heute möchte ich euch einen kleinen Ausblick auf das nächste Interview geben: Auch, wenn es oftmals untergeht, so sind Ehrenamtliche – gerade auch in den Profivereinen – von immenser Bedeutung. Ohne sie läuft nix. Sie sorgen u.a. für einen reibungslosen Ablauf an den Spieltagen. Mit einem dieser Menschen, die im Hintergrund äußerst wertvolle Arbeit leisten, habe ich gesprochen und erfahren, was ihn so stark mit seinem Verein, dem DSC Arminia Bielefeld, verbindet. Das Interview drückt seine Liebe zum Verein aus und zeigt, mit wie viel Herzblut dieser Mann für den Club arbeitet. Ich hoffe, dass das Interview auch einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass einige Mitarbeiter/-innen verschiedener Profivereine die Leistung der Ehrenamtlichen stärker würdigen und ihnen mit mehr Respekt begegnen. Manchmal sollte man einfach die Perspektive wechseln. Und querdenken…
Armin Wolf moderierte den MZ-Einsteigertriathlon 2016 in Regensburg. Foto: Schatz
Darf ich vorstellen? Armin Wolf, 55 Jahre, Sportreporter mit Leib und Seele. Deshalb auch bekannt als „die Sportstimme Ostbayerns“. Er kommentiert, moderiert und organisiert die unterschiedlichsten Sportveranstaltungen. Hauptsächlich kennen ihn die Hörerinnen und Hörer durch seine Eishockey-, Fußball- und Judo-Liveübertragungen. Da Armin Wolf sehr vielseitig im Einsatz ist, hatte er im Interview viel zu erzählen und gibt dadurch einen umfassenden Einblick in seine Arbeits- und Sportwelt. Noch vor seinem Start beim Regensburger Leukämielauf am Sonntag erklärt er hier, wie er zum Radio gekommen ist, was ihn dazu bewogen hat, Anfang August 3,8 km zu schwimmen und welche sozialen Projekte er gemeinsam mit seinem Laufteam unterstützt…
Herr Wolf, bitte erzählen Sie zunächst mal, wie Ihre Sportbegeisterung allgemein entstanden ist.
Ich war schon als kleines Kind total von Sport fasziniert. Mein Vater hat mich im Alter von fünf Jahren zu einem Auswärtsspiel des SSV Jahn Regensburg in Weiden mitgenommen. Das waren damals absolut zugkräftige Spiele, 14.000 bis 15.000 Zuschauer waren keine Seltenheit. Wir haben das Spiel 3:0 gewonnen. Alle Regensburger haben gesungen: „Hihaho, Weiden ist k.o.“. Bei uns zu Hause wurde immer über Fußball, über Sport gesprochen. Wir haben alle vier Jahre zu den Olympischen Spielen einen neuen Fernseher bekommen. Mit Zehn bin ich erstmals zu einem Eishockeyspiel gegangen: EV Regensburg gegen Fürstenfeldbruck. Seit diesem Zeitpunkt bin ich vom Eishockeyvirus infiziert. Schon mit elf, zwölf Jahren war ich alleine bei Auswärtsspielen dabei und bin nach Essen gefahren. Das galt damals als ungewöhnlich. Dafür bin ich meinen Eltern sehr dankbar, weil sich sonst nicht alles so entwickelt hätte.
Was genau hat Sie am Eishockey so stark begeistert?
Die Schnelligkeit, die Stimmung im alten Eisstadion an der Nibelungenbrücke. Als ich zehn, elf Jahre alt war und die Leute ihre Sterndlwerfer (Wunderkerzen) ausgepackt haben und alles in einen Lichterglanz gehüllt war – das war einfach toll!
Wie Armin Wolf zum Radio kam
Wie ist es dann dazu gekommen, dass Sie Sportreporter geworden sind? Sie haben ja auf Lehramt studiert…
Genau. Schon am Ende meiner Schulzeit habe ich für die Mittelbayerische Zeitung gearbeitet und Spielberichte über die unteren Klassen geschrieben. Damals lief das Ganze noch über ein Telefon in der Sportgaststätte (lacht). Ich saß im Büro im Verlagsgebäude und habe von dort aus in der Sportgaststätte angerufen. Mir wurde dann z. B. gesagt, dass 150 Zuschauer beim Spiel zwischen Barbing und Illkofen seien, der Huber und der Meier das 1:0 und 2:0 geschossen hätten und Barbing überlegen sei. So habe ich für zwei Klassen die Berichte geschrieben – mit der Schreibmaschine (lacht erneut). Diese wurden nochmal gegengelesen, ehe sie veröffentlicht wurden. Damals war ich zwischen 18 und 22 Jahre alt. Als die Lokalradios entstanden sind, habe ich den TV Hemau trainiert. Bei Radio Donauspatz wurden damals eine Woche lang Ortschaften vorgestellt und an den Samstagen wurde in der Sportsendung über den Sport in diesen Ortschaften gesprochen. Als Trainer war ich an einem Samstag Studiogast und am Sonntagmorgen rief mich der damalige Chef Eberhard Rosenhauer an und meinte: „Du konntest so gut reden, wir brauchen dringend freie Mitarbeiter“.
Welche waren Ihre ersten Aufgaben?
