Vorgestellt: Die Uwe-Seeler-Stiftung

UWE Seeler
Stiftungsgründer Uwe Seeler. Foto: Werner Treimetten

Guter Zweck. Uwe Seeler galt als einer der besten Mittelstürmer der Welt. Der gebürtige Hamburger war schon damals nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz sehr engagiert. Ihm war es wichtig, „denen zu helfen, die infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes auf die Hilfe anderer angewiesen“ sind. Er legte vor allem Wert darauf, Kinder und Menschen mit Behinderung, „die in unserer Leistungsgesellschaft einen besonders schweren Stand haben und oftmals nur wenig Anerkennung und Akzeptanz finden“, zu unterstützen. So gründete er 1996 die Uwe-Seeler-Stiftung.

 

Zu den Tätigkeitsbereichen der Stiftung

Die Uwe-Seeler-Stiftung unterstützt Menschen in Not in den unterschiedlichsten Bereichen. Sie bietet ihnen u.a. Hilfe zum Lebensunterhalt. Im Jahr 2015 beispielsweise konnte sie mit mehr als 180.000 Euro u.a. finanziell in Not geratenen Familien helfen und Reparaturkosten übernehmen. Darüber hinaus beteiligte sie sich an den Kosten, die für Therapien für Kinder mit infantiler Cerebralparese entstanden sind. Auch wurden in Kooperation mit anderen Stiftungen Operationen schwerstkranker Menschen aus Kriegsgebieten ermöglicht. Daneben förderte die Uwe-Seeler-Stiftung behinderten gerechte Umbaumaßnahmen und spendete 25.000 Euro an mehrere Hospize in Hamburg und auch deutschlandweit. Zudem beteiligte sie sich an der Finanzierung von Spezialrollstühlen und neuen behinderten gerechten Fahrzeugen. Damit die Kinder in besonders bedürftigen Familien ein schönes Weihnachtsfest feiern konnten, erhielten diese mitunter Lebensmittelgutscheine im Wert von insgesamt 2.850 Euro.

Im Gründungsjahr der Stiftung kamen rund 37.000 Euro für den guten Zweck zusammen, seit 2001 bewegt sich die Summe, die jährlich gespendet wurde, kontinuierlich im sechsstelligen Bereich. 2015 wurde bereits mehr als eine halbe Million Euro an Bedürftige ausgeschüttet. Insgesamt hat die Uwe-Seeler-Stiftung seit ihrer Gründung beachtliche 4.243.765,72 Euro an Menschen in Not ausgezahlt.

 

Das Team der Uwe-Seeler-Stiftung

Der Vorstand der Stiftung setzt sich aus Uwe Seeler, Udo Bandow, Berthold Brinkmann, Gerhard Delling, Sven Lorenz, Frank Rost und Kerstin McGovern zusammen. Als Namensgeber und Gründer ist „Uns Uwe“ der Vorsitzende, Udo Bandow fungiert als sein Stellvertreter. Kerstin McGovern bildet das Herz der Geschäftsstelle: Bei ihr laufen alle Fäden zusammen. Auf Grund der Vielzahl an Anfragen erhält sie meist Unterstützung durch eine weitere Bürokraft. McGovern nimmt die Anträge entgegen, hört den Bedürftigen zu, und ist genauso Ansprechpartnerin für Presseanfragen. So ermöglichte sie mir ein Interview mit Vorstandsmitglied Gerhard Delling…

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass Herr Delling sich extra nach dem Länderspiel in Dortmund (22.3.) einen Mietwagen genommen hat und direkt nach Hamburg gefahren ist, um mir am Donnerstagmorgen dieses Interview zu geben. Dies zeigt meines Erachtens, wie stark sich diese Menschen für die Stiftung engagieren.

 

Gerhard Delling über die Hintergründe der Stiftung

Herr Delling, wie ist die Idee von Herrn Seeler entstanden, eine Stiftung zu gründen?

Wer Uwe Seeler kennt, der weiß, dass er ein sehr empathischer Mensch ist, der wirklich am Leben anderer teilnimmt und das berührt ihn auch. So ist 1996 der Gedanke entstanden: „Was kann man tun, um denen zu helfen, die unschuldig in Not geraten sind?“. Dann kam die beste Idee mit der Stiftung.

Welche Ziele verfolgt die Uwe-Seeler-Stiftung hauptsächlich?

In erster Linie ist sie für Menschen da, die unverschuldet in Not geraten sind. Das ist bewusst so ausgedrückt, weil das Spektrum der Menschen, die Hilfe benötigen, sehr groß ist. Das merkt man an den Anfragen. Gerade in der heutigen Zeit, in welcher viele Menschen an der Armutsgrenze – oder sogar darunter – leben, gibt es unglaublich viele Notsituationen. In diesen Fällen kann man wirklich auch mit kleineren Taten und Zuwendungen sehr viel bewirken.

Wo wird geholfen?

Es gibt natürlich größere Geschichten, wie beispielsweise bei der ersten integrativen Schule in Hamburg. Dort ist die Uwe-Seeler-Stiftung engagiert. Es gibt – was auch unfassbar ist, dass es nötig ist – tatsächlich Essensgutscheine, für Menschen, die wirklich überlegen müssen, ob sie am nächsten Tag etwas zu essen haben. Es sind ganz viele Geschichten, bei denen die Krankenkasse nur bis zu einem gewissen Punkt greift und danach nicht mehr. Wo man vielleicht noch eine Behandlung braucht, die nicht abgedeckt wird. Das geht bis hin zu Heizkostenzuschüssen. Das Spektrum ist unfassbar groß. Es gibt so viele Details, aber das meiste geht in diese Richtung. Immer steht dahinter ein Mensch, der sich wirklich überlegen muss, wie er diese Aufgabe finanziell hinbekommt. Und der wendet sich dann in letzter Verzweiflung an die Uwe-Seeler-Stiftung. Ich glaube, auch wenn ich mich umhöre und umschaue, dass es nicht viele gibt, die sich genau um diese verzweifelten Menschen kümmern.

Woher kommen die meisten Anfragen?

Am häufigsten erhalten wir Anträge aus Hamburg und der Region. Aber auch bundesweit haben wir Fälle.

Wodurch werden die Menschen auf die Stiftung aufmerksam, gerade auch in den verschiedenen „Schichten“?

Das war wirklich ein Prozess über Jahre. Uwe leistet dahingehend grandiose Arbeit. Ich finde es toll, dass er sich so persönlich einsetzt und das wirklich lebt. Er macht das mit so einer Begeisterung, aus voller Überzeugung und mit Herzblut. Das ist er, das ist nicht gespielt. Das hat er alles alleine aufgebaut und unser Anteil ist wirklich entsprechend gering. Man kann sich gar nicht vorstellen, auf wie vielen Veranstaltungen Uwe pro Jahr unterwegs ist und bis heute – obwohl er ja auch nicht jünger wird – derart engagiert ist. Das ist wirklich er. Es sind ganz viele persönliche Kontakte, die er aufgebaut hat, oder eben Menschen, denen es gefällt, wie er so ist. Er ist ja eine Art „Ronaldo von früher“. Man könnte sich gar nicht vorstellen, dass Ronaldo hier durch die Gegend läuft, zu einem Golfturnier fährt und wie Uwe – der im Augenblick nicht mehr spielen kann – den ganzen Tag von Flight zu Flight (Gruppe von Spielern; Anm. von Lisa Schatz) fährt und fragt, ob alles in Ordnung sei. Bei so einem Turnier bringt er Getränke vorbei und ist den ganzen Tag auf Achse, um danach freudestrahlend einen Scheck für den guten Zweck entgegen nehmen zu können.

 

Ohne die Unterstützung Ehrenamtlicher läuft nichts

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Gerhard Delling sprach mit mir über die Hintergründe der Uwe-Seeler-Stiftung. Foto: Lennart Westphal

Wie wird die Uwe-Seeler-Stiftung „gestemmt“?

Wir sind alle, Frau McGovern und eine weitere Arbeitskraft ausgenommen, ehrenamtlich aktiv. Das Ziel ist ja, möglichst geringe Ausgaben zu haben und möglichst viel für den guten Zweck zusammenzubekommen. Die Veranstaltungen werden meist von Menschen organisiert, die Uwe Seeler kennen oder von der Stiftung gehört haben und dann die Einnahmen spenden. Axel Lange aus Berlin beispielsweise, der zusammen mit Uwe bei den Schneeforschern ist, veranstaltet jährlich ein Turnier in Fleesensee. Dabei kamen an einem Wochenende immer Summen im sechsstelligen Bereich heraus. Dort waren Uwe oder ich oder wir beide in den vergangenen Jahren stets anwesend. Menschen wie Axel Lange sind der Stiftung sehr nahe gewachsen, sie haben sie über Jahre hinweg begleitet und massiv unterstützt. Es gibt viele weitere Unterstützer.

Das ist ja klasse, wenn man schon vieles planen kann auf Grund der regelmäßigen Turniere…

Ja, genau. Zum einen ist eine große Verlässlichkeit vorhanden und zum anderen entstehen zahlreiche Freundschaften und es wird viel für den guten Zweck getan. Das finde ich auch wichtig bei der Uwe-Seeler-Stiftung. Die Stiftung ist keine, die mit großen Werbeplakaten oder Werbung nach außen geht und sagt: „Schickt mir mal euer Geld“. Sondern meist war es bisher so, dass wirklich jemand persönlich vor Ort war und erklärt hat, worum es genau geht und welche Ziele man hat, und versucht, die Menschen zu überzeugen, einen Beitrag zu leisten.

Welche Menschen helfen ehrenamtlich mit?

Derjenige, der ein Turnier veranstaltet – wie zum Beispiel Axel Lange (s.u.; Anm. von Lisa Schatz) – stellt das zusammen mit seinen Mitarbeitern auf die Beine und organisiert das nebenbei. Dort wirken ganz viele Helfer und Helfershelfer mit, die sich der Sache verschrieben haben und dahinter stehen und das mitleben. Viele Dinge kann man gar nicht bewerten. Das würde gar nicht funktionieren, wenn nicht jeder seinen kleinen Teil dazu beitragen würde. Das große Ganze ist eben für den Erfolg verantwortlich. Dies ist hier so. Es geht nicht, wenn nicht ganz viele Menschen das auch wollen und sich damit identifizieren und sagen, dass sie das gut finden.

Inwiefern wird mit anderen Organisationen kooperiert?

Wir arbeiten viel mit der Franz-Beckenbauer-Stiftung zusammen. Diese ist schon größer, funktioniert aber ähnlich. Wir tauschen uns aus und wenn es einen Fall gibt, der nicht ganz klar ist, kann man sich noch einmal absichern, ob der jeweils andere schon einen solchen hatte. Da gibt es eine enge Verdrahtung.

 

Woher die Spenden kommen und wohin sie gehen

Seit Beginn der Uwe-Seeler-Stiftung wurden mehr als vier Millionen Euro Spenden gesammelt. Im Jahr 2015 kamen rund 450.000 Euro zusammen. Haben Sie damit gerechnet, dass die Stiftung eine solche Größenordnung an Spendensummen erreicht?

Am Anfang nicht. Im ersten Jahr waren es rund 38.000 Euro, die ausgeschüttet wurden. Das hat sich stetig weiterentwickelt und verfestigt. Es wird natürlich nicht einfacher, Spenden zu akquirieren, aber dieses Niveau kann man meines Erachtens halten und eventuell können wir noch mehr erreichen. Nicht nur im Fußball werden die Summen immer größer. Zugleich ist es so, dass Geld dort, wo es ist – zumindest gefühlt – immer inflationärer wird. Ich glaube, dass die Entwicklung weitergeht. Aber zu Beginn war wirklich nicht damit zu rechnen.

Woher kommen die meisten Spenden?

Das meiste kommt von den Veranstaltungen. Neben denjenigen, die die Events organisieren und Geld spenden, gibt es dort auch viele andere Menschen, die einen gewissen Betrag spenden oder etwas ersteigern oder einfach nur vorbeikommen kommen und eine Teilnahmegebühr zahlen, welche auch für den guten Zweck ist. In den vergangenen Jahren hat sich zudem der HSV sehr erkenntlich gezeigt. Und natürlich der Deutsche Fußball Bund, der auch immer wieder großzügige Spenden beisteuert. Man muss ein bisschen kreativ sein, wenn es darum geht, an bestimmte Institutionen und Menschen heranzukommen und die Kontakte dann eben auch herstellen. Das ist in erster Linie unsere Aufgabe.

Wie wird entschieden, wer wie viel Geld erhält?

Von dieser Detailarbeit sind wir befreit. Das sind so extrem viele Anträge. Das ganze Jahr hat Kerstin McGovern da unglaublich viel mit zu tun. Das sind so viele kleine Anfragen – und das ist meines Erachtens auch das Besondere an dieser Stiftung: Es gibt hier und da auch immer wieder größere Projekte. Aber hier geht’s meist wirklich um Kleinstsummen. Diese sind so elementar wichtig für diese Menschen, weil dort, wo sie wirklich gar nicht mehr vorhanden sind, wo sie absolut fehlen, ist die Not dermaßen groß – das ist wohl mit der „Welt, in der wir leben“, gar nicht zu vergleichen. Es ist natürlich eine riesen Aufgabe zu prüfen, dass alles seine Richtigkeit hat und dass das Geld wirklich dort ankommt, wo es gebraucht wird. Allein im vergangenen Jahr wurden über 1.100 verschiedene Anträge bewilligt. Bei 365 Tagen im Jahr kann man sich vorstellen, dass sie alle sehr schnell und genau gecheckt werden mussten.

 

„Die Anzahl Bedürftiger ist frappierend“

Inwiefern bekommen Sie etwas von den Einzelfällen mit? Gab es bei den Sitzungen zum Beispiel einen Fall, den Sie besprochen haben und der Sie besonders schockiert hat?

In erster Linie fand ich diese Anzahl an Menschen, denen es wirklich schlecht geht, im traurigen Sinne überwältigend. Es ist frappierend: Wir in einem so wahnsinnigen Überfluss. Dass es wirklich so viele Menschen gibt, die Unterstützung in dieser Form nötig haben und brauchen, ist unserem Stand der Entwicklung nicht würdig, wenn man ehrlich ist. Somit empfinde ich den Einsatz der Stiftung als sehr positiv. Natürlich kann man das Leid jeden Tag beklagen, aber das bringt einen nicht weiter. Dennoch gibt es so viele Bedürftige. Das ist für die Gesellschaft eigentlich nicht tragbar, da müsste dringend etwas geändert werden. Und hier wird schon vieles getan.

Wir hatten zum Beispiel vor einigen Jahren den Fall, dass jemand dringend einen Blindenhund brauchte, weil seiner verstorben war. Der Mann war völlig verzweifelt, weil Blindenhunde generell sehr teuer sind. Wenn ein solcher Hund gut ausgebildet ist, bewegen sich die Kosten für ihn schon im fünfstelligen Bereich. Von derartigen Fällen bekommt man schon etwas mit. Als ich gelesen habe, dass wir das finanzieren konnten, fand ich das toll.

Gab es noch andere Fälle neben dem Blindenhund, die Sie erwähnen möchten?

Ich finde es erschreckend, dass jemand eine Krankschreibung hat und eigentlich zum Arzt muss, es aber gewisse Leistungen gibt, die nicht übernommen werden. Und derjenige weiß nicht, wie er dort hinkommt. Die einzige Chance für ihn ist es, sich ein Taxi zu nehmen und wir reden hier über dreißig oder vierzig Euro. Das Volumen ist wohl etwas größer, weil er mehrmals fahren muss. Aber dass so etwas einen Verwaltungsprozess auslöst, ist schon heftig. Viele würden sagen: „Ich fahr dich schnell hin“. Aber das gibt’s: Dass Menschen allein sind, ganz auf sich gestellt, und kein Geld haben. Also, diese Menge an kleinen Zuwendungen, die dabei sind, finde ich extrem.

 

Zum Alleinstellungsmerkmal der Uwe-Seeler-Stiftung

Was macht die Stiftung besonders, was grenzt sie von anderen Stiftungen ab?

Sie ist schon relativ groß, und trotzdem vom Umfang und von den handelnden Personen her sehr klein. Wir sitzen stets in einer kleinen Runde zusammen, in der sich jeder kennt. Zudem gibt es keinen festangestellten Geschäftsführer oder dergleichen. Die Ausgaben sind sehr gering. Natürlich gibt es ein, zwei Kräfte, die diese ganze Flut an Anfragen bearbeiten. Zudem ist es so, dass – vor allem Frau McGovern – nicht nur die Fälle bearbeitet, sondern auch als eine Art Sorgentelefon dient. Viele Menschen rufen bei ihr an, die nicht nur in finanzieller Hinsicht eine Zuwendung brauchen, sondern zugleich nach Aufmerksamkeit suchen. Das sind Dinge, die dort miterfüllt und abgefedert werden. Aber der administrative Part ist doch sehr bescheiden und klein gehalten, damit dort relativ wenig Geld verpufft.

Haben Sie auch jemanden in der Stiftung, der als psychologischer Ansprechpartner für die Anfragenden dient?

Nein, dafür ist die Stiftung von der personellen Besetzung her zu klein. Das würde neue Kosten auslösen. Aber umso bemerkenswerter ist es, dass Frau McGovern dies alles übernimmt.

Hat sich Frau McGovern selbst komplett in die Materie eingearbeitet oder hat sie auch eine psychologische Ausbildung absolviert? Ich kann mir vorstellen, dass manche Fälle schon echt hart sein können – gerade die psychologische Betreuung, die die Menschen brauchen.

Das stimmt. Ich weiß nicht, ob sie da eine Ausbildung hat. Aber als Persönlichkeit ist sie sehr empathisch. Trotzdem ist es so, dass es nicht mehr händelbar wäre, wenn man das zu seinem eigenen Schicksal machen würde. Sie hat natürlich mittlerweile eine riesen Erfahrung in dem Bereich. Sie engagiert sich hier seit rund zwanzig Jahren. Ich denke, sie bräuchte nicht mal ein Diplom in der Richtung.

 

Delling über seinen Einsatz für die Stiftung

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Gerhard Delling neben der von Brigitte Schmitges umgesetzten Fuß-Skulptur von Uwe Seeler. Foto: Lisa Schatz

Was hat Sie dazu bewogen, sich für diese Stiftung zu engagieren?

Ich kenne Uwe schon lange. Ich muss dazu sagen, dass ich auch in der Bürgerstiftung in Hamburg bin und auch dem Eagles Charity Golf Club sowie der Alexander Otto Sportstiftung angehöre. Wenn es zeitlich möglich ist, ist man meiner Meinung nach dazu verpflichtet, sich Gedanken zu machen und ein bisschen zu engagieren. Als die Anfrage von Uwe kam, musste ich gar nicht lange überlegen, weil ich ihn über die vielen Jahre so gut kennen gelernt habe, dass ich wusste, wie integer das Ganze ist. Ehrlich gesagt war es sogar eher andersherum: Ich dachte, dass es eine große Ehre ist, dass er mich fragt. Er und Udo Bandow, der schon immer mit die treibende Kraft in der Stiftung gewesen ist. Zwei, die ich mit gewissem Stolz mittlerweile als Freunde auch an meiner Seite weiß!

Wie bringen Sie sich genau ein und welche Aufgaben haben Sie?

Mein Anteil ist verschwindend gering. Wir haben natürlich unsere Stiftungsratssitzungen. Dort besprechen wir vor allem, was während des Jahres geschehen ist. Zudem geht es darum, wie das Geld, das reinkommt, am besten verwaltet werden kann, sodass es …. nicht weniger wird, sondern am Ende des Tages eher noch ein paar Zinsen abwirft, die man dann ausschütten kann. Das ist im Augenblick mit eine der schwersten Aufgaben. Daneben gibt es Veranstaltungen, zu denen ich gehe. Bei den meisten allerdings ist Uwe vor Ort. Und eines muss ich betonen: Es ist unfassbar, was er da für ein Programm abreißt. Wenn er irgendwie kann, ist er immer am liebsten selbst dabei. Das sind z. B. Golfturniere, bei denen er dann den Scheck übernimmt.

Welches war Ihr schönstes Erlebnis in der Zusammenarbeit mit Herrn Seeler und den anderen Vorstandsmitgliedern?

Wenn wir uns in regelmäßigen Abständen treffen, ist es immer sehr harmonisch und schön. Es gab so viele tolle Turniere, bei denen wir zusammen vor Ort waren. Anfang dieses Jahres beispielsweise waren wir in Spanien bei der Uwe-Seeler-Trophy, einem Benefiz-Golfturnier in Marbella. Dort haben ehemalige Fußballprofis gegen Journalisten gespielt. Das waren drei wunderbare, lustige, unterhaltsame Tage und zugleich wurde wieder ein großer Scheck über 50.000 Euro an die Stiftung übergeben.

Wie laufen die Sitzungen ab?

Wir besprechen zunächst, was seit unserer letzten Begegnung alles passiert ist. Dann geht es an das Zahlenwerk. Das ist sehr wichtig: „Was ist rausgegangen und was kommt herein?“. Zudem diskutieren wir, welche Veranstaltungen neue Einnahmen bringen könnten und welche eventuell wegfallen. Es geht aber tatsächlich ums Geld: Wo legen wir es an? Wie geht es weiter, Aktienmarkt oder Anleihen? Was ist möglich und was nicht? Früher war es einfacher, weil es da Termingelder gab und wenn eine Stiftung konservativ mit möglichst geringer Aktienquote trotzdem Geld generieren wollte, hat man versucht, ein gutes Geschäft mit der Bank zu machen und gesagt: „Komm, wir machen relativ langfristig Termingelder“. Das war sehr sicher. Diese Form der Finanzierung ist mittlerweile komplett ausgefallen. Da muss man schon kreativ sein. In der Hinsicht ist Herr Gollub von Aramea mit dabei, der wirklich jedes Mal en detail sagt: „Die und die Sachen haben wir gemacht und die anderen aus diesem und jenem Grund nicht und wir sind jetzt bei einem Plus in der Höhe von XY Euro“. Man muss ihm hoch anrechnen, dass wir stets in einem Plus waren. Frau McGovern erzählt im Anschluss von ihrer Arbeit und speziellen Fällen, die schwieriger waren oder ihr besonders ans Herz gegangen sind.

Wie würden Sie die Atmosphäre innerhalb der Stiftung beschreiben?

Es ist ein sehr kleiner, familiärer Kreis und dadurch sehr kameradschaftlich. Wir befinden uns alle immer in regem Austausch. Uwe ist ja am glücklichsten, wenn er am Tisch sitzt, seine Freunde oder Menschen, die positiv und wohlgesonnen sind, um sich herum hat und diese gerne über Gott und die Welt reden mögen. Man sitzt auch mal mit Ex-Fußballprofis und aktuellen Profis auf der Jahresabschlussfeier zusammen, dann wird das Schifferklavier herausgeholt und gesungen…(lacht)

Vielen Dank für das Interview, Herr Delling.

Das habe ich gerne gegeben, bitte.

-> Weitere Informationen zur Uwe-Seeler-Stiftung findet ihr unter http://www.uwe-seeler-stiftung.de/.

-> Hiermit möchte ich mich auch für die gute Kooperation beim Hamburger SV bedanken, der mir ermöglicht hat, das Interview mit Herrn Delling im Volksparkstadion zu führen.

Einwurf: Bielefelder Ultras – Einsatz für einen guten Zweck

Guter Zweck. Die „Lokal Crew“ (Bielefelder Ultragruppe; Anm. von LS) ist den meisten Arminen und anderen Fußballfans wohl durch ihre sensationellen Choreographien bekannt. Seit Jahren unterstützt sie jedoch nicht nur den DSC Arminia Bielefeld, sondern auch soziale Projekte und damit die Gesellschaft in Bielefeld.

So hat die Gruppe 2014 Kleider- und Lebensmittelspenden für die Bielefelder Tafel und das Bielefelder Flüchtlingsheim gesammelt. Im vergangenen Jahr stellte sie in Kooperation mit dem DSC Arminia Bielefeld und der Deutschen Knochenmarkspenderdatei eine große Registrierungsaktion im Kampf gegen Leukämie auf die Beine.

Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Bochum (13.30 Uhr) ruft die „Lokal Crew“ unter dem Motto „Gemeinsam für Arminia – gemeinsam für Bielefeld“ erneut zu Spenden für den guten Zweck auf. Diesmal verkauft die Ultragruppe ab 11.45 Uhr vor dem Eingang der Südtribüne sowie im kompletten Stadionbereich Jutebeutel mit passenden Motiven für eine Spende von fünf Euro. Es könne auch ein kleinerer Betrag gespendet werden. Sämtliche Einnahmen gehen an das „Haus Zuversicht“ in Bethel (Bielefelder Stadtteil; Anm. von LS). Dabei handle es sich um ein „stationäres Hospiz, das zum Ziel hat Menschen ein würdevolles Sterben zu ermöglichen“, so ein Mitglied der Lokal Crew.

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Ankündigung der karitativen Aktion der „Lokal Crew“. Bild: Lokal Crew

Teil II des Interviews mit Armin Wolf

Wie versprochen folgt nun der zweite Teil des Interviews mit Sportreporter Armin Wolf…

Zu seinen Erlebnissen mit den Regensburger Vereinen

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Sportreporter Armin Wolf (li.) beim Interview mit Ex-Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp (re.). Foto: Armin Wolf

Themenwechsel. Welche waren Ihre tollsten Momente als Sportreporter ?

Auf alle Fälle die Interviews mit Franz Beckenbauer, Ottmar Hitzfeld sowie Uwe Krupp. Dazu gehörten natürlich viele, viele Tore – sei es beim Fußball oder beim Eishockey – vor allem die in letzter Minute oder Sekunde. Legendäre Tore: Sechs Sekunden vor Schluss, zwei Sekunden vor Schluss, tolle und spannende Übertragungen, worauf ich riesen Feedbacks bekommen habe.

Welche waren Ihre prägendsten Auf- und Abstiege oder dramatischsten Momente?

Einer der dramatischsten Momente war sicherlich, als der SSV Jahn in der zweiten Liga 2:0 in Köln geführt, und dann das 2:1 bekommen hat – und in den letzten beiden Minuten das 2:2 und 2:3. Das war der moralische Knacks damals und mit ausschlaggebend für den Abstieg. Diese zwei Tore zu schildern war schon brutal.

Die schwärzeste Minute, die ich als Sportreporter erlebt habe, war eine, in der ich bei einem Live-Kommentar einen Fehler gemacht habe. Der EV Regensburg hat in Wolfsburg gespielt, ich saß damals ganz oben, in der letzten Reihe unterm Dach. Von dort aus konnte ich das Tor, auf das das Penaltyschießen erfolgte, nicht richtig sehen. Auch den Stadionsprecher konnte ich dort nicht verstehen. Ich hab den letzten Penalty der Regensburger nicht richtig gesehen und dachte, dass es vorbei sei, wenn der Wolfsburger treffen würde. Ich hatte auf Grund der schlechten Sicht die falschen Schlüsse aus dem Schuss des Regensburgers zuvor gezogen. Dieser Penalty war ein Tor. Der Wolfsburger traf nicht und das Spiel war beendet. Ich musste mich also korrigieren. Das war meine schwärzeste Stunde. Ich habe nächtelang vor Ärger nicht geschlafen. Im Endeffekt hatte ich mich richtig korrigiert. Aber dennoch war das meine schlimmste Reporterstunde. Daran hatte ich lange zu leiden.

Welche waren Ihre schönsten Erlebnisse mit den Vereinen aus Regensburg und der Umgebung?

Sicherlich das Tor des EVR gegen Bayreuth in den letzten Sekunden vor Schluss in der regulären Spielzeit vergangene Saison. Dazu gibt es auch ein Video, worauf mein O-Ton  gespielt wurde. Das wurde daraufhin in der DonauArena als Intro gezeigt, online gab es dazu viele Kommentare. Aber ansonsten – es ist einfach immer toll, wenn ich jemanden bei den Läufen ins Ziel bringe. Was noch schön war, waren die Europapokal-Auswärtsreisen mit dem TSV Abensberg. Wenn du da aus Russland vom Judo-Europapokal Sambo Moskau gegen TSV Abensberg eine Live-Übertragung für Radio Charivari machst – das war einfach super (strahlt). Diesbezüglich habe ich auch viele Rückmeldungen von den Judofans aus Abensberg erhalten.

Inwieweit hat sich die Zusammenarbeit zwischen den Sportvereinen und den JournalistInnen verändert?

Sehr stark. Den Ausdruck „Mixed Zone“ konnte vor dreißig Jahren wohl noch niemand schreiben. Ich bin früher in der Donau-Arena und im Jahnstadion durch die Katakomben gegangen. Das gibt’s heute nicht mehr in der Art. Nur noch beim Eishockey. Da bin ich sehr verwurzelt und die Spieler haben Respekt vor mir. Aber beim Jahn ist es nicht mehr wie damals und dort gibt es kaum Ausnahmen. Die Mitarbeiter sind inzwischen alle besser geschult. Früher gab es das Internet nicht in dem Ausmaß wie heute und damit auch nicht den Liveticker. Das bedeutet, dass ich damals neben meinem Kollegen von der Mittelbayerischen Zeitung der einzige Berichterstatter war. Heute gibt es mehrere Liveticker und Kamerateams. Da spiele ich als Radioreporter eine untergeordnete Rolle. Vor mir als Lokalreporter kommen immer noch Antenne Bayern und der Bayerische Rundfunk. Deshalb bin ich da weit hintendran. In Regensburg hilft mir dann mein „Bekanntheitsgrad“, sodass das kein Problem für mich ist. Insgesamt ist die Arbeit im Medienbereich in den verschiedenen Vereinen professioneller geworden.

Welche Lieblingsclubs haben Sie oder möchten Sie sich da nicht festlegen?

Den EVR, SSV Jahn, die Buchbinder Legionäre und den TSV Abensberg – das sind die Vereine, mit denen ich das größte sportliche Leid, aber auch ganz, ganz schöne Momente erlebt habe.

 

Querdenken durch Vernetzung von Eishockey und Baseball

In welchen Situationen ist Querdenken in Ihrem Beruf wichtig?

Das mache ich meines Erachtens automatisch. Für mich ist eine Fußballübertragung nicht nur eine Fußballübertragung, sondern es bedeutet auch, das einfließen zu lassen, was der Trainer vorher gesagt hat. Außerdem ist folgendes wichtig: Wie bringe ich meine eigenen Trainingseindrücke in die Übertragung ein? Das geht alles über eine normale Übertragung hinaus. Haben die Spieler viel Konditionstraining absolviert? Deshalb bin ich ja auch im Trainingslager dabei. Ich schaue mir das Eishockeytraining an und das Baseballtraining. Letztens war ich begeistert, als mir meine Baseballer erzählten, dass sie kürzlich eine Stunde Yoga mit einer Yogalehrerin gemacht hätten. Ich lasse mir erklären, wie Philipp Pflieger trainiert, höre mir an, was Herr Dr. Möckel sagt, wie die Eishockeyspieler trainieren sollten und was sie nicht machen sollten. Ich finde diese Vernetzung zwischen dem EVR und den Buchbinder Legionären genial: Dadurch, dass mir beide Sportarten sehr am Herzen liegen, habe ich immer versucht, sie miteinander zu kombinieren. Ein Beispiel ist der Aufruf an die Eishockeyfans, die Baseballer zu unterstützen. Wer eine Eishockeykarte hatte, kam umsonst zum Baseball. Aber nochmal allgemein: Wenn ich im Fernsehen etwas sehe – wie zum Beispiel Life Kinetik – dann integriere ich das auch.

 

Zum sozialen Engagement des Sportreporters

Sie engagieren sich sehr stark im sozialen Bereich. Für welche Projekte setzen Sie sich ein und welche haben Sie selbst initiiert?

Vor allem organisiere ich viele Aktionen für Kinder. Wenn man jetzt ein paar Schwerpunkte setzt: Mir ist es wichtig, Kinder und – soweit es möglich ist – Menschen mit Behinderung zum Sport zu bringen. Ich war im Juli beim Inklusionssporttag, an welchem es darum ging, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenzubringen. Wir unterstützen viele kleine karikative Einrichtungen, für die 300 Euro sehr viel Geld sind. Dazu gehört beispielsweise „Mukoviszidose e.V. Regensburg“, welcher sonst um die 3000 Euro im Jahr zur Verfügung hat. Wir haben 350 Euro für ihn gespendet. Wobei wir in den vergangenen Jahren am meisten für die Leukämiehilfe getan haben. Dadurch, dass meine Schwester an Leukämie gestorben ist, liegt mir das besonders am Herzen. Ich bin seit Juni Botschafter der Leukämiehilfe. Man bekommt unwahrscheinlich viel zurück.

Ich würde gerne auf zwei der Projekte verstärkt eingehen. Und zwar auf die Flüchtlinge, für die Sie sich einsetzen, und auf die DKMS-Aktion für Herrn Klinger von der Albert-Schweitzer-Realschule Regensburg.

Zunächst zu den Flüchtlingen: Ich habe im Thomas-Wiser-Haus angerufen und zufällig erfahren, dass es die „Gruppe Sindbad“ gibt, die aus zehn Jugendlichen besteht. Diese sind auf Grund ihrer Vergangenheit traumatisiert. Wir haben mit ihnen Fußball gespielt. Durch einen Zufall habe ich dem Präsidenten vom FC Bayern-Fanclub Nabburg von den Jugendlichen erzählt, woraufhin sich dieser erkundigt hat, ob sie genug zu essen hätten: eines seiner Ehrenmitglieder hätte gute Kontakte zu einem Milchproduktehersteller. Sie haben gemanagt, dass die Flüchtlinge neue Kühlschränke und jede Menge zu essen bekamen. Da hat sich unglaublich viel drumherum entwickelt. Die Jungs selbst wollten unbedingt boxen. Afghanistan ist ja eine Boxregion. Ich habe mit Boxfit einen Deal bezüglich der Mitgliedsbeiträge gemacht. Darüber hinaus haben wir sie in unser Laufteam integriert. Sie begegnen uns mit sehr großem Respekt. Es gab nie Probleme, das ist eine wirklich schöne Sache. Ihre Sorgen bekommen wir ab und zu mit und wir versuchen zu helfen. In unserer Gegenwart sind sie immer freundlich und sprachlich haben sie sich auch super entwickelt – Wahnsinn, toll (wirkt kurz nachdenklich und ist sprachlos).

 

Armin Wolf holte Profisportler an einem Spieltag (!) zur Typisierung

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Armin Wolf holte die Profis des EV Regensburg an einem Auswärts(!)-Spieltag zur Typisierungsaktion in die Albert-Schweitzer-Realschule Regensburg. Foto: Günter Staudinger

Dann der zweite Punkt. Zur Spendersuche für den damals an Blutkrebs erkrankten Lehrer Herrn Klinger. Sie haben die Aktion sehr stark unterstützt und es sogar geschafft, dass Eishockeyprofis, die am selben Abend ein Auswärtsspiel hatten, zur Typisierung gekommen sind.

Wir haben schon mal eine Aktion dieser Art gemacht. Von Herrn Klinger hatte ich gelesen und wir hatten auch im Radio darüber berichtet. Daraufhin habe ich zu Alexandra (Ehefrau von Armin Wolf; Anm. von LS) gesagt, dass das „eine Sache wäre, in die wir uns nochmal richtig hineinknien könnten – auch, wenn wir diesen Menschen noch gar nicht kennen, da stellen wir einen Kontakt her“. Dann hat sich noch herausgestellt, dass unser Kontaktmann ein riesen Eishockeyfan war. Zum EVR haben wir gesagt, dass das eine tolle Sache sei, zunächst Blut zu spenden und dann am Abend zum Spiel zu fahren – und eine riesen Werbung für die DKMS. Die meisten Jungs hatten die falsche Vorstellung: „Blutentnahme? Da kann ich ja am Abend nicht mehr spielen, Armin“. Letztendlich waren fast alle dabei. Da hat alles wunderbar zusammengepasst. Der Tag der Aktion war sehr günstig, da auch meine Baseballer alle Zeit hatten.

Nun ein großer Schwenk. Fällt Ihnen eine Frage ein, die Ihnen noch nicht gestellt wurde?

Was ich schon ganz lange nicht mehr gefragt wurde, ist, warum ich in Regensburg geblieben bin. Die Antwort ist einfach: Weil ich wahrscheinlich in einer anderen großen Großstadt eingegangen wäre wie eine Primel. Ich brauche mein Umfeld. Ich brauche meine Familie, meine Freunde, meine Frau. Aber ich brauche auch den Armin Zimmermann (Vorstandsvorsitzender der Buchbinder Legionäre Regensburg; Anm. von LS; macht eine Pause). Das brauche ich. Ich brauche meine Vereine, meinen EVR, kurze Wege.

Ist Regensburg für Sie die schönste Stadt der Welt?

Regensburg ist einfach meine Heimat. Ich kann es nicht beurteilen, weil ich kein Städtereisender bin. Es mag schönere geben, aber ich war bei der Siegerehrung des Challenge und im Anschluss daran sind wir an der Donau entlang gegangen. Da hab ich zu meiner Frau gesagt: „Du, wir leben doch eigentlich im Paradies, oder? Wennst da siggst: Die Donau fließt da dahi – die Bäume, die Sträucher – toll!“.

Welche Ziele haben Sie – sportlich, beruflich, privat?

Also sportlich ist das nächste Ziel, im kommenden Jahr mit gut strukturiertem Training beim Triathlon besser zu werden. Ich bin jetzt das 500. Mitglied im Biketeam. Dort werde ich mich der schlechtesten Gruppe anschließen. Ich habe überall noch Potenzial. Wenn ich nicht mehr so viel Angst habe, abwärts zu fahren, dann wird das besser. Beruflich sag ich mir, ich kann eigentlich nichts mehr erreichen. Ich weiß nicht, was da auf mich zukommt. Ich schreibe jetzt wieder mehr, mache viel für die Sonntagszeitung der Mittelbayerischen Zeitung. Meine KollegInnen sind dort total begeistert – warum auch immer. Ich war da zunächst mal vorsichtig, weil ich nicht wusste, ob ich das kann. Frau Sigl, die das macht, meinte, dass ich einen so eigenen Stil hätte. Mir ist es wichtig, ganz genau zu recherchieren. Inzwischen habe ich dort eine kleine Eishockeyseite und schreibe Portraits über Sportler.

Privat ist mir die Gesundheit am Wichtigsten. Wenn man so viel mit kranken Menschen und Menschen mit Behinderung zu tun hat, dann verspürt man umso mehr, wie gut es einem geht. Meine Eltern sind jetzt beide 86 Jahre alt und es wäre super, wenn sie noch lange gesund bleiben. Wir sind von schweren Schicksalsschlägen im Moment verschont. Ob ich jetzt 1 Stunde und 49 Minuten schwimme oder 1 Stunde und 50 Minuten ist egal – Hauptsache, ich hab’s geschafft!

 

Armin Wolf über die „Armin-Wolf-Arena“

Seit 1998 steht in Regensburg die nach Ihnen benannte Armin-Wolf-Arena. Bitte beschreiben Sie, wie Sie das empfinden.

Ich bin stolz darauf, Namensgeber zu sein. Das mögen manche Leute kindisch finden – ich finde das super. Aber ich habe auch für die Namensgebung immer gerne meine Pflicht und Schuldigkeit getan, was den Sponsorenbereich angeht. Die Eröffnung war natürlich total bewegend, das ist klar. Es gibt ein Stadion, das ist nach dir benannt: Armin-Wolf-Arena. Bewegende Momente. Du weißt dann eigentlich nicht: Sollst du jetzt weinen oder total professionell schauen? Sollst du dich jetzt freuen oder nicht? Die richtig große Freude kommt dann erst danach – vor allem Jahre danach, wenn man sieht, wie begeistert die Menschen bei den Spielen im Stadion sind. Und die Krönung ist jetzt, wo das Leistungsinternat steht, in der Nacht vorbeizufahren und es steht in großen Lettern beleuchtet „Armin-Wolf-Baseball-Arena“ drauf. Ich mein: Das ist eigentlich nicht zu fassen. Und es beeindruckt Menschen. Es gibt sicherlich welche, die sind neidisch, ok. Oder es gibt Leute, die sagen, dass ich narrisch (Hochdeutsch: verrückt; Anm. von LS ) bin. Das muss man auch akzeptieren. Aber wenn so jemand wie Heiko Herrlich, den ich sehr schätze, sagt, dass er so etwas einfach toll finde und er wisse, dass man sich so etwas auch erst verdienen muss, finde ich das sehr schön.

Was bedeutet das Internat für Sie?

Damit ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen! Dass dreißig Baseball- und Eishockeyspieler von zweien meiner Lieblingsvereine unter einem Dach leben, finde ich großartig. Das habe ich mir immer gewünscht, dass das einmal so wird und das finde ich klasse.

Zum Schluss des Interviews stelle ich Ihnen noch drei Entscheidungsfragen. Strand und Meer oder Städtereisen mit Sehenswürdigkeiten?

Strand und Meer überhaupt nicht – nein, nein – das wäre mein Tod. Ich bin der Burgen- und Schlossreisende! Wir schauen immer: Wo ist eine Burg, wo ist ein Schloss, wo können wir was angucken? Und das wird dann mit Sport verbunden. Ich bin quasi immer im Trainingslager (lacht).

Olympia oder Fußball-Weltmeisterschaft?

Poh, poh (überlegt), total schwer. Eher Olympia, wegen der Vielseitigkeit.

Altehrwürdiges Jahnstadion oder Continental Arena?

Altehrwürdiges Jahnstadion, auf jeden Fall. So viele Erinnerungen, Emotionen und Erlebnisse.

Vielen Dank, dass Sie sich so viel Zeit für das Interview genommen haben, Herr Wolf.

Bitte, gerne.