen. Er war früher der Arbeitskollege meiner Mutter. Als Dankeschön, dass wir dem DSC bei den Weihnachtsfeiern mit den Kindern der Spieler weiterhelfen konnten (dort hat Herr Gessler immer den Weihnachtsmann gespielt und wir hatten ihm einige Jahre ein Kostüm dafür geliehen), hat er mich einmal in den VIP-Raum mitgenommen. Dort hat er mich einfach mal gefragt, ob die Pressebetreuung etwas für mich wäre und ob ich das gerne machen würde. Ich habe mir eine Woche Bedenkzeit erbeten. Man muss das ja mit der Arbeit koordinieren. Ich habe mir das Angebot dann mal durch den Kopf gehen lassen. Wenn man sich überlegt, wie nah man durch diese Tätigkeit am Geschehen dran ist, ist das natürlich super interessant. Die Chance haben nicht viele. Ich habe das schließlich mit meinem Arbeitgeber abgeklärt. Ich bekomme hier kein Geld. Die einzige Bezahlung ist, dass ich auf einem schönen Platz neben der Pressetribüne das Spiel sehen darf und dass ich noch ein bisschen was zu essen erhalte, wenn nach dem Spiel noch etwas da ist. Zu Bundesligazeiten haben wir ja hier noch königlich gespeist, das Catering war da noch für alle drin.

Die Entscheidung für dieses Ehrenamt hieß auch, dass das Stadionleben, wie ich es zuvor kannte, damit enden würde. Ich war ja ein Fan, der seit 1982 auf Block 3 gegangen ist – Stehplatz, ich sag immer die „Sitzbänke hinterm Tor am Zaun“. Da war es dann nix mehr mit zwei Stunden vorm Spiel da sein – drei Stunden vorher da zu sein, gerade als Bayern kam, sich durch die Mengen zu drängeln und dort zu stehen. Nee, da hieß es dann eben lange vorher da zu sein, bevor die Fans ins Stadion kommen, sich aufstellen und mit den Kleinigkeiten beginnen. Aber ich meine – die Alm war immer schon so ein Wohnzimmer für mich – aufgewachsen bin ich in Sichtweite, da steht mein Elternhaus. Früher, als ich noch klein war und das Fenster auf Kippe stand, habe ich hier alle schreien hören, wenn Tore gefallen sind. Irgendwann habe ich rausgefunden, dass Arminia einen Bundesligisten beherbergt und wurde neugierig. Dann hat mich der Vater eines Schulkameraden mal mitgenommen und wie das so ist, erwischte es mich und ich wurde zum Fußballfan. Ich erinnere mich an das erste DSC-Spiel, das ich gesehen habe: Arminia – Kaiserslautern. Da haben wir 2:0 gewonnen. Es war rappelvoll bei schönstem Wetter. Über all die Jahre bin ich anschließend regelmäßig hier gewesen.

Bitte beschreiben Sie Ihre Aufgaben.

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Wendelin Bohrenkämper (li.) übergibt dem Fotografen Christian Weische ein Leibchen. Foto: Schatz

Die Hauptaufgabe ist die Leibchenausgabe, das heißt, jede/-r, der/die mir eine Akkreditierung vorzeigt und als Pressevertreter/-in auf einer der Listen steht, bekommt – entsprechend der Farbe – ein Leibchen ausgehändigt. Zu Bundesligazeiten war das mit den Farben etc. noch sehr kompliziert. Aber im Moment ist der Stand der Dinge: Grau sind Fotoleibchen, Braun, Rot und Beige sind Fernsehleibchen (das hängt davon ab, wer Erst- und wer Zweitverwerter ist). Und dann gibt’s noch Weiß für Stadion-TV und z. B. Schwarz für den Hörfunkreporter. Das sind die wichtigsten. Ich trage die Pressevertreter/-innen ein bzw. aus. Es kam nur ganz selten vor, dass jemand ein Leibchen tatsächlich mit nach Hause genommen hat. Da muss ich eben der Pressestelle Bescheid geben und diese kümmert sich anschließend darum. Außerdem kontrolliere ich natürlich die Akkreditierungen, sodass auch nur diejenigen den Presseraum betreten, die dafür zugelassen sind. Ansonsten versuche ich zu helfen, wo ich kann. Und wenn’s nur mal der Fall ist, dass ein Fan seinen Block sucht und bei mir nachfragt.

Haben Sie in Ihrer Zeit als Pressebetreuer Anekdoten erlebt?

Ja, in der Aufstiegssaison 2012/2013 sind ein paar andere Leibchen aufgetaucht. Man guckt sich ja immer jedes Detail eines Leibchens an, wenn man es herausgibt. Da war es dann wirklich so, dass zwei Pressevertreter mit Osnabrückleibchen herumgelaufen sind.

 

Die Alm: „Das ist mein Zuhause!“

Sie investieren sehr viel Zeit in dieses Ehrenamt. Wie lange sind Sie pro Spieltag in etwa im Stadion?

Bewusst achte ich nicht darauf. Es hängt davon ab, welches Spiel ansteht. Ob das Stadion ausverkauft ist, ob große Gegner kommen und dadurch eher mehr Pressevertreter da sind. An einem „normalen Samstag“ z. B. treffen wir uns um 11:30 Uhr. Vor dem Spiel ist es eigentlich stressiger als danach. Man muss die Journalisten versorgen, damit sie nicht zu lange warten. Geöffnet wird neunzig Minuten vor dem Anpfiff. Nach dem Spiel warte ich, bis alle Leibchen zurückgegeben wurden. Meist sitze ich noch länger im Presseraum und finde es einfach schön, dass ich noch hier sein darf. Wie ich vorher schon meinte: Es ist wie mein eigenes Wohnzimmer. Meine Mutter hatte damals, als ich noch klein war und alleine ins Stadion gegangen bin, keine Angst, dass mir etwas passieren könnte. Weil sie wusste: Ich kenne die Fluchtwege, ich kenne mich hier aus, ich bin hier aufgewachsen. Das ist meine Heimat, ich bin hier nebenan auf zwei Schulen gegangen. So ist es auch mit dem Stadion: Ich habe das alte miterlebt und kenne das neue. Ich hab hier nie Angst gehabt, auch wenn Gästefans böse waren, wenn sie eins drauf gekriegt haben. Ich hab mir immer gedacht: „Was soll mir hier passieren? Das ist mein Zuhause.“.

Sollte Ihre Tätigkeit nicht entlohnt werden? Schließlich verbringen Sie hier sehr viel Zeit und leisten – wie ich nach ca. zwei Jahren Live-Zusammenarbeit im Presseraum empfinde – äußerst wichtige und gute Arbeit.

Nein, mir reicht das vollkommen. Ich würde auch nie Geld dafür haben wollen, ich finde das toll hier, es macht einfach Spaß. Auch, wenn ich hier zusammen mit Dirk Grote einer der letzten bin, die vom alten Stamm da sind. Ich hab da einfach Spaß dran, ich mach das gerne und so soll’s ruhig weitergehen.

Was macht Arminia für Sie so besonders?

Ich kenne eigentlich nur diesen Club. Ich habe gar keine Zeit und Kraft, mich mit anderen Vereinen zu beschäftigen. Ich bin mit Arminia gut ausgefüllt, ich stehe komplett hinter dem DSC. Natürlich freue ich mich – auch eher unsportlich – wenn die „Kleinen“ mal gewinnen. Was Arminia für mich ausmacht, ist wahrscheinlich, dass ich mich wohl auch gerne aufrege. Man geht mit, man regt sich auf, man ist voll dabei. Es ist einem nie egal, was hier passiert. Man freut sich riesig. Ne ganze Woche kann gut laufen, wenn Arminia gewonnen hat. Aber ne ganze Woche kann auch unten durch sein, wenn man böse verloren hat. Mir graust jedes Mal nach einer Niederlage oder einem Unentschieden vor dem nächsten Montag im Büro. Die Kollegen haben alle schon mitbekommen, dass ich ein bisschen auf ihre Sticheleien reagiere. Sie übertreiben dann natürlich ein wenig, was mein Klümbchenverein wieder gemacht habe. Das ist aber alles auf humoristischer Ebene. Ich habe mich noch nie mit jemandem ernsthaft wegen Arminia oder wegen Fußball gezankt.

rden Sie sagen, dass dieser Leitspruch „stur, hartnäckig, kämpferisch“ auf Arminia zutrifft?

Ich muss schon sagen, dass Arminia immer etwas Kämpferisches gehabt hat, weil es für das Spielerische nie so ganz gereicht hat. Die ganz großen Talente konnte man sich nicht leisten. Wir sind eigentlich alle zu Kämpfern geworden. Und „hartnäckig“? Ich denke mal: Wie lange probieren wir, wieder zurück in die Bundesliga zu kommen und wir sind immer noch da nach so vielen Finanzkrisen?! Arminia hat es immer wieder geschafft, auch nach dem Bundesligaskandal 1971. Wir sind wieder in der zweiten Liga. Das ist ja schon etwas Besonderes. Ja und das Sture passt auch. Es ist zwar nicht sportlich, aber ich liebe diesen Spruch: „Wenn wir schon nicht gewinnen können, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt“. Der hat ja schon ein bisschen was Böses. Aber das Traurige oder Lustige ist: Ich stehe da voll hinter. Insgeheim ist es dieser Trotz, dass man diesen Spruch herauslässt.

Welche waren Ihre prägendsten Erlebnisse beim DSC – als Fan und als Ehrenamtlicher?

Sagen wir’s mal so: Ich habe Bielefeld in der ersten Bundesliga kennen gelernt. Damals war das so, da gab es nur die erste Bundesliga: „Zweite Liga, was ist das? Da gibt es auch noch was? Keine Ahnung!“. Dann kam die Zeit 1984, 1985, und auf einmal: Peng! Man ist in der Relegation und verliert 0:2 gegen Saarbrücken. Im Rückspiel auf der Alm spielten die Jungs 1:1 und auf einmal – eine vollkommen neue Situation: Zweite Bundesliga. Der Verein brach fast auseinander – viele, viele Spieler gingen. Am nächsten Tag nach dem Abstieg: Ich werde es nie vergessen. Ich hatte die Neue Westfälische vor mir auf dem Tisch liegen und da waren zehn Gesichter abgebildet von den Spielern, die den Verein verließen. Es war furchtbar. Da brach etwas auseinander und man wusste ja gar nicht, was mit der zweiten Liga so auf einen zukommt. Ich meine, da waren andere Mannschaften, andere Stadien, was war da noch anders? Ich wusste es nicht, ich hatte mich nie zuvor mit der zweiten Liga beschäftigt. Und ich meine auch, dass ich die erste Saison nach dem Abstieg einige Zeit nicht auf die Alm gegangen bin. Aus Enttäuschung. Was mir auffiel war, dass die Medienberichterstattung viel geringer war als in der ersten Bundesliga. Früher war es nochmal etwas anderes, als samstagnachmittags nur drei Spiele in der Sportschau gezeigt wurden. Heute ist das ja ganz anders. Wir sind sehr medienverwöhnt, da kann man sich ja inzwischen sogar die Regionalligaspiele im Fernsehen anschauen. Das ist auch gut so, aber damals gab’s das eben nicht. Man musste jedes Mal vor der Sportschau bibbern: „Welche drei Spiele zeigen sie?“. Dann wurden am Anfang die drei Spiele eingeblendet und ich rief „Papa, Arminia wird gezeigt, komm schnell!“. Wenn das nicht der Fall war, dann musste man sich das aktuelle Sportstudio am späten Abend angucken, in welchem nur Interviews geführt wurden und kaum Bildmaterial gezeigt wurde. Deshalb hab ich das aktuelle Sportstudio damals auch nie so richtig gemocht. Ich wollte einfach wirklich was von den Spielen sehen.

 

Als ein Aufstieg den anderen jagte

Ich war damals 14, 15 Jahre alt und echt enttäuscht von der Situation. Als das noch schlimmer wurde, mit der dritten Liga, da hat sich meine Einstellung gewandelt. Ich dachte mir „Jetzt erst Recht!“ und bin mit zwei, drei Freunden zu fast jedem Auswärtsspiel gefahren. Das war quasi alles um die Ecke. Wir sind zusammen mit einem Gladbacher Fan überall hingefahren: Oberliga Westfalen. In dieser Liga, da waren wir wieder wirklich die großen Arminen, vor denen alle gezittert haben. Wenn die Bielefelder kamen, dann war die gesamte Polizeimacht mobilisiert mit Kampfausrüstung, Schlagstöcken und allem. Da gab es Autokontrollen an der Stadtgrenze, Kreuzungen wurden gesperrt. Wenn wir gewonnen haben, sind wir mit der großen Arminiafahne durch die Straßen gelaufen und haben sie über die Autos gezogen. Das war ein Triumph, da konnten wir Stärke zeigen, da war man wieder jemand! Da hat sich wieder alles ganz neu entwickelt: Ein neuer Stolz, eine neue Zuversicht, dass es doch irgendwann mal wieder passieren könnte, dass man aufsteigt. Als es dann Anfang der 90er losging mit Oberliga, Regionalliga, zweite Liga, erste Liga – und das vier Jahre hintereinander – und ein Aufstieg den anderen gejagt hat. Das war eine tolle Zeit, eine riesen Begeisterung  (strahlt). Da haben wir auch jedes Mal auf dem Rathausplatz gefeiert – es war ein Triumph, das war klasse! Es war eine große Freude, ein Selbstbewusstsein und wir waren dann endlich wieder mit den ganz Großen zusammen in einer Liga.

Was war Ihr schönstes Erlebnis mit Arminia?

Ich kann das nicht genau festmachen. Natürlich waren die drei Aufstiege hintereinander grandios. Ein Punkt, den man wirklich hervorheben kann und eine Zeit, die ich nie vergessen werde. Es war natürlich sehr schön, als wir mit Norbert Meier in die zweite Liga zurückgekommen sind. Das war auch noch einmal ein ganz besonderer Aufstieg. Über Darmstadt möchte ich jetzt nichts sagen. Ich gebe nur zu, dass ich hier geheult habe. Wie einige andere hier auch. Ich war nach dem Spiel wirklich fertig. Die Darmstädter hatten zwei, drei Sonntagsschüsse. Aber man hat schon im Stadion gemerkt, dass es schon auch eine andere Stimmung war. Das Publikum hat ganz anders mitgemacht: Es war begeistert, auch die Choreographie der Ultras war sensationell. Ich dachte: „Da ist aber mehr drin, das kann’s doch nicht gewesen sein!“. Mit diesem „Jetzt erst Recht“-Gedanken hatte dann die Drittligasaison angefangen, das hat irgendwie auch Kampfkräfte mobilisiert und Arminia hat die Saison als Meister beendet und so sind wir voller Freude wieder zurück in die zweite Liga. Dieser Prozess vom Abstieg, der Relegation über das Jahr in der Dritten Liga bis zum Aufstieg in die zweite Liga – das war ein ganz langes, schönes Erlebnis mit Arminia. Das ist das, was ich herausheben würde. Ich würde gar nicht sagen, dass so ein Meistertitel das Schönste ist. Da gehört immer das ganze Drumherum mit dazu.

Welche Persönlichkeiten haben Arminia Ihres Erachtens am stärksten geprägt?

Wolfgang Kneib war eines meiner größten Idole. Uli Stein hat für mich auch immer Arminia bedeutet. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass Uli Zwetz (Radio-Sportreporter für Radio Bielefeld; Anm. von LS) für mich ein „Götter-Reporter“ ist. Ich meine, er mag in mancher Situation ein wenig übertreiben und laut werden, aber das ist doch das, was Arminia nun wirklich ausmacht: Diese Begeisterung und einfach mal ins Mikrofon zu brüllen, wenn etwas Tolles passiert. Es ist wirklich toll, dass Uli Zwetz inzwischen kommentiert. Früher, als es Radio Bielefeld noch nicht gab, kommentierte jemand vom WDR, der seinen Bericht runtererzählte. Da war keinerlei Emotion dabei. Als ich noch klein war und meine Omi in Lüneburg besuchte, wartete ich auf einen Bericht, in welchem erzählt werden würde, wie Arminia spielte. Und dann kam so eine langweilige Geschichte daher. Und wenn ich jetzt bedenke, wie Uli Zwetz seine Reportagen mit Leben gestaltet – mit Dynamik, mit Action, mit Freude! Dann muss ich sagen: Das ist doch genau das, was ein Armine braucht. Uli Zwetz ist einfach ein ganz besonderer Armine.

Welche sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Leute, die an den Spieltagen im Stadion arbeiten?

Das, was im Stadion abläuft, ist ja ein riesiges Uhrwerk, in welchem viele, viele Zähnchen ineinandergreifen und wenn nur eins von diesen Zahnrädern nicht richtig funktioniert, hat man keine aktuelle Uhrzeit mehr. Dann läuft da etwas nicht. Deswegen: Ob es nun die Spieler sind – klar, ohne Spieler kein Fußball. Aber selbst die Volunteers, die die Kühlschränke auffüllen, die Einlaufkinder betreuen, die HALBVIER (Clubmagazin; Anm. von LS) verteilen und den Presseraum aufräumen, damit der nächste Spieltag kommen kann, sind wichtig. Genauso wie der Volunteer, der die Käsebrötchen (Link: genauere Erklärung der „Käsebrötchengeschichte“ für alle Nicht-Arminen; Anm. von LS) für die Trainer an den richtigen Platz im Presseraum stellt, für den reibungslosen Ablauf sorgt und zum Wohlbefinden der Trainer beisteuert, wenn diese vorher am Platz herumgeschrien haben und wieder etwas zu essen brauchen, um einen anderen Geschmack zu erhalten. Jeder ist wichtig: Ob es der hochbezahlte Spieler auf dem Platz ist oder ein Volunteer. Also jemanden, der am allerwichtigsten ist, gibt es nicht.

Bitte beenden Sie folgenden Satzanfang…

Arminia ist für mich… schon so eine Art Familie.

Das ist ein schönes Schlusswort. Danke für das Interview, Herr Bohrenkämper.

Bitte, sehr gerne.