Mein erster Auftrag war – ich hatte mir ein altertümliches Aufnahmegerät mit Kassette abgeholt – nach Schwandorf zu fahren und dort Dettmar Cramer zu interviewen. Das muss man sich so vorstellen, als würden Pep Guardiola oder Jupp Heynckes nach Schwandorf kommen. Ich erklärte ihm gleich: „Herr Cramer, ich sag‘ es Ihnen ganz ehrlich: Ich bin total aufgeregt, ich habe schweißnasse Hände. Das ist mein erstes Interview“. Er antwortete daraufhin: „Machen Sie sich keine Sorgen, wir bekommen das hin. Sie müssen nur schauen, dass das Gerät läuft, denn das kann ich nicht“. Immer, wenn ich ihn später im Fernsehen gesehen habe, musste ich an dieses Interview denken. Eine Woche später wurde mir beim Radio erzählt, dass ein Anschluss ins Jahnstadion gelegt worden sei. Mir wurde das Telefon in die Hand gedrückt und gesagt, dass ich mich zehnmal melden solle. Also von wegen Rhetorikkurs, Sprachkurs, Ablauf… Es hieß einfach nur: „Mach das so wie die Reporter bei Bayern 1“. So ging’s los.
Welche Eigenschaften finden Sie in Ihrem Beruf am Wichtigsten, was sollte man draufhaben?
Als Sportreporter/-in braucht man natürlich eine große Liebe zum Beruf, weil die Arbeitszeiten grausam sind. Da braucht man ein verständnisvolles Umfeld, eine verständnisvolle Familie und vor allem eine/-n verständnisvolle/-n Partner/-in. Damals wie heute, finde ich, sind Ehrlichkeit und Respekt wichtig. Mit dem Respekt ist es vielleicht ein bisschen abwärts gegangen, auch bei den Sportlern. Das merke ich oft. Allerdings – das mag jetzt kurios klingen – je älter ich werde, umso mehr geht es damit wieder aufwärts. Ich werde jetzt eher als ein älterer Herr betrachtet, der das alles schon viel länger macht, als sie überhaupt auf der Welt sind. Ich habe das kürzlich im Interview mit Marvin Knoll (Spieler des SSV Jahn Regensburg; Anm. von Lisa Schatz) gemerkt. Als ich ihm gesagt habe, dass ich schon seit 29 Jahren für das Radio arbeite, hat er mich mit großen Augen angeschaut. Aber insgesamt ist es seit zehn, zwölf Jahren – vor allem bei den Fußballprofis – nicht mehr so wie früher.
Ein/-e gute/-r Radioreporter/-in schafft es, „jemandem, der mit einer Erkältung in der Badewanne sitzt, das Gefühl zu geben, er sei live in der Donau-Arena“
Zudem sollte man über einen großen Sprachschatz verfügen. Ich bin heute noch dankbar für mein Studium und die vielen Bücher, die ich gelesen habe. Man braucht natürlich Fachwissen, das ist ganz klar. Man braucht das Talent, dass man jemanden, der am Freitag um 20:45 Uhr in der Badewanne sitzt, das Gefühl vermittelt, dass er eigentlich live in der Donau-Arena dabei ist. Eigentlich sitzt er auf seinem Platz, auf dem er nicht ist, weil er mit einer dicken Erkältung daheim liegt.
Und als Lokalreporter/-in braucht man – sei es Fernsehen oder Radio – die nötige Begeisterungsfähigkeit und den Enthusiasmus, den man jetzt nicht zeigen kann, wenn man für das ZDF arbeitet und der FC Bayern gegen Borussia Dortmund spielt. Aber wenn der EVR gegen Weiden spielt und ich für Charivari arbeite, dann darf ich einfach jubeln, wenn der EVR ein Tor schießt und darf weinen, wenn Weiden trifft.
Armin Wolf als Sportler
Dann kommen wir zu Ihnen als Sportler. 2015 sind Sie erstmals beim Berlin Marathon gestartet, in diesem Jahr waren Sie erneut dabei. Inwieweit hatten Sie vorher schon Lauferfahrung?
Den ersten Marathon bin ich vor 21 Jahren in Regensburg gelaufen. Zwei Jahre später war ich beim Charivari-Schlauch-Marathon dabei. Danach bin ich in Regensburg noch einige Halbmarathons gelaufen. Nachdem ich 2000 den Hitzemarathon ins Ziel geschafft habe – mehr tot als lebendig – bin ich nicht mehr gestartet, bis es 2015 in Berlin wieder an den Start ging.
Wieso wollten Sie im vergangenen Jahr ausgerechnet in Berlin laufen? Was hatte Sie dazu motiviert und wie sind Sie an das ganze herangegangen?
Ein ganz enger Freund von mir hatte mir völlig unvermittelt eine SMS geschickt: Er überlege, am Berlin Marathon teilzunehmen, da er den zehn Jahre zuvor schon einmal gelaufen sei. Daraufhin habe ich mit meiner Frau gesprochen und wir haben beschlossen, dass ich mitlaufe. Ich habe meine Kontakte spielen lassen und zunächst bei Herrn Dr. Frank Möckel im Rückenzentrum eine Leistungsdiagnostik gemacht. Daneben habe ich mir von Ernährungsexperte Sebastian Koschel Trainingstipps geholt.
Was war das Wichtigste? Wie lief die Koordination von Trainingsplan und Ihren vielen Terminen als Sportreporter?
Das war das Schwierigste. Ich konnte keinen Trainingsplan einhalten – weder den von Herrn Dr. Frank Möckel noch den von Sebastian Koschel. Das war unmöglich. Als ich den ersten richtigen Härtetest gemacht habe, dachte ich: „Das schaff‘ ich nie. Das schaff‘ ich nie, nein“. Nach sechzehn Kilometern bin ich das erste Mal stehen geblieben und dachte mir: „Armin, jetzt musst du Gas geben, sonst schaffst du das nicht!“.
Dann habe ich mich in kürzester Zeit mit schnellen und langen Läufen fit gemacht. Die weiteste Strecke, die ich dann irgendwann am Stück zurückgelegt hatte, war aber nur 29,30 Kilometer lang. Das war nicht die optimale Vorbereitung. Aber was mir geholfen hat: Ich war eine Woche vor dem Marathon beim mehrfachen Ironman-Teilnehmer Ludwig Eglmeier. Er meinte, dass das zu schaffen sei. Ich müsse einfach Disziplin halten, dürfe das Ganze nicht zu schnell angehen und das Wichtigste sei das Essen und Trinken. Er hat mir viele von seinen Gels mitgegeben. Ich habe beim Marathon nach 30 Kilometern erstmals überlegt, ob ich mein Tempo erhöhe. Ich war gut in der Zeit, habe das dann aber nicht gemacht, weil ich nicht völlig entkräftet ins Ziel kommen wollte. Nach 38 Kilometern bin ich zum ersten Mal gegangen. Auch dafür hatte ich einen Schlachtplan: Wie gehe ich, in welchem Rhythmus? Ich bin im Wechsel 28 Schritte gegangen und 28 gelaufen. Meine Gesamtzeit betrug letztendlich 5:17:26 Stunden.
Wie war die Stimmung auf der Strecke?
Sensationell! Nach offiziellen Angaben waren 1,1 Millionen Zuschauer auf der Strecke. Du bist in Berlin keinen Kilometer alleine. Mir war klar, dass ich kämpfen muss, also wusste ich, dass ich mentale Unterstützung brauche. Der Name steht ja auf der Startnummer, weshalb ich diese so platziert habe, dass alle Zuschauer meinen Namen sehen konnten. Sie haben mich dann ohne Ende angefeuert. Die Atmosphäre war grandios. Das einzig negative war, dass ich im Ziel meine Frau zunächst nicht mehr gefunden habe.
Jetzt schwenken wir zum Challenge Regensburg. Sie waren in diesem Jahr als Schwimmer in der Medienstaffel dabei. Wie ist Ihr Team auf die Idee gekommen, teilzunehmen? Wie haben Sie trainiert?
Die Idee kam von mir. Ich dachte, wir könnten als Unterstützung für den Challenge eine Medienstaffel gründen. Deshalb habe ich mit Claus Wotruba von der Mittelbayerischen Zeitung und mit Evi Reiter, die für TVA moderiert, gesprochen. Evi ist eine gute Läuferin, Claus meinte, er könnte nur Rad fahren. Somit ist für mich der Schwimmpart übrig geblieben. Ich habe während meines normalen Schwimmtrainings mit meiner Trainerin geredet. Sie meinte, ich sei verrückt – fügte aber an, dass wir das Training auf weitere Strecken umstellen könnten. Bis dato war die weiteste Strecke, die ich am Stück geschwommen bin, 1,6 Kilometer lang. Da hatte ich immer auf die kleine Distanz für den Triathlon trainiert. Danach bin ich immer um die 2 Kilometer geschwommen. Zwei Wochen vor dem Challenge habe ich im Guggenberger See unter Wettkampfbedingungen trainiert. Kurze Zeit später bin ich beim Triathlon in Regensburg gestartet und habe eine meiner schlechtesten Leistungen abgeliefert. Das war ein absolutes Fiasko und ich wusste, dass bis zum Challenge ist nur noch eine Woche Zeit ist. Ich habe mich bei 500 Metern in der Donau katastrophal präsentiert. Am Dienstag bin ich 25 Minuten im Guggi geschwommen, um Sicherheit zu bekommen. Am Donnerstag bin ich 1,6 Kilometer geschwommen und habe meine Schwimmtasche stehen lassen. Da war meine Schwimmbrille drin. Somit musste ich am Sonntag beim Challenge mit einer anderen Schwimmbrille ins Wasser gehen. Wir haben diese am Samstagabend 25 Minuten lang umgebaut. Ungewohnt. Dunkler. Drückender. Mit so einem Nasenbügel, welchen ich ja überhaupt nicht mag (verzieht das Gesicht). Somit war der erste Schrecken am Sonntag schon mal: „Wie verkrafte ich die Schwimmbrille?“. Ich hab erstmal den Kopf ins Wasser getaucht und gemerkt, dass das klappt. Im Nachhinein ist meine Tasche wieder aufgetaucht…
Spenden in Höhe von rund 65.000 Euro für soziale Projekte
Im Juni 2016 startete das Armin Wolf Laufteam beim Mühlbauer Lauf in Roding für den guten Zweck. Foto: Tanja Scholz
Jetzt kommen wir auf das „Armin Wolf Laufteam“ zu sprechen. Was ist dessen Hintergrundgedanke und wie setzt sich das Team zusammen?
Beim ersten MZ-Landkreislauf wurde ich als Moderator und Helfer der ersten Stunde verpflichtet und wollte etwas zurückgeben. Meine Frau hatte den Einfall, mit einem eigenen Team anzutreten. Wir haben mit unserem Freund Ludwig Eglmeier von der IRON Trizone gesprochen und er hat das Team zusammengetrommelt. Er führte an, dass Trikots schön wären. Für die Trikots brauchten wir Sponsoren. Wir hatten die Idee, dass wir etwas für den Benefizgedanken der Veranstaltung tun könnten. Das war die Geburt des „Armin Wolf Laufteam“. Damals waren wir zehn Sportler. Bei dieser Veranstaltung haben wir 1.000 Euro gespendet. Alle waren begeistert und haben gefragt: „Warum nur einmal?“. Die Anzahl der Sponsoren wurde größer und sie haben mehrfach angefragt, sodass wir bei mehreren Läufen starten konnten. Wir hatten von Anfang an auch immer einen Fotografen und ein Filmteam dabei. Inzwischen haben wir ein Team von 27 Damen und Herren sowie auch eine Nordic Walking-Sparte. Diese besteht aus einem Mann, Vize-Europameister Wolfgang Scholz. Vor einem Jahr haben wir das „Armin Wolf Laufteam Future“ gegründet, welches aus Kindern besteht, die sind zwischen zweieinhalb und zwölf Jahre alt sind. Nächstes Jahr würde ich gerne eine Kindertriathlon-Mannschaft gründen. Insgesamt konnten wir inzwischen um die 65.000 Euro an Geld- und Sachspenden zusammenbringen. Das freut mich, weil wir dadurch schon viel bewirken und vielen Menschen helfen konnten. Ein Beispiel ist der Bau eines behindertengerechten Bads.
Armin Wolf (Mi.) und seine Frau Alexandra (1. v. re.) mit den Kindern des „Armin Wolf Laufteam Future“, die die Challenge-SiegerInnen ins Ziel begleiteten. Foto: Schatz
-> COMING SOON… Im zweiten Teil des Interviews (erscheint am 14.10.) erzählt Armin Wolf von seinen beeindruckendsten Momenten als Sportreporter. Außerdem spricht er darüber, wie sich die Zusammenarbeit der Sportvereine mit der Presse verändert hat. Und er erklärt, weshalb er sich so stark im sozialen Bereich engagiert und geht dabei verstärkt auf zwei Aktionen ein… Das Warten lohnt sich!
Samira Samii ist international als Sportmanagerin und Spielerberaterin tätig. Foto: Sportives
Internationale Spielerberatung. Samira Samii hat Ihren MBA in Sportmanagement mit Auszeichnung abgeschlossen und arbeitet heute als international renommierte Sportmanagerin und Spielerberaterin in ihrer eigenen Agentur. Auf Grund ihres familiären Hintergrunds (sie stammt aus einer Königsfamilie; Anm. von Lisa Schatz) hätte sie die Füße hochlegen können und nie arbeiten müssen. Doch das passt nicht zu ihr, das wollte sie nicht. Sie hat hart gearbeitet, wollte von Anfang an auf eigenen Beinen stehen und das Business von der Pike auf lernen. So hat sie sich nach und nach Respekt in der Welt des Profifußballs verschafft. Sie hat ihre Karriere als Marketing Managerin beim FC Ingolstadt begonnen, der damals noch in der Regionalliga Süd spielte. Heute kooperiert sie mit internationalen Stars und Top-Clubs. Zu ihren Mandanten zählen Stars wie Giovane Elber und zu ihren Gesprächspartnern gehören Weltmeister wie Zinédine Zidane und der frühere Bundestrainer Berti Vogts. Im Interview hat mir Samira Samii verraten, wie sie zum Fußball gekommen ist, mit welchen Schwierigkeiten sie in ihrem Beruf zu kämpfen hat, was sie motiviert und welche Tipps sie für diejenigen hat, die Spielerberater/-in werden möchten…
Frau Samii, zunächst bitte ich Sie, Ihren Beruf kurz zu beschreiben.
Es ist ein toller Job mit vielen Emotionen und Gefühlen. Egal, um welche Kultur, welches Land oder welche Gesellschaftsschicht es geht, alle feuern ihre Mannschaft an. Als Spielerberaterin und Sportmanagerin arbeitet man dort, wo Fans gerne sein würden und man hat mit vielen interessanten Menschen zu tun. Aber natürlich ist es auch sehr stressig. Ich muss viel reisen und rund um die Uhr erreichbar sein. Die Transferperioden sind im Sommer und im Winter in der Haupturlaubszeit, in diesen Monaten muss ich die ganze Zeit arbeiten und mache das gerne. Der Stress ist für mich positiver Stress. Ich liebe diesen Stress, daher liebe ich meinen Job.
„SpielerberaterInnen kümmern sich nicht nur um Verträge!“
Welche sind Ihre wichtigsten Aufgaben? Bitte konkretisieren Sie Ihre Ausführungen.
Es gibt viele Menschen, die denken, dass es bei der Arbeit von Spielerberater/-innen bloß um das Erstellen von Verträgen geht und darum, dass wir die Spieler nur von Verein zu Verein transferieren oder uns um Vertragsverlängerungen kümmern. Aber es ist ein vielseitigeres Aufgabengebiet: Es geht um die Abwicklung von Spielertransfers, die rechtliche Betreuung und unsere Aufgaben reichen von der PR- und Marketingberatung bis hin zum Alltagsleben meiner Mandanten. Ich betreue nicht nur aktuell aktive Profis, sondern in anderen Bereichen, zum Beispiel in Bezug auf Werbeaufträge, auch ehemalige Profis. Ich versuche immer das Bestmögliche für meine Mandanten herauszuholen. Egal, ob es um die Verträge geht oder um Marketing-, Sponsoring- und Werbe-Aufträge. Das Ganze hat nicht immer nur mit Geld zu tun, sondern auch mit dem persönlichen Glück meiner Mandanten. Das Wichtigste zwischen einem Profifußballer und uns ist eine vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit, sodass sich der Spieler immer gut aufgehoben fühlt. Ich meine, viele renommierte Unternehmen suchen bekannte Werbepartner aus dem Sportbereich. Hier suche ich stets nach der idealen Vermarktung meiner Mandanten. Nicht zu vergessen ist aber auch die persönliche Unterstützung. Wenn ein Spieler beispielsweise aus dem Ausland nach Deutschland wechselt, kümmere ich mich um seine Familie und um die Organisation des Alltagslebens, damit er sich erstmal auf seine Aufgaben und auf seine Leistungen konzentrieren kann. Zudem versuche ich, für alle meine Mandanten eine persönliche Stütze zu sein. Wenn sie private oder karrierebezogene Probleme haben, bin ich für sie da. Hans Meyer, von dem ich viel gelernt habe, hat mir einmal gesagt: „Samira, wenn ein Spieler den Kopf frei hat, kann er sich am besten konzentrieren und die beste Leistung im Training und im Spiel abrufen“, und damit hat er recht. Die von uns betreuten Spieler sollen, wenn sie abends ins Bett gehen, beruhigt mit dem Gedanken einschlafen können, dass alles außerhalb des Fußballplatzes von uns zu ihrer vollsten Zufriedenheit geregelt wird. Wir glauben, dass nur bei einer solch umfassenden Betreuung eine optimale Leistungsfähigkeit des Spielers erreicht werden kann.
Ich bin in allen Lebenslagen für meine Spieler da. Meine Spieler sollen glücklich sein, jedoch sollte die sportliche Perspektive auch stimmen. Zusammen mit meinen Scouts bin ich jedes Wochenende im Stadion, um Präsenz zu zeigen, Spieler zu beobachten und um zu schauen, welchen Bedarf die Clubs haben. Eine gute Beobachtungsgabe ist sehr wichtig, um Vereine einschätzen zu können und die Stärken sowie Schwächen der Mannschaften beurteilen zu können. Es geht darum, dass eine Karriere gut geplant ist, entwickelt wird und Vermarktungsmöglichkeiten im Bereich Sponsoring erschlossen und genutzt werden. Ebenso sollten mit guter PR das Image und die Präsenz des Spielers entwickelt werden, um mögliche Werbeverträge abzuschließen. Eine weitere Aufgabe von uns ist die Vorbereitung auf ein Leben nach der Karriere. Am Ende einer Profilaufbahn fallen Fußballspieler nicht selten in ein (finanzielles) Loch. Eine weitere wichtige Aufgabe entsteht, wenn ein Spieler beispielsweise von einem Land in ein anderes wechselt. In diesem Fall kümmere ich mich um seine Familie und um die Organisation des Alltagslebens, damit er sich erstmal auf seine Aufgaben und Leistungen konzentrieren kann. Bei einem plötzlichen und schnellen Wechsel muss z.B. innerhalb weniger Stunden ein kompletter Umzug organisiert werden. Die Telefonabmeldung, das Ausräumen der Wohnung und das Einbeziehen eines Steuerberaters sind nur einige Punkte, die umgehend abgewickelt werden müssen. Ein Spieler, der vor drei Tagen noch nicht gewusst hat, dass er morgen in einem ganz anderen Land ist, hat keine Zeit, seine Sachen zu ordnen. Wir machen hier einen Rundumservice, der 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr da ist, sodass sich der Spieler voll und ganz auf seinen Sport konzentrieren kann.
Worin liegen die größten Herausforderungen in Ihrem Beruf?
Die größte Herausforderung ist für mich, Win-Win-Lösungen zu erarbeiten. Ich möchte meine Spieler glücklich machen aber natürlich auch die Vereine! Wenn wir das schaffen, bin ich auch glücklich.
Wie sind Sie zum Fußball gekommen?
Seit meiner Kindheit haben wir in unserem Heimkino häufig mit meiner Familie und mit Freunden Fußballspiele, vor allem wichtige und internationale Spiele – EM, WM, Champions League – angeschaut. Danach haben wir oft diskutiert und so hatte ich schon lange ein großes Interesse an Fußball. Mein Vater ist einer der bekanntesten Augenchirurgen und es wurden immer schon viele Fußballstars in seiner Augenklinik behandelt, dadurch habe ich schon früh viele dieser Stars persönlich kennengelernt, zu welchen wir heute noch gute Kontakte haben. Das war ein weiterer Gesichtspunkt, durch den ich immer wieder etwas mit Fußball zu tun hatte. Einer der Patienten ist Ali Daei, der unter anderem beim FC Bayern München gespielt hat. Er ist eine iranische Fußball-Legende, eine Art „Franz Beckenbauer des Iran“. Für mich ist er wie ein Bruder, ich hole mir oft Rat von ihm. Viele inländische und europäische Spiele haben mich schon in der Kindheit interessiert: Diese extremen Emotionen haben mich begeistert. Die Emotionen der Fans und der Vereine, sowohl im Glück, als auch in der Trauer.
Haben Sie schon einmal selbst Fußball gespielt?
Nein, ich habe noch nie selbst Fußball gespielt. Das ist mein Nachteil gegenüber vieler meiner männlichen Kollegen, aber ich habe dafür zwei Hochschulstudien abgeschlossen (Internationaler MBA, Abschluss mit Auszeichnung, sechs Sprachen fließend; Anm. von Lisa Schatz) und das ist mein Vorteil. Außerdem gehört mir die Aufmerksamkeit, wenn ich mit 14 Zentimeter-High-Heels auf dem Fußballplatz oder auf Veranstaltungen einen Ball zurückspiele (lacht).
Was gefällt Ihnen am Fußballsport an sich?
Die Emotionen der Spieler, der Trainer, der Verantwortlichen und natürlich auch die der Fans. Für mich sind sie sehr wichtig. Sie sind unabhängig von Bildung, vom gesellschaftlichen Status und von Geld. Ich mag diese Momente, in denen man die Freude mit dem eigenen Club, der Mannschaft teilt. Egal, welche Bildung man hat, egal, welche Gesellschaft um einen herum ist, egal, wie viel Geld man auf dem Konto hat. In diesem Moment sind alle Menschen auf der gleichen Ebene und es zählt nur die eigene Mannschaft. Das gefällt mir am Fußball.
Die Entstehung der Idee, Spielerberaterin zu werden
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Spielerberaterin zu werden?
Durch mein Sportmanagement-Studium. Meinen ersten Job hatte ich als Marketingmanagerin beim FC Ingolstadt 04. Und wie der konkrete Einfall kam? Das war während der WM 2006, beim Spiel Deutschland gegen Italien. Das habe ich auf Premiere gesehen und gemeint: „Das gibt’s gar nicht. Es gibt keine einzige Frau in dieser Branche“. Heute sieht man, wie viele Frauen als Moderatorinnen bei Sky arbeiten. Man sieht, wie viele Frauen als Zuschauerinnen in den Stadion sind. Natürlich hat es mich als Frau gereizt und ich habe gesagt: „Ich will dabei sein, ich werde in den Fußball mit einsteigen. Frauen können das gleiche, was die Männer können“. Das war meine Idee. Damals hat man keine einzige Frau in diesem Berufsfeld gesehen.
Welche Eigenschaften sollte man als SpielerberaterIn mitbringen?
Man braucht natürlich ein gutes Know-how. Ein fundiertes Fachwissen und gute Kontakte sind sehr wichtig. Zudem sollte man eine gute Netzwerkerin sein und seine Kontakte regelmäßig pflegen. Natürlich sollte man diszipliniert sein. Ich verstehe überhaupt keinen Spaß im Job. Man sollte direkt sein, transparent arbeiten und in gewisser Weise auch Künstler sein. Es ist eine Kunst, die richtige Balance zwischen den Geschäftspartnern und Mandanten sowie zwischen Nähe und Distanz zu finden. In Verhandlungen bin ich sehr hartnäckig und selbstbewusst. Ich denke, dass es sehr bedeutend ist, dass man ein bestimmtes Selbstbewusstsein beim eigenen Auftreten hat. Meiner Meinung nach bin ich in Verhandlungen wirklich äußerst hart, härter als männliche Kollegen. Der gegenseitige Respekt gegenüber Geschäftspartnern und Mandanten ist mir sehr, sehr wichtig.
Was macht Ihnen am meisten Spaß an Ihrem Beruf?
Ich arbeite mit vielen interessanten Menschen zusammen, das gefällt mir. Jeder Mandant ist individuell und möchte auch individuell beraten werden. Ich finde, dass mein Job sehr international ist und auch deshalb macht er mir viel Spaß. Ich arbeite mit zahlreichen unterschiedlichen Kulturen zusammen. Darum wird es nie langweilig. Über Fußball kann man sich mit jedem unterhalten – selbst, wenn man die Sprache des anderen nicht versteht. Über Fußball kann man sich immer austauschen. Es ist nur ein Ball mit 32 Flecken, aber trotzdem kann man pausenlos darüber sprechen. Ganz besonders viel Freude macht mir die Zusammenarbeit mit jungen Spielern. Sie sind für mich wie eine Familie und es ist toll zu sehen, wie sie für ihren Traum alles geben.
Welches war Ihr bislang tollstes Erlebnis in Ihrer Zeit als Spielerberaterin?
Jeder Aufstieg und Titel eines Vereins, in welchem Mandanten aktiv waren, war ein super Erlebnis für mich. Unabhängig vom Land und von der Liga. Der Höhepunkt aller Erlebnisse in meiner Beratungszeit war für mich die Weltmeisterschaft 2014. Ich hatte das große Glück live dabei zu sein, als Deutschland in Rio Weltmeister wurde. Dies war ein historischer Sieg, als erste europäische Mannschaft in Südamerika.
„Als Frau muss man sich den Respekt hart erarbeiten“
Welchen Schwierigkeiten und Problemen begegnen Sie am meisten in Ihrem Beruf?
Ich meine, dass es in jedem Beruf und in jeder Branche Schwierigkeiten gibt. Wie auch im normalen Leben. Ich denke, ohne Probleme wäre es vielleicht auch ein bisschen langweilig. Natürlich muss man sich als Frau in einer Männerdomäne ständig beweisen und darf sich als solche keine Fehler erlauben. Ab und zu kommt es auch vor, dass man angemacht wird. Ich kann mich an den Anfang meiner Karriere erinnern, als ich überhaupt nicht ernst genommen wurde. Ich bin kein Mensch, der mit Turnschuhen und Jogginghose herumläuft. Ich mag es, mich elegant zu kleiden und bin auch so erzogen worden. Meiner Meinung nach gehören ein gepflegtes, klassisches Outfit und ein selbstbewusstes Auftreten zu einer Business-Lady. Heute begegnen mir meine Geschäftspartner auf Augenhöhe und respektieren meine Leistungen. Natürlich gibt es auch heute noch Macho-Sprüche, aber ich habe gelernt diese zu ignorieren. Was wichtig ist als Frau: Man muss sich seinen Respekt mit Ausdauer und Fachkompetenz hart erarbeiten.
Wo grenzt sich Ihr Job nochmal speziell von SportpsychologInnen und SportmentorInnen ab?
Wir unterscheiden uns sehr von ihnen. Ich finde, eine Psychologin oder eine Mentorin arbeitet rein mental, wenn ich das mit uns vergleiche. Ich berate meine Mandanten, verhandle Verträge, entwickle Karrieren und unterstütze Spieler mental, wenn ich glaube, sie hierbei unterstützen zu können. Wie ich vorher gesagt habe, ist diese Nähe und Distanz wichtig.
Zu den Problemen der Nachwuchsspieler
Sie betreuen unter anderem Nachwuchsprofis. Werden diese Ihres Erachtens ganzheitlich von den Vereinen unterstützt oder denken Sie, dass es da noch Besserungsbedarf gibt – z. B. in dem Bereich, dass sie nochmal zusätzlich SportpsychologInnen oder SportmentorInnen als Ansprechpersonen haben? Es gibt ja inzwischen eine Studie, dass Fußballer öfter psychische Probleme haben als die durchschnittliche Bevölkerung.
Ich finde, dass die Vereine der deutschen Bundesliga sehr professionelle Nachwuchsarbeit leisten. In Clubs wie Leverkusen, Bayern, Dortmund, Schalke und einigen anderen Vereinen wird hochprofessionell gearbeitet. Das Ziel dieser Nachwuchsleistungszentren ist eine ganzheitliche Betreuung. Sie haben qualifizierte Sportpsychologen und Mentaltrainer in ihren Reihen. Die jungen Spieler haben im Wesentlichen zwei Aufgaben: Sie sollen trainieren und in die Schule gehen, um Leistung zu bringen. Sicherlich kann diese Doppelbelastung manchmal zu groß werden, sodass die Jugendlichen einen Ausgleich benötigen und mental betreut werden müssen. Dadurch werden sie natürlich auch auf den hohen Druck im professionellen Bereich vorbereitet. Nachdem, was ich erlebt habe, werden die Nachwuchsspieler in den Nachwuchsleistungszentren gut betreut.
Wo sehen Sie die größten Probleme, die Nachwuchsprofis haben? Würden Sie sagen, dass es wirklich der Stress und der Druck ist? Oder ist es eher der Aspekt, Schule und Fußball gut unter einen Hut zu bekommen?
Die Erwartungen an die jungen Spieler sind unendlich hoch. Der Druck kommt von den Eltern, den Trainern und den Spielern selbst. Man erwartet immer, dass ein U19-Spieler sofort im Profibereich in der Bundesliga Fuß fassen kann. Manchmal denke ich, dass es gut wäre, diese Talente zunächst über eine U21-Mannschaft oder U23-Mannschaft aufzubauen und erst dann in den Kader des Profibereichs zu integrieren.
Samira Samii über ihre Ziele und darüber, was Glück für sie bedeutet
Nun zu Ihrer Person. Welche Ziele haben Sie beruflich und privat?
Jeder Mensch hat Ziele und ohne Ziele würde jegliche Motivation fehlen. „Wer sein Leben nicht plant, der plant zu scheitern“, lautet ein altes Sprichwort. In meinem Leben habe ich immer Ziele gehabt, versuche diese zu erreichen und habe sie nie aus den Augen verloren. Ich bin stolz auf das, was ich bisher geschafft habe. Ich bin kein Mensch, der aufgibt, bin sehr positiv eingestellt und versuche, immer meine Wege zu gehen. Noch sehe ich mich nicht am Ende meiner Karriere. Vielleicht schaffe ich es eines Tages als erste Frau, einen Profiverein zu managen. Das ist ein Ziel von mir. Persönlich bin ich ganz glücklich, ich bin genau dort, wo ich sein will. Privat bin ich glücklich und zufrieden und ich hoffe, dass das auch so bleibt.
Was bedeutet Glück für Sie?
Glück ist für mich in erster Linie Gesundheit. Glück ist für mich Familie, Zufriedenheit und Liebe. Meiner Meinung nach ist Glück auch völlig unabhängig von wirtschaftlichem Erfolg und Geld. Für mich bedeutet Glück auch, anderen Menschen helfen zu können. Ich denke da an meine Mandanten, aber auch ganz besonders an meine Charity-Projekte für Kinder. Schon Albert Schweitzer hat gesagt: „Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt“.
Was ist das Wichtigste in Ihrem Leben?
Meine Familie ist für mich das Wichtigste. Sie ist immer für mich da, sie gibt mir immer Halt und unterstützt mich, egal wann, wie und wo. Deshalb ist sie für mich das Wichtigste, das es gibt.
Empfehlungen an zukünftige SpielerberaterInnen
Welche Tipps haben Sie für Frauen und Männer, die Spielerberaterin bzw. Spielerberater werden möchten?
Wichtig für diesen Beruf ist ein gutes Fachwissen und, wie in jeder Branche, das Lernen von der Pike auf. Das gilt ganz speziell für Frauen in unserem Beruf, in welchem man immer um den Respekt kämpfen muss. Als SpielerberaterIn sollte man gut im Netzwerken sein, eine gute Menschenkenntnis besitzen und immer seriös auftreten und arbeiten. Denn in jedem Beruf gibt es schwarze Schafe. Man sollte transparent arbeiten und direkt kommunizieren. Ich lege viel Wert auf direkte Kommunikation. Zudem ist – wie schon erwähnt – die richtige Balance von Nähe und Distanz sehr, sehr wichtig. Die Nähe zwischen Spieler und Manager/-in ist wichtig für eine gute, offene Kommunikation und um bei Problemen helfen zu können sowie den Spieler ideal beraten zu können. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass die geschäftliche Distanz zwischen Spielerberater/-in und Mandant gewahrt bleibt und respektvoll miteinander umgegangen wird. Für diesen Balanceakt ist ein gutes Fingerspitzengefühl sehr hilfreich. Auf keinen Fall sollte man nur das Geld vor Augen haben, sondern die Priorität auf die Karriere und den Erfolg der Mandanten legen. Der Schlüssel zum Erfolg in diesem Beruf, und vielleicht auch in vielen anderen, ist: „Liebe deinen Job, arbeite mit Leidenschaft und Hingabe und denke immer zuerst an das Glück und den Erfolg deiner Mandanten“.
Mit welchen bekannten Spielern und Trainern arbeiten Sie zusammen?
Mein Team und ich arbeiten mit vielen nationalen und internationalen Profis zusammen, welche wir während und nach ihren Karrieren betreuen. Die Liste reicht dabei von jungen, hoffnungsvollen Talenten über aktuelle Bundesliga-Stars bis hin zu Weltmeistern, welche wir nach ihren Karrieren im Bereich Marketing und PR betreuen. Meine Einstellung ist, dass ich mich nicht mit den Namen meiner Mandanten schmücken möchte.
Reaktionen anderer Menschen und „eine schöne Geschichte aus dem Leben einer Sportmanagerin“
Wie hat Ihr Umfeld aus der High Society reagiert, als Sie begonnen haben, als Tochter einer Adelsfamilie als Sportmanagerin in der Fußballwelt zu arbeiten?
Natürlich hat jeder geschaut, als ich in den Fußballbereich eingestiegen bin und gefragt: „Was macht sie im Fußball? Warum geht sie in diese Branche?“ Ich kann nicht beeinflussen, was andere über mich sagen und denken, aber ich kann entscheiden, ob es mich interessiert oder nicht. Ich gehe meinen Weg und ich glaube an mich. Es war mein Ziel, diesen Weg zu gehen. Nur Du selbst kannst Dir eine Vorstellung davon machen, wo Du hin willst und wie der Weg dorthin aussehen könnte. Ebenfalls hatte ich das Glück, dass meine Eltern immer hinter mir standen und mich voll unterstützt haben. „I am tough, ambitious and I know exactly what I want and this makes me a successful Sport Manager!“.
Gibt es noch etwas, das Sie den LeserInnen mit auf den Weg geben wollen?
Wie gesagt gibt es viele berühmte Persönlichkeiten im Fußball, mit denen ich zusammenarbeite. Dazu möchte ich eine nette Geschichte erzählen, an die ich mich gerne erinnere. Ich hatte einen Fernsehauftritt und saß danach mit einem meiner Mandanten und anderen Herrschaften aus dem Profifußball zusammen. Einer davon war anfangs skeptisch, hat mich von oben bis unten gescannt und schob mich wahrscheinlich in die Schublade „Lady aus der Modebranche“. Das konnte ich genau an seinem überraschten Gesichtsausdruck erkennen. Später saßen wir alle in einer Lounge und haben uns ein Spiel angeschaut. Ich sagte plötzlich: „Ich verstehe nicht, warum der Trainer heute nicht im 4-2-3-1-System spielen lässt“. Daraufhin haben alle Anwesenden überrascht zu mir geschaut und mussten mir zustimmen. Eine Woche später erhielt ich eine E-Mail mit folgendem Inhalt von ihm: „Liebe Samira, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe viel über Sie, Ihren Job und Ihre Familie gehört. Wow, was Sie im Fußball aufgebaut haben und das als Frau!“. Er war und ist eine sehr bekannte Persönlichkeit und noch immer im Fußball aktiv. Mittlerweile arbeiten wir zusammen. Aber wenn ich zurückdenke, dann passte seine anfängliche Bemerkung genau in dieses Macho-Klischee, obwohl er gar nicht der Typ dafür ist. Wenn man sich dann unterhält und wenn ich seinen Lebenslauf anschaue, denke ich mir: „Es ist unglaublich und es macht mich ein wenig stolz, dass diese Person sich bei mir entschuldigt hat“. Viele Menschen, die mit bekannten Persönlichkeiten im Fußball zusammensitzen, denken vielleicht: „Oh Gott, darf ich überhaupt meine Meinung sagen?“. Aber ich habe meine Meinung gesagt und das war richtig so. Ich empfehle allen, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese zu vertreten, denn dies bedeutet zu führen und führen zu können. Nur Menschen, die eine eigene Meinung entwickeln, sind Führungspersönlichkeiten und verkörpern Stärke.
Vielen Dank, dass Sie sich so viel Zeit für das Interview genommen haben, Frau Samii